Mit Blick über die Stadt einen Softdrink oder Cocktail genießen – das geht auch in Bremen. Zwar kann die Stadt nicht wie Hamburg oder Frankfurt mit einer Rooftop-Bar in schwindelerregender Höhe aufwarten. Besondere Locations, die dem Besucher ein einzigartiges Panorama bieten, finden sich aber auch hier. Wir haben uns umgeschaut und erfahren, wer seine Räumlichkeiten für private Feiern vermietet, wo After-Work-Clubs zur Party nach Feierabend einladen und wo es regelmäßig Barkultur in gemütlicher Atmosphäre gibt.
Deck 20: Wohnzimmer in luftiger Höhe (63 Meter)
Die derzeit höchste Bar Bremens befindet sich im 20. Stock des Landmark Towers in der Überseestadt. Eine „Auszeit zwischen Himmel und Erde“ verspricht der Betreiber Q Gastro & Events seinen Gästen. Der Besucher fühlt sich dem Himmel über Bremen im Deck 20 schon recht nah: Auf 63 Metern Höhe sitzt man am Tresen oder nimmt an einer der Tischgruppen im Stil der 1950er-Jahre Platz. Dabei ist die Nichtraucher-Bar mit 24 Sitzplätzen eher klein – sie wird für private Veranstaltungen mit bis zu 60 Personen vermietet. „Wir wollten einen Wohlfühlort mit Wohnzimmeratmosphäre schaffen“, sagt Geschäftsführer Paul-Alexander Völcker. Das Besondere daran: Durch die bodentiefen Fenster kann der Blick weit über Bremen schweifen.

Blick aus dem Deck 20 auf die Hafenpromenade und die Architektur der Überseestadt.
Über den Fernsehturm in Walle geht der Ausblick zu den Kirchtürmen der Altstadt und von der Neustadt über den Weseruferpark bis hin zum Stahlwerk. Die bauliche Entwicklung der Überseestadt lässt sich von oben erkennen, und bei schönem Wetter geht die Sicht weit nach Niedersachsen. Wer den schmalen, umlaufenden Balkon betritt, genießt den Ausblick bei einer frischen Brise – Gläser sind draußen streng verboten, aus mehr als 60 Metern Höhe würden sie beim Herabfallen zu gefährlichen Geschossen.
Außer für private Veranstaltungen öffnet das Deck 20 seit 2010 jeden Freitag und Sonnabend für „Members only“, erklärt Völcker. Mitgliedskarten sind im Restaurant Riva erhältlich. Mehr als 6000 habe er bereits ausgegeben. An den Barabenden kämen im Schnitt jeweils etwa 80 Gäste. Dabei sei das Publikum älter als 21 Jahre, denn für Jüngere gebe es keine Mitgliedskarte. Der Barkeeper serviert eine klassische Getränke-Auswahl und kleine Bar-Snacks wie Nüsse und Oliven, garniert mit ruhiger Lounge-Musik.

In 63 Metern Höhe steht Paul-Alexander Völcker an der Bar im Deck 20.
Dachstuuv: Unter dem Kellogg's-Schild (45 Meter)
Etwas weniger hoch hinaus geht es für die Besucher der Dachstuuv im 11. Stockwerk des John & Will Silo-Hotels in der Überseestadt. In 45 Metern Höhe gibt es dort eine Rooftop-Bar unterhalb des charakteristischen Kellogg's-Schilds. Von innen ist es nicht zu sehen, aber die großen Stahlträger im Raum verraten, dass man sich ganz oben auf dem historischen Silogebäude befindet. Die Bar stehe zunächst nur für Veranstaltungen zur Verfügung, eine tägliche Öffnung sei derzeit auch nicht geplant, sagt Hoteldirektorin Babette Kierchhoff. Für die Bremerinnen und Bremer und Hotelgäste soll aber ein monatlicher, öffentlicher After-Work-Club etabliert werden. Unter dem Motto „Fahrt den Computer runter“ fand Anfang September die erste Veranstaltung mit DJ und Drinks statt.

Vom Dachgeschoss des Silo-Hotels sieht man die bauliche Entwicklung des Stadtteils.
Serviert werden die Getränke – auch hier gibt es das klassische Bar-Angebot – an einem großen Tresen am Ende des lang gestreckten Raums. Kleinere Sitzgruppen an bodentiefen Fenstern laden zum Verweilen ein. Die Einrichtung ist – wie in den übrigen Hotel-Räumlichkeiten – ein Stilmix aus Indonesien und Marokko. An fünf Stahlträgern wurden Holztresen montiert. Hier können die Gäste ungezwungen zusammenstehen und schnacken. In der Mitte ist Platz zum Tanzen.
„Hier ist noch viel von der Geschichte des Hauses zu erkennen“, lobt Kierchhoff die Gestaltung des Stockwerks. Stahlträger, grauer Beton – der Raum versprüht Industrie-Charme und beeindruckt zudem mit seinem Ausblick. Der geht auf der einen Seite in Richtung Wesertower und Altstadt, auf der anderen Richtung Überseestadt und Häfen. Und von beiden Seiten auf die Weser. Außerdem spannend: „Man bekommt mit, wie der neue Stadtteil wächst“, sagt Kierchhoff mit Blick auf die umgebenden Baustellen.

