Während der 70er- und 80er-Jahre beschäftigten wir uns in der Universität Bremen intensiv mit der Trinkwasserversorgung Bremens. 20 Prozent des Wasserbedarfs wurden aus der Weser gewonnen. Dieses musste mit Grundwasser auf Trinkstärke verschnitten werden, da das Rohwasser zu salzhaltig war – aufgrund der Entsorgung in der DDR liegender Kali-Werke. Sie sind längst stillgelegt, die auf der hessischen, nordrhein-westfälischen und niedersächsischen Seite gelegenen Werke produzieren bis heute und belasten mit ihrem Salz das Oberflächenwasser. 1979 entdeckten wir im Trinkwasser chlor- und bromhaltige, schwach krebsauslösende Verbindungen – in niedriger, doch bedenklicher Konzentration –, welche erst im Wasserwerk der Stadtwerke aufgrund exzessiver Chlorung produziert wurden.
Diese Befunde führte zu einer erregten politischen Diskussion, die dazu führte, umgehend das Wasserwerk an der Weser zu schließen und eine Pipeline in die Region Verden zu bauen, um von dort unbelastetes Grundwasser zu kaufen. Rückblickend hätte das Pumpwerk damals weiterbetrieben werden können, allerdings mit einer modernen ausgefeilten Reinigungs- und Desinfektionstechnik ausgestattet.
Statt auf die bis dato billige, aber umstrittene exzessive Chlorung hätte man zum Beispiel auf Ozonisierung oder UV-Bestrahlung setzen sollen. Auch jetzt wieder heranzuziehendes Weser-Wasser für Zwecke der Trinkwasserbereitstellung – statt des teuren Imports von Grundwasser aus der Nordheide – hätte folgende Vorteile. Erstens: Die Vermeidung der Belastung des Ökosystems durch Entnahme größerer Mengen an Grundwasser. Zweitens: Das Oberflächenwasser der Weser hat einen wesentlich höheren Härtegrad als das Grundwasser. Ein geringer Härtegrad führt zu einer größeren Anfälligkeit für Herzprobleme, diese Position ist allerdings umstritten. Drittens: Wenn der Bürger sieht, dass sein Trinkwasser aus der Weser bereitgestellt wird, wird ihm daran gelegen sein, ihre Verschmutzung zu verhindern.
Insofern könnte eine Reanimierung der Gewinnung von Trinkwasser aus Weser- Wasser eine elegante Lösung des Problems darstellen. Das allerdings müsste zu den Bedingungen einer radikal – auf dem neuesten Stand der Technologie – konzipierten Reinigungs- und Desinfektionsstufe sein. Das wäre preiswerter und nachhaltiger als die diskutierten Deals der Grundwasser-Entnahme aus den Umlandgemeinden. Endloser Streit um knappe Wasser-Ressourcen wäre programmiert.