Villen, Burgen, Mühlen, Fabrikgebäude – Tausende historisch bedeutsame Bauwerke in ganz Deutschland können am Tag des offenen Denkmals immer am zweiten Sonntag im September besucht werden. Bei der Ausgabe der laut Veranstalter „größten Kulturveranstaltung Deutschlands“ an diesem Sonntag, 8. September, beteiligt sich erstmals auch das Kaisenhaus-Museum in der Waller Feldmark. Das 1957 erbaute Behelfsheim am Behrensweg, das vor 15 Jahren als Museum hergerichtet wurde, ist nämlich im April vom Landesamt für Denkmalpflege als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz gestellt worden.
„Wir waren selbst überrascht, als sich eine Mitarbeiterin aus dem Denkmalamt zunächst im Brodelpott meldete und dann bei uns vorbeikam und alles angeschaut hat. Dann kam auf einmal der Brief – und wir waren Denkmal“, erzählt Günter Schminke vom Vereinsvorstand: „Wir haben uns nicht darum beworben und wissen auch noch nicht, was das jetzt genau für uns bedeutet. Wir haben uns aber gedacht: Wenn wir schon unter Denkmalschutz stehen, dann lass uns am Tag des offenen Denkmals teilnehmen und das auch nach außen tragen.“

Blick in eine voll eingerichtete historische Küche.
Was sich die Ehrenamtlichen vom Kaisenhaus-Museum außerdem fragen: Wem beziehungsweise welchem Umstand sie die für sie überraschende Würdigung durch das Denkmalamt zu verdanken haben. „Es gehört zu unseren Aufgaben, nach Objekten zu suchen, die Denkmalcharakter haben. Dass das Thema Kaisenhäuser denkmalwürdig ist, war schon lange bekannt“, erklärt dazu Karin Geiss vom Landesamt für Denkmalpflege. Nachdem sich vor einiger Zeit die Personalsituation im Haus verbessert habe, habe man das Thema in diesem Jahr dann tatsächlich angehen können: „So etwas dauert immer eine Zeit, denn es muss ja jeweils auch ein Gutachten erstellt werden.“

Auch ohne Waschmaschine bekam man die Wäsche sauber. War aber deutlich anstrengender.
Das zehnseitige „Gutachten zum Denkmalwert“ enthält neben einer ausführlichen Baubeschreibung auch eine historische Einordnung des Themas Kaisenhäuser. Für den Erhalt des Gebäudes sprechen der Expertise zufolge sowohl geschichtliche als auch heimatgeschichtliche Gründe. Sprich: Es hält die Erinnerung an die deutschlandweiten Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und die daraus resultierende extreme Wohnungsnot wach – auch in Berlin, Hamburg, Köln oder Kiel suchten der Gutachterin zufolge die vielen obdachlos gewordenen Menschen Unterkunft in Gartenlauben in Kleingartengebieten – und steht gleichzeitig stellvertretend für die vielen in der Waller Feldmark errichteten Behelfsheime.
Die Unterschutzstellung könnte womöglich Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung des Kleingartengebiets um das Kaisenhaus-Museum herum haben, glaubt Günther Schminke: „Denn wenn es so käme wie von der CDU gefordert und das Gewerbegebiet Bayernstraße in Richtung Kleingartengebiet erweitert würde, wären dann ja die Belange des Denkmalschutzes einzubeziehen. Dann würden wir hier womöglich zu einer Enklave.“