Hoteldirektorin Babette Kierchhoff mag den Charme des Industriegebäudes und den Ausblick aus der Dachstuuv.
Atlantic Grand Hotel: Die Altstadt ganz nah (27 Meter)
Mit einem Ausblick auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt lockt das Atlantic Grand Hotel in den siebten Stock. Auf 27 Metern Höhe laden ein 130 Quadratmeter großer Raum mit Bar und eine 500 Quadratmeter große Dachterrasse zum Feiern ein. Die Etage wird für Veranstaltungen vermietet und zudem für den hauseigenen After-Work-Club „The Grand Terrace“ geöffnet, der seit 2012 regelmäßig stattfindet. Die Ausstattung innen wird nach Bedarf gestaltet, die Dachterrasse ist mit Tischen und Stühlen sowie Lounge-Sitzgruppen möbliert.
Bei den After-Work-Partys genießen im Schnitt etwa 200 Partygäste den Blick über die Altstadt, sagt Hoteldirektor Clemens Hieber beim Rundgang über die Dachterrasse. Hier ist man überraschend nah dran, am Glockenspiel in der Böttcherstraße, den Dom-Türmen und dem Rathaus. Sogar das Segelschiff Alexander von Humboldt und die Skulptur der Bremer Stadtmusikanten sind zu sehen. „Wir können unseren Gästen von hier oben eine Stadtführung bieten“, sagt Hieber. Bei den Partys nach Feierabend sei das Publikum bunt gemischt, wobei die Älteren meist direkt nach Feierabend aus dem Büro kommen und die Jüngeren etwas später eintrudeln. „Je später der Abend, desto jünger die Gäste“, hat Hieber beobachtet. Der Barkeeper serviert ihnen eine Auswahl der regulären Hotelbar-Karte, darunter ausgewählte Cocktails. Als DJ legt meist Oliver Budzin auf, der Tanz über den Dächern dauert bis 23 Uhr. Von Mai bis August ist das öffentliche Event ein fester Programmpunkt im Grand Hotel, ansonsten ist die Rooftop-Bar den Vermietungen vorbehalten.

Auf der Dachterrasse des Atlantic Grand Hotels ist man nah an den Sehenswürdigkeiten. Die Hoteldirektoren Clemens Hieber und Anja Sauer beim Blick auf die Weser.
Blixx: Übers Flugfeld in die Ferne (35 Meter)
Keine klassische Rooftop-Bar, aber ein Restaurant mit Bar vor einer besonderen Kulisse ist das Blixx im obersten Stockwerk des Atlantic Hotels Airport. Wer dort an einem der Tische vor der großen Fensterfront Platz nimmt, hat aus 35 Metern Höhe eine Aussicht über das Flughafengebäude, das Rollfeld und – bei schönem Wetter – weit bis nach Niedersachsen. Hoteldirektorin Nele Grauenhorst bedauert, dass Bremerinnen und Bremer eher selten den Weg ins Blixx finden. Zeigt es den Flughafen und die Umgebung doch aus einer Perspektive, die sich sonst nicht bietet.
Das Restaurant sei Teil des Hotels, aber auch für alle anderen Gäste offen, betont die Gastgeberin. Von Montag bis Freitag gibt es einen Mittagstisch, der vor allem von Hotelgästen und Mitarbeitern der angrenzenden Firmen besucht wird. Die Bar ist von Montag bis Sonnabend bis 1 Uhr nachts geöffnet. Eine Verpflichtung zum Verzehr gebe es nicht, ergänzt Grauenhorst. „Man darf auch nur auf ein Getränk raufkommen.“

Die Bar im Blixx hat bis 1 Uhr nachts geöffnet.
Das Blixx ist ein Ort, der das Fernweh weckt. „Man sieht die Flugzeuge starten und denkt sofort, jetzt möchte ich auch mal wieder weg“, meint die Hoteldirektorin. Manche Gäste kämen extra, um das Frachtflugzeug Beluga einmal in Aktion zu erleben. Andere bevorzugen die Atmosphäre in den Abendstunden: Dann starten die Flugzeuge oftmals geradewegs in die untergehende Sonne.

Ein Ort, der das Fernweh weckt: Aus dem Restaurant Blixx schauen die Gäste über das Flugfeld weit ins Bremer Umland.
Hafen und Landschaft: Lankenauer Höft
Kein klassisches Top of the Roof, aber eine Dachterrasse mit einem erwähnenswerten Ausblick – das bietet auch der Neubau am Lankenauer Höft. Das Unternehmen BCS Fine Dining hat dort drei Eventräume für Veranstaltungen eingerichtet. Im „Oberdeck“ mit der privaten Dachterrasse können bis zu 600 Personen Platz finden. Für den täglichen Publikumsverkehr geöffnet ist diese Etage jedoch nicht.
Laut Sara Dahnken, Head of Sales Management, werden die Eventräume überwiegend für Privatveranstaltungen wie Hochzeiten oder Geburtstage gebucht, es seien aber auch Tagungen und Firmenfeiern möglich. Eigene Veranstaltungen wie die Dekadance-Party oder der After-Work-Club fänden derzeit in der Strandbar statt, wo ein täglicher Gastronomiebetrieb läuft.

Sara Dahnken auf der Dachterrasse des Neubaus am Lankenauer Höft.
Der Ausblick am Lankenauer Höft geht von der Überseestadt bis zum Stahlwerk und von Pusdorf über den Neustädter Hafen bis in die südliche Wesermarsch –und reicht von der Dachterrasse weit ins Umland. Es ist aber auch „unten“ am Strand ein Genuss, bei einem kühlen Drink oder einem Kaffee den Blick in die Ferne schweifen zu lassen.

Über den Strand und die Hausboote erstreckt sich der Blick bis zu den Häfen.