Das "Eros 69" an der Duckwitzstraße wird bis auf Weiteres geschlossen bleiben. Die Wirtschaftsbehörde hat den Betreibern des Bordells mit sofortiger Wirkung die Betriebserlaubnis entzogen. Damit ist die Wiedereröffnung, die die Joy Company eigentlich für das Ende dieser Woche geplant hatte, vom Tisch. Ebenso beendet sind nun auch die monatelangen Differenzen zwischen Wirtschafts- und Innenressort bei diesem Thema.
Inhaltlich war die Wirtschaftsbehörde im Frühjahr auf die Linie des Innenressorts eingeschwenkt: Senatorin Kristina Vogt (Linke) hatte sich wie Senator Ulrich Mäurer (SPD) für eine Schließung der Prostitutionsstätte ausgesprochen, bei der mutmaßlich ein vorbestrafter "Hells Angels"-Chef aus Delmenhorst im Hintergrund die Geschäfte lenkt. Bislang hatte das Ressort aber keine Möglichkeit gesehen, das Verbot auch auf rechtlicher Basis zu begründen. Dass das jetzt doch möglich ist, geht laut dem Wirtschaftsressort auf die Expertise von Ilsemarie Meyer zurück, der ehemaligen Präsidentin des Oberverwaltungsgerichts. Sie war nach wochenlangem Hin und Her zwischen den Häusern von Vogt und Mäurer als Sonderbeauftragte berufen worden, um mit ihrer Expertise eine Lösung zu finden. Zuvor hatte dies eine vom Senat eingesetzte Taskforce versucht, aber keinen Erfolg gehabt.
Nun ergebe sich, so das Wirtschaftsressort, zusammen mit den von Polizei und Gewerbeaufsicht ermittelten Hintergründen, dass die aktuelle Geschäftsführung der Joy Company gewerberechtlich als "unzuverlässig" eingestuft werden muss. "Es bestand in dieser Angelegenheit von Anfang an große Einigkeit im Senat, alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen, um Geschäfte unter Einfluss der in Bremen verbotenen 'Hells Angels' zu verhindern", sagte Wirtschaftssenatorin Vogt. Sie begrüße "ausdrücklich", dass ein Weg gefunden wurde, eine Wiedereröffnung des Betriebs zu verhindern.
Für Innensenator Mäurer ist der Widerruf "genau die von mir gewünschte Richtung". "Die Betreibergesellschaft des Bordells steht nach unserer festen Überzeugung auch nach mehrfachem Wechsel der Geschäftsführung weiterhin unter dem Einfluss eines führenden Mitglieds der 'Hells Angels'", sagte er. Ziel müsse es weiterhin sein, "die Machenschaften von Rockern, wo immer möglich, zu durchkreuzen". Auch der innenpolitische Sprecher der Bürgerschaftsfraktion der Sozialdemokraten begrüßt die Entscheidung. "Das Strohmann-Konstrukt hinter dem Bordell war mehr als fadenscheinig", sagte Kevin Lenkeit, "die Verbindungen zu dem verbotenen Rockerclub 'Hells Angels' waren nahezu eindeutig. Und wenn wir über die 'Hells Angels' sprechen, dann sprechen wir über organisierte Kriminalität."
Auch aus der Sicht von Marco Lübke, CDU-Fraktionssprecher für Inneres, ist der Widerruf der Betriebsgenehmigung für das "Eros 69" die richtige Entscheidung. "Das ist genau das, was wir auch in der Innendeputation immer wieder gefordert haben", sagte er. "Wenn die Gefahr besteht, dass die 'Hells Angels' wieder Fuß fassen, ist es wichtig, dass alle Behörden gemeinsam dagegen angehen." Lübke erinnerte auch an die "Energien und Ressourcen", die der Bremer Ableger des Rockerclubs die Stadt gekostet habe, bis er im Jahr 2013 verboten worden war.
Unklar ist, ob die Geschäftsführung der Joy Company gegen den Widerruf der Betriebserlaubnis vorgehen wird. Eine Anfrage des WESER-KURIER blieb am Freitag zunächst unbeantwortet. Im Sommer hatte es Wechsel in der Geschäftsführung gegeben, die Schwester und die Ehefrau des Rocker-Chefs waren unter anderem von einen Restaurantbesitzer aus Rendsburg abgelöst worden - nach Erkenntnissen der Innenbehörde wie die Frauen Strohmänner.
Die Joy Company will ein weiteres Bordell an der Bürgermeister-Smidt-Straße eröffnen - was der Innensenator verhindern möchte. Für dieses Etablissement, dessen Räume offenbar nicht über die Firma, sondern von dem Delmenhorster persönlich angemietet wurden, hatte die Wirtschaftsbehörde bislang keine Genehmigung erteilt.