Die Tauben der Bremer Innenstadt müssen sich weiter gedulden, bis sie ihr neues Domizil auf dem Parkhaus am Brill beziehen können – und mit ihnen zahlreiche genervte Gastronomen und Anrainer, die sich eine gepflegtere Innenstadt ohne Taubenkot und riesige, flatternde Schwärme wünschen. Wie der WESER-KURIER kürzlich berichtete, wird sich die Eröffnung des geplanten Taubenhotels aufgrund von Lieferschwierigkeiten weiter auf unbestimmte Zeit verzögern. Immerhin einen Lichtblick gibt es: Wenn das Hotel schließlich bezugsfertig für seine ersten Gäste ist, winken gute Erfolgsaussichten. Das lassen zumindest Beispiele aus Köln und Wuppertal vermuten, die wie Bremen auf das sogenannte Augsburger Modell setzen.
Taubenschlag errichten, Tauben anlocken, Tauben pflegen und füttern, Taubeneier austauschen: So lässt sich die tierfreundliche Maßnahme zur Reduzierung von Vogelpopulationen in Kürze beschreiben. Bereits vor mehr als 20 Jahren gab es in Augsburg erste Experimente mit solchen Taubenschlägen. 2020 griff auch die Stadt Köln das Konzept auf und errichtete innerhalb von sechs Wochen eine artgerechte Unterkunft am Tauben-Hotspot Hansaring. Dass sich der Bau des Schlags in Bremen nun seit rund drei Jahren hinzieht, ist eine Sache. Fest steht jedoch: In Köln war die Errichtung am Ende ein Erfolg.
„Etwa 50 bis 60 Tauben halten sich inzwischen regelmäßig im neuen Taubenschlag am Hansaring in der Kölner Innenstadt auf. Die Tiere nehmen den Taubenschlag als ihr sicheres Zuhause an“, resümiert die Stadt schon wenige Tage später zufrieden auf ihrer Website. Auch hier hat sich die Stadt, wie auch in Bremen geplant, mit der Kölner Taubenhilfe einen erfahrenen Partner an die Seite geholt. Inzwischen seien am Hansaring 76 Eier gegen Gipsattrappen ausgetauscht worden, so der Verein auf seiner Website.
Doch der Taubenschlag am Hansaring ist nicht die einzige Maßnahme, die in Köln zur Reduzierung und Vergrämung von Tauben zum Einsatz kommt. Am Kölner Dom gibt es neben einem weiteren Taubenschlag gleich zwei andere Instrumente, um das Gestein des Weltkulturerbes vor Schäden durch Taubenkot zu schützen. Während der untere Bereich klassisch durch Netze und Taubenabwehrspitzen gesichert werde, kommen in luftiger Höhe von rund 150 Metern Falken zum Einsatz.
„Bereits in den 1970er-Jahren waren am Dom Wanderfalken ausgesiedelt worden, die inzwischen im Kölner Umkreis eine beachtliche Population entwickelt haben“, erläutert Matthias Deml von der Kölner Dombauhütte auf Anfrage des WESER-KURIER. Inzwischen würden die Tiere zwar leider nicht mehr am Dom nisten, allerdings hätte der Einsatz eines Falkners mit seinen Tieren zur Rückkehr der Falken aus dem Umland geführt. „Durch die Befliegung mit Greifvögeln durch den Falkner ist es gelungen, dass sich die einheimischen, auf dem Turm von Groß St. Martin nistenden Wanderfalken den Dom als Jagdrevier gegen die Konkurrenz zurückerobert haben und wieder regelmäßig hier jagen“, so Deml.
Einige Kilometer weiter, in Wuppertal, sind es auch Falken, die die Tauben auf dem neugestalteten Bahnhofsvorplatz vergrämen. Dieser Ausdruck ist hierbei sehr entscheidend, wie Carola Schossow von der beauftragten Falknerei Bergisch Land aus Remscheid auf Nachfrage erklärt. „Tauben dürfen nicht bejagt werden.“ Daher würden sie und ihr Team bei den aktuell zwei Besuchen pro Woche nur junge, leichte Vögel mitbringen, die eher mit den Tauben spielen, sie aber nicht schlagen.
Was jedoch bei den Tauben als Eindruck zurückbleibt: Hier ist das Revier meines Erzfeindes. Die Tauben ziehen sich zurück – und das auch in Wuppertal mit Erfolg. So habe die Stadt den Vertrag mit der Falknerei erst kürzlich um zwei Jahre verlängert, so Schossow. Gegen eine Sache kommt jedoch auch sie mit ihren Falken kaum an: „Das Schlimme ist, dass es immer noch Leute gibt, die die Tauben füttern.“