Heiraten alleine ist ja schon schön – und dann noch den verklärten Blick über das heimische Gewässer und die schöne Heimatstadt schweifen lassen? Das wird vielleicht bald möglich sein: Am Lankenauer Höft soll der Radarturm, wenn es nach dem Willen des Investors geht, zur standesamtlichen Außenstelle werden.
„Das Lankenauer Höft ist zum Eventbereich geworden, und nun wollen wir den Radarturm für die Öffentlichkeit öffnen“, berichtet dazu Sara Dahnken von der BCS Fine Dining, einer Firma der Bührmann-Gruppe. Neben der Nutzung des Radarturms für die Bevölkerung steht für Sara Dahnken ebenfalls fest: „Nirgendwo kann man sich im Bremer Süden trauen lassen.“ Diese Möglichkeit soll nun geschaffen werden – genauer: Die „Schaffung eines bremenweit einzigartigen, touristischen Highlights in Woltmershausen“, wie es in der dem Beirat gezeigten Präsentation heißt. Zwar sei der Turm teilweise mit Radartechnik bestückt und derzeit nicht zugänglich, „doch das wollen wir ändern.“
Turm muss zuerst saniert werden
Eine weitere Idee für den potenziellen Trauturm: Alles, was an Einnahmen durch die Trauungen hereinkommt, soll an den Stadtteil gehen – für Kultur- und Bildungsangebote etwa. Und der Betrieb des Trauturms soll durch das Kulturhaus Pusdorf, neben den Trauungen etwa für Besuchergruppen, Schulklassen oder auch Konzerte, gesichert werden: „Wir sind im Gespräch“, meint Sara Dahnken. Ihre Präsentation verrät ein weiteres Ziel: „Einen Ort der lebendigen Geschichte in Woltmershausen schaffen.“
Derzeit ist dieses Ziel ein bloßes Vorhaben, da der Turm nicht zugänglich und darüber hinaus stark sanierungsbedürftig ist. Dafür soll der Turm grundsätzlich erhalten bleiben, die Fassade jedoch renoviert und der untere Bereich insgesamt schöner werden. Ein „modernes Hafendesign“ soll der zukünftige Trauturm erhalten und „Strahlkraft in und über Woltmershausen hinaus entfalten“ – und das nicht nur außen, sondern auch innen. Dort im Trauzimmer mit Platz für 15, 16 Personen, soll es eher maritim zugehen – oder wie die Präsentation verspricht: „Renovierung der Innenräume im Hafencharme und mit Bezug zur Stadtteilgeschichte durch Bildmaterial". Barrierefrei wird der Trauturm allerdings nicht sein, der Platz für Fahrstuhl oder Treppenlift ist nicht vorhanden - „leider“, so Sara Dahnken, „doch wir wollen unten mit Bildschirmen die Trauungen zeigen.“
Insgesamt soll aber versucht werden, möglichst wenig zu verändern, sagt sie – „weil der Turm ja noch eine Funktion hat, er aber auch ein Wahrzeichen ist.“ Zudem, sagt Sara Dahnken, „hoffen wir, dass die Busverbindung dauerhaft weitergeht und dass der Stadtteil diese Idee ebenfalls gut findet.“
Einnahmen sollen Stadtteil zugutekommen
Die weiteren Schritte für das Vorhaben: Der gewünschte und potenzielle Mieter, also der Verein Kulturhaus Pusdorf, soll die finale Konzeptionalisierung erarbeiten. Anschließend soll das Konzept als standesamtliche Außenstelle eingereicht werden. Es gebe bereits Standesbeamte, die dort Trauungen durchführen möchten, heißt es, weitere seien jedoch willkommen. Nach dem Umbau und der Sanierung des Radarturms am Lankenauer Höft sollen die standesamtlichen Trauungen starten, die Einnahmen sollen dem Stadtteil zugutekommen.
„Wir könnten mit so einem Ort auftrumpfen, weil wir sonst keinen Ort für Trauungen im Bremer Süden haben“, sagt dazu Beiratssprecherin Edith Wangenheim (SPD). Und sie weiß: „Sieht schon schön aus von da oben, unser Bremen.“ Edith Wangenheim erinnert an einen Beschluss aus Oktober 2017, der wiederum auf einen Kriterienkatalog aus dem September 2016 hinweist – und unter anderem dieses Kriterium für wichtig erachtete: „Die perspektivische Öffnung des Turms für die Öffentlichkeit.“ „Wir sollten den Investor unterstützen“, meint sie, auch deshalb, weil sich das Standesamt noch nicht vollends überzeugt zeigt.
„Das wäre etwas Gelungenes“, findet nicht nur Edith Wangenheim, sondern ebenfalls auch der stellvertretende Beiratssprecher Ole Lindemann (CDU): „Und die verkehrlichen Anbindungen versuchen wir umzusetzen, dazu haben wir schon häufiger Beschlüsse gefasst.“
Tobias Fendt (CDU) würde sich, wenn möglich, Barrierefreiheit wünschen. „Für ältere Menschen etwa oder für Rollstuhlfahrer. Ich finde es schade, dass diese Menschen ausgeschlossen werden.“ Sara Dahnken sagt dazu: „Wir haben es prüfen lassen, aber es fruchtet leider nicht. Es ist wie auf Leuchttürmen in der Nord- oder Ostsee, aber wir geben uns die größte Mühe, zum Beispiel durch die Bildschirme.“