Seit längerem brodelt es in der Waller Gerüchteküche. Am Feldmarksee, so war zu hören, gibt es demnächst einen Stand-up-Paddling-Verleih (SUP). Ortsamt und Waller Stadtteilbeirat wussten bislang allerdings von nichts, wie der für Walle verantwortliche Stadtteilsachgebietsleiter Leon Czyborr sagt: „Wir wurden nie benachrichtigt oder beteiligt.“
Vorsichtshalber haben die Ortspolitiker vor einiger Zeit beim Sportamt nachgefragt, welche Ideen und Vorstellungen es dort für den Feldmarksee gibt. Die zuständige Abteilungsleiterin bestätigte daraufhin kürzlich gegenüber dem Fachausschuss Kultur, Sport und Migration, dass man in ihrem Haus über eine Aufwertung des Areals beim Badestrand im nordwestlichen Teil des etwa 14 Hektar großen Sees nachdenke und der Errichtung einer SUP-Station zugestimmt habe.
Unterschiedliche Zuständigkeiten
Aber: Die Gemengelage ist kompliziert, verschieden Stellen und Behörden sind am Feldmarksee für unterschiedliche Fragen zuständig – angefangen damit, dass der in den 1970er-Jahren durch Baggerarbeiten für den Autobahnbau entstandene See dem Bund gehört und nicht der Stadt, die die Fläche verwaltet. Die Genehmigung einer SUP-Station liegt laut Sportressort im Verantwortungsbereich der städtischen Liegenschaftsverwaltung Immobilien Bremen (IB). Von dort heißt es, testweise sei einem Betreiber im Sommer 2023 der SUP-Verleih am Feldmarksee ermöglicht worden. IB-Sprecher Fabio Cecere: „Nach Ende der Saison hat der Betreiber jedoch sein Engagement hier beendet, sodass der Pachtvertrag zum 31. Dezember 2023 auslief.“ Aktuell liege IB kein weiterer Antrag vor, so Cecere weiter: „Es kann aber sein, dass es Interessenten gibt und das noch nicht bei uns angekommen ist.“
Sportfischer mit Bedenken
Fakt ist: Für die schnell und einfach zu erlernende Trendsportart sind stehende Gewässer wie der Feldmarksee gut geeignet. Sportbegeisterte dürfte die Aussicht auf eine SUP-Station am Waller Feldmarksee dementsprechend freuen. Kritisch hingegen sehen das Vorhaben die Tura-Sportfischer, die seit April 1974 einen Fischereipachtvertrag für das Gewässer haben und es unter anderem durch regelmäßige Müll-Sammelaktionen pflegen und sauber halten. Dieses Jahr haben sie beim See Vogelschutzhecken angelegt und denken aktuell über den Bau von Nistkästen für Vögel und Fledermäuse nach.
Von der Aussicht auf eine SUP-Station am Feldmarksee fühlen sie sich überrumpelt. „Wir hätten dazu gerne mal Pläne gesehen, aber wir sind überhaupt nicht über die Planung informiert worden“, bedauert Daniel Böttcher, Abteilungsleiter Sportfischen bei Tura, „dabei hätten wir ja auch Vorschläge machen oder helfen können. Aber so wie es jetzt ist, lehnen wir das Vorhaben strikt ab.“
Dies vor allem aus Sorge um die Uferzonen, so Böttcher: "Wir haben da Ecken, die des Naturschutzes bedürfen. Da fahren die SUP-Nutzer garantiert rein – vielleicht nicht aus Absicht, sondern eher aus Unwissenheit." Außerdem sei der Feldmarksee noch einer der wenigen ruhigen Orte in Bremen, an denen man entspannt spazieren gehen könne.
BUND: Wichtiger Schutzraum
Ähnliche Bedenken hat Katrin Hasselbach, die regelmäßig für den BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) vogelkundliche Führungen rund um das Gewässer anbietet. "Stille ist ein vernachlässigtes Gut", sagt sie – und der Feldmarksee sei ein wichtiger Schutzraum etwa für Haubentaucher, Pfeifenten oder die sehr seltenen Flussseeschwalben.
Auch wenn die nun im Fachausschuss vorgestellten Ideen und Angebote noch recht vage seien und es keine konkreten Details zu hören gab – grundsätzlich finde er den Ansatz gut, sagt der stellvertretende Sprecher des Sportausschusses, Peter Warnecke (CDU): „Ich halte es für gut für die Waller Bürgerinnen und Bürger, das Areal dort als Freizeitzentrum aufzuwerten und dabei die Bedürfnisse von Mensch und Natur miteinander in Einklang zu bringen.“ Allerdings müsse geklärt werden, wie es mit der Zuwegung und mit Parkmöglichkeiten aussehe. Der Schlickwiesenweg, der vom Mittelwischweg aus direkt zum See führt, ist durch eine Schranke für Autos gesperrt – vom dortigen Parkplatz aus sind es rund 400 Meter bis zum Badestrand.