„Freibäder lohnen in unseren Breiten nicht“, berichtete am 26. August 1961 der WESER-KURIER. Von den 120 Tagen, an denen die Bremer Freibäder in jedem Sommerhalbjahr geöffnet seien, gebe es nämlich durchschnittlich nur etwa 25 bis 30 „gute Tage“ mit ausreichendem Sonnenschein, sommerlichen Temperaturen und hohen Besucherzahlen: „In diesem Jahr wurden bis heute nur 17 solcher guter Tage registriert. An allen übrigen hätten die Freibäder geschlossen bleiben können. Mit anderen Worten: die Besucherzahlen lohnen kaum noch den finanziellen Aufwand, den die Stadtgemeinde für sie betreiben muß. Allein schon aus diesem Grund gewinnt auch in Bremen ein Projekt immer mehr Anhänger: das Allwetterbad.“ Dieses nämlich biete als eine Art Kombibad während des Winters „alle Bequemlichkeiten eines Hallenbades“ und im Sommer die „Freizügigkeiten eines Freibades“.

1987 durften bei der Aktion „Treffpunkt Bad“ auch Kanuten ins Westbad.
Die Gesellschaft für öffentliche Bäder betrieb damals zehn Freibadeanstalten und zwei Hallenbäder: Das 1952 am Richtweg eröffnete Zentralbad und das neue Vahrer Bad. Ein drittes Hallenbad in Vegesack befand sich im Bau. Klar war: Die Besucherzahlen lohnten den finanziellen Aufwand für die Freibäder nicht – es ging jedoch nicht allein um die Wirtschaftlichkeit, sondern vor allem auch um gesundheitliche und sportliche Aspekte.
Ein Hallenbad je 120.000 Einwohner
Die Deputation für Leibesübungen beschloss vor diesem Hintergrund, 1962 zunächst kein weiteres Freibad mehr zu bauen, sondern die Pläne für ein Hallenbad in der Neustadt weiterzuverfolgen – Pech für die Blumenthaler, wo damals eigentlich der Bau eines Freibads kurz bevorstand. Ein Hallenbad je 120.000 Einwohner, so die Faustregel. Hallenschwimmbad Nummer fünf sollte nach dem 1970 eröffneten Hallenbad Süd das Hallenbad West werden. Anfang der 1960er-Jahre forderte der Bürgerverein ein Hallenbad für die Menschen in Gröpelingen, Oslebshausen und Burg. Schließlich setzte sich aber die Idee durch, das Hallenbad West in der Nachbarschaft des kurz zuvor runderneuerten Waller-See-Bades zu bauen, um dort ein Kombibad mit Innen- und Außenbecken zu schaffen.

1994 wurde das neue Solebecken erstmals gefüllt.
So rückte als Standort eine städtische Fläche am Alten Winterweg in den Fokus, auf der nach dem Krieg in Eigenarbeit kleine Einfamilienhäuschen errichtet worden waren: Die letzten 15 dort noch ansässigen Familien mussten die Grundstücke zum Jahresende 1971 räumen.
27 Entwürfe waren für den Hallenbad-Neubau eingereicht worden. Einstimmig entschied sich die Sportdeputation Anfang Juni 1973 für den mit 6,8 Millionen D-Mark günstigsten Entwurf: Einen teilweise unterkellerten eingeschossigen Baukörper mit einem 25-Meter-Mehrzweckbecken, einem Lehrschwimmbecken mit Hubboden und einem Gymnastiktrakt. Abstriche mussten Sportvereine, Bürgervereine und der Waller Stadtteilbeirat machen, die sich für ein großes Schwimmbecken mit einer 50-Meter-Bahn eingesetzt hatten.
Straßenbahnhalt direkt vor der Tür
Beim Richtfest am 3. September 1974 lobte Bausenator Stefan Seifriz als Bauherr vor allem die verkehrsgünstige Lage des Bades. Denn schon damals hielt die Straßenbahn praktisch vor dem Haupteingang. Die damalige Bürgermeisterin Annemarie Mevissen unterstrich: „Natürlich ist das ein stolzer Preis. Aber das Schwimmbad ist auch für die Zukunft geplant.“ Am 28. August 1975 war es dann so weit: Das Hallenbad wurde der Öffentlichkeit übergeben, Prominente schwammen um die Wette und beim Wasserballspiel „standen“ sieben Beiratspolitiker sieben Deputierten gegenüber (die Deputierten gewannen mit 5:1).

So soll es aussehen, wenn der Neubau voraussichtlich Anfang 2026 fertiggestellt sein wird.
Mehrfach wurde das Bad im Laufe der Zeit verändert. Im Sommer 1994 bekam es ein eigenes Solebecken für Übungen aus der Krankengymnastik und außerdem eine Saunalandschaft. Im Frühjahr 1998 entstand die Eissporthalle Paradice und kurz nach der Jahrtausendwende wurden das ehemalige Hallenbad West und das Freibad zum Kombibad „Westbad“ zusammengeschlossen. Nach mehr als 40 Jahren bröckelte es dann aber an immer mehr Ecken, weshalb 2012 der Waller Beirat die Sanierung des Bades forderte. Ende 2014 wurde vom Senat ein Teil-Neubau beschlossen. Im September 2017 war dann klar: Das Hallenbad wird komplett neu gebaut.