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Standortsuche gescheitert Bremer Tiny-House-Initiative gibt auf

Fünf Jahre hat eine Bremer Initiative nach einem geeigneten Standort für eine Tiny-House-Siedlung in der Stadt gesucht. Nun gibt sie auf – unter anderem wegen mangelnder Erfolgsaussichten.
14.05.2022, 11:04 Uhr
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Bremer Tiny-House-Initiative gibt auf
Von Felix Wendler

Die Initiative Tiny-House-Kultur, die sich seit fünf Jahren um die Errichtung einer Tiny-House-Siedlung in Bremen bemüht, stellt ihr Projekt ein. Das hat der Initiator und Sprecher der Gruppe, Mark Christiansen, dem WESER-KURIER bestätigt. Als Grund nennt Christiansen zum einen den zeitlichen Aufwand für das ehrenamtliche Projekt. Zum anderen sehen er und seine Mitstreiter laut eigener Aussage keine Perspektive mehr für eine Tiny-House-Siedlung in Bremen. Tiny Houses sind kleine Häuser, je nach Definition 20 bis maximal 50 Quadratmeter groß. 

Die Bremer Initiative hatte nach einem Grundstück von etwa 3000 Quadratmetern für zehn bis 15 Tiny Houses gesucht. In den vergangenen Jahren waren verschiedene Standorte geprüft worden – zuletzt hatte die Baubehörde ein Bremer Stadtforschungs- und Planungsbüro mit der Suche nach potenziell geeigneten Flächen beauftragt. Das Büro machte neben elf privaten Standorten auch einige städtische Flächen aus, unter anderem in Obervieland, Hemelingen und Burglesum. Man habe sich ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt, das komplette Stadtgebiet überprüft und die Ergebnisse zurückgespiegelt, sagt Jens Tittmann, Sprecher von Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne). 

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Die Tiny-House-Initiative sieht das etwas anders. Die vorgeschlagenen städtischen Standorte seien teilweise nicht zum Wohnen geeignet – eine Fläche liege direkt an der Autobahn. Die privaten Flächen seien angeboten worden, ohne die Eigentümer zu fragen, ob eine Möglichkeit zum Kauf oder zur Pacht bestünde. Tittmann widerspricht: Alle genannten Flächen erfüllten die rechtlichen Voraussetzungen zur Wohnbebauung. Weiterhin sei es nicht Aufgabe der Stadt, als Makler zu fungieren. Sollte die Initiative Interesse an den vorgeschlagenen privaten Flächen haben, müsse sie regulär über einen Notar Kontakt zu den Eigentümern aufnehmen.  

Unterschiedliche Ansichten gibt es auch zu einem Standort an der Stromer Straße in Woltmershausen, der bereits ausgemacht worden war, bevor das Stadtplanungsbüro auf die Suche ging. "Uns wurde gesagt, dass wir nur noch den Woltmershauser Beirat überzeugen müssen, und alles wäre auf einem guten Weg", so Christiansen. Im Beirat wurde einstimmig für das Projekt gestimmt – trotzdem habe die Behörde das Projekt "ohne Begründung" abgelehnt. Laut Tittmann hat es keine grundsätzliche Ablehnung gegeben. Man habe der Initiative erklärt, dass die Fläche in einem Gewerbegebiet liege und per Bebauungsplan umgewidmet werden müsse, was Zeit in Anspruch nehme. Außerdem befinde sich auf dem Gelände geschützter Baumbestand, der den Platz einschränke. Weiterhin müsse eine Zufahrtsstraße geschaffen werden. Diese Punkte habe man vorab bereits geklärt, von einem Bebauungsplan sei damals keine Rede gewesen, so Christiansen.

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Den Tiny-House-Aktivisten stößt sauer auf, dass die Stadt an anderer Stelle deutlich flexibler mit alternativen Wohnformen umgehe. Die Ölhafen-Initiative, die schon Ende 2018 ein städtisches Grundstück am Hagenweg in Walle besetzt hatte, werde geduldet und sei mittlerweile sogar mit Strom und Wasser versorgt. "Wir gehen den legalen Weg und werden nur geblockt", bemängelt Christiansen. Den Unmut könne er nachvollziehen, sagt der SPD-Baupolitiker Falk Wagner. Er gehört zu den Unterstützern der Tiny-House-Bewegung. Dass die nun aufgeben will, finde er "verständlich, aber sehr schade". Natürlich sei Bremen dicht bebaut, aber trotzdem müsse es in einer Großstadt auch eine Nische für alternative Wohnformen geben. Dass man es nicht geschafft habe, eine Lösung zu finden, sei unverständlich. "Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg", sagt Wagner. Er gebe die Hoffnung nicht auf, dass in Bremen doch noch ein Tiny-House-Projekt umgesetzt wird.

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