„Das Ende der Blocklanddeponie kommt in Sicht, die Suche nach einem neuen Standort, an dem in großem Stil Abfall gelagert werden kann, läuft an“, berichtete der WESER-KURIER im März 2016. Hintergrund war eine Anfrage der Grünen, ihre Bürgerschaftsfraktion hatte wissen wollen, wie lange noch Müll an der Blockland-Autobahn abgeladen werden kann. Die Antwort: In rund sechs Jahren sei die Kapazität des 50 Meter hohen Bergs erschöpft.
Im Dezember 2016 dann die Kehrtwende: Eine aktuelle Berechnung habe ergeben, dass die Kapazitäten der Bremer Deponie nun doch noch bis zum Jahr 2030 ausreichen, war damals überraschend aus dem Abfall-Referat beim Umweltsenator zu hören.
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Per Beiratsbeschluss erteilten damals die Waller Ortspolitiker weiteren Expansionsplänen über 2030 hinaus eine klare Absage. „Dazu gehört insbesondere eine mögliche Erweiterung über den Waller Fleet in Richtung Waller Feldmarksee“, hieß es in dem einstimmig verabschiedeten Antrag, den damals die SPD ausgearbeitet hatte. Und weiter: „Der Stadtteilbeirat Walle fordert daher die zuständigen Stellen eindringlich auf, vor 2030 Alternativen für einen anderweitigen Standort zu finden, um weitere Belastungen für die Bevölkerung und die Anlieger abzuwenden und die positive Weiterentwicklung der Waller Feldmark als bedeutsames Naherholungsgebiet für die Stadt Bremen nicht zu gefährden.“
Ein neuer Standort ist allerdings bis heute nicht in Sicht und so wuchs die 1969 im Blockland angelegte Deponie immer weiter in die Höhe. Am 17. Dezember will das Umweltressort dem Senat eine Machbarkeitsstudie und die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zur nächsten geplanten Erweiterungsmaßnahme vorstellen – es geht dabei darum, den mittleren Teil der Deponie aufzufüllen, sodass ein durchgehendes Plateau entsteht. „Die bisher genehmigte maximale Einlagerungshöhe von 60 Meter über dem Meeresspiegel (Normalhöhennull) wird durch das neue Zentralplateau nicht überschritten und es entsteht ein unseres Erachtens harmonischeres Gesamterscheinungsbild“, erklärt dazu Antje von Horn, Sprecherin der Bremer Stadtreinigung (DBS). Den Untersuchungen zufolge ist solch eine Aufstockung technisch machbar und wäre auch wirtschaftlich. Die beiden Windkrafträder auf der Deponie können von Horn zufolge bis zum Ende der vereinbarten Pachtzeiten betrieben werden und behindern die Aufstockung nicht.
Sofern im Februar / März Umweltdeputation, Senat und Bürgerschaft zustimmen, ist für das erste Quartal die gesetzlich vorgeschriebene sogenannte Antragsberatung geplant. Dabei stellt die DBS als Antragsstellerin ihr Vorhaben vor und wird von der zuständigen Genehmigungsbehörde darüber informiert, welche Unterlagen – zum Beispiel Gutachten – für den Antrag voraussichtlich benötigt werden.
Geht es nach dem Waller Beirat, dem die Pläne kürzlich vorgestellt wurden, wird dies definitiv die letzte Erweiterung der Deponie sein: Einen weiteren Ausbau der Deponie lehnen die Waller Ortspolitiker entschieden ab. Auch, dass die Suche nach einem neuen Standort offenbar erst ab 2027 beginnen soll, wird von ihnen kritisch gesehen. „Wir sind damit eigentlich alle sehr unglücklich“, sagt Burkhard Winsemann (SPD), Sprecher des Fachausschusses Bau, Umwelt und Verkehr. Was ihm besonders missfällt: „In der Präsentation, die uns gezeigt wurde, steht, dass eine Ausdehnung der Deponie in Richtung Waller Feldmarksee ‚derzeit ausgeschlossen‘ werde. Ein einschränkendes Wort wie 'derzeit' gehört da aber meiner Meinung nach gar nicht hin. Solch eine Ausdehnung wäre eine große Katastrophe für den Stadtteil. Diese Option muss natürlich weg.“
Nach aktuellen Prognosen reicht das Volumen der Deponie noch in etwa bis zum Jahr 2034. Angesichts dieser „gar nicht mal so langen Zeitspanne“ sollte baldmöglichst „dringend und ernsthaft“ nach einem neuen Standort gesucht werden, findet Winsemann: „Entsprechende Angebote fallen einem ja nicht einfach so vor die Füße.“ So sehen es auch die anderen Fraktionen – das Stadtteilparlament hat deshalb nun Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf (Grüne) aufgefordert, „das Standortsuchverfahren für eine neue Deponie anzustoßen und die entsprechenden Planschritte einzuleiten.“