Im Fall des Pflegers, der im Diako-Krankenhaus zwei Patienten getötet haben soll, gibt es eine überraschende Wendung: Das Landgericht hat den Haftbefehl aufgehoben, teilte ein Gerichtssprecher am Donnerstag auf Anfrage mitteilte. Es gebe keinen dringenden Tatverdacht mehr. Der zuständigen Kammer habe die Qualität des Gutachtens, das die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft untermauern sollte, nicht ausgereicht. Als Konsequenz sei eine zweite Expertise in Auftrag gegeben worden, dieses Mal bei Pharmakologen und Toxikologen außerhalb von Bremen. Offen bleibe weiterhin, so der Sprecher, ob überhaupt eine Hauptverhandlung gegen den Beschuldigten eröffnet werde.
Der Krankenpfleger saß seit Juli im Gefängnis. Vor Gericht verantworten soll er sich wegen Totschlags, in einem zusätzlichen Fall auch wegen gefährlicher Körperverletzung. "Nach den Ermittlungen ist davon auszugehen, dass der Tatverdächtige Insulin verabreicht hat, weil er diese Art der Therapie für richtig hielt", so die Ankläger. Allerdings sei die von ihm durchgeführte Insulintherapie von keinem Arzt angeordnet worden und werde in der Praxis auch nicht angewandt: "Die Insulinvergabe erfolgte eigenmächtig und ohne Rücksprache."
Der 34-Jährige war als Angestellter einer Leiharbeitsfirma von Januar 2020 bis April 2021 im Diako beschäftigt. Die Ermittlungen sind für diese Zeitspanne noch nicht abgeschlossen: "Es wird dem Verdacht nachgegangen, dass es in dem Krankenhaus zu einem weiteren Fall einer Insulinvergabe durch den Angeklagten gekommen ist", erklärte die Staatsanwaltschaft. Dass der Mann trotz der schweren Vorwürfe und einer monatelangen Untersuchungshaft wieder auf freiem Fuß ist, rechnet die Behörde dem Gutachten zu. "Das Ergebnis ist für das Gericht offenbar nicht nachvollziehbar", so ein Sprecher. Nun müsse abgewartet werden, bis ein neues Gutachten vorliege. Rechtsmittel gegen die Aufhebung des Haftbefehls habe die Staatsanwaltschaft nicht eingelegt.