"Exzellenzuniversität" – ein klangvoller Titel, den die Bremer Uni von 2012 bis 2019 tragen durfte. Er signalisiert Forschung auf internationalem Top-Niveau. Genau darum ging es, als Bund und Länder 2005 damit begannen, Spitzenleistungen an deutschen Hochschulen gezielter zu fördern und damit den Wissenschaftsstandort zu stärken. Vor drei Jahren verlor die Universität Bremen den Status, auch weil die Bedingungen für die Förderung geändert worden waren. 2026 wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Dann beginnt ein neuer Förderzeitraum, und Bremen will wieder dabei sein. "Ja, wir wollen wieder Exzellenzuniversität werden", gibt Wissenschaftsstaatsrat Tim Cordßen-Ryglewski das Ziel aus.
Um es zu erreichen, müssen sich mehrere Forschungsprojekte in einem intensiven Wettbewerb der Konkurrenz mit anderen antragstellenden Hochschulen stellen. Gehen sie erfolgreich daraus hervor, erhalten sie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft den Titel "Exzellenzcluster". Über einen solcher Cluster verfügt die Bremer Uni nach wie vor. Es ist das Meeresforschungszentrum Marum, das Prunkstück der Wissenschaft im kleinsten Bundesland. Zwei Drittel aller deutschen Meeresforscher arbeiten entweder hier oder am Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven. Das internationale Renommee könnte kaum besser sein.
Um aber wieder in die Liga der Exzellenzuniversitäten aufsteigen zu können, bräuchte die Bremer Uni mindestens ein weiteres solches Exzellenzcluster. Die Hoffnungen ruhen dabei auf drei Forschungsprojekten. Das nach außen wohl spektakulärste ist die Mars-Forschung. "Humans on Mars", also Menschen auf dem Mars, lautet der Titel eines Clusters, in dem Experten verschiedener Fachbereiche, vorwiegend aber aus den Materialwissenschaften, zusammenwirken. Eine ihrer Fragestellungen lautet: Wie können die Teilnehmer einer Marsexpedition nach der Landung und dem Aufbau erster Wohn- und Arbeitsstrukturen diejenigen Dinge herstellen, die man auf dem lebensfeindlichen Planeten braucht? Etwa, indem man spezielle 3-D-Drucker mit Marsgestein füttert und auf diese Weise dann Gebrauchsgüter produziert. Zu klären sind noch viele weitere Fragen. Etwa, welche Materialien die Astronauten in ihrem Raumschiff sinnvollerweise mitnehmen und wie ihr Zusammenleben während der Expedition organisiert sein sollte. An dieser Stelle kommen also auch sozialpsychologische Aspekte ins Spiel.
Zwei weitere Fachbereiche arbeiten parallel auf eine Anerkennung als Exzellenzcluster hin. Zum einen die Akteure des interdisziplinären Netzwerks "Minds, Media, Machines" mit ihrem Robotik-Schwerpunkt sowie die Sozialwissenschaften. "Aber auch das Marum ist kein Selbstläufer", unterstreicht Staatsrat Cordßen-Ryglewski. Aktuell wird auf dem Campus das neue Zentrum für Tiefseeforschung (ZfT) als Bestandteil des Marum errichtet. Die Kosten haben sich gerade noch einmal deutlich erhöht, sie streben gegen 50 Millionen Euro. Für einen erneuten Exzellenzantrag gilt das ZfT als wichtiger Baustein.
Insgesamt wird es auf Bundesebene ab 2026 wohl etwa 70 Exzellenzcluster geben. Uni-Konrektor Michal Kucera rechnet im Wettbewerb um die Anerkennungen "mit sehr viel härteren Bedingungen als bei den letzten Runden". Das Land Bremen unterstütze die Uni bei den Vorbereitungen. Dafür sei man "sehr dankbar", sagt Kucera. Laut Tim Cordßen-Ryglewski werden derzeit die Antragsskizzen für den Wettbewerb vorbereitet. Außerdem richtet die Uni zusätzliche Professuren ein, um die Fachbereiche, die an den Start gehen, noch besser zu positionieren. 2024 soll eine Art Zwischenbilanz gezogen werden. Auf deren Basis könne man die Chancen der Uni Bremen bei der Bund-Länder-Exzellenzstrategie "noch einmal wägen", so Cordßen-Ryglewski.
Aktuell gibt es in Deutschland zehn Exzellenzuniversitäten sowie mit der Berlin University Alliance ein Netzwerk aus vier Hochschulen, das ebenfalls diesen Status innehat. Der Titel ist dabei kein Selbstzweck. In der laufenden Förderperiode schütten Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzstrategie 533 Millionen Euro an Fördermitteln für die Cluster und Unis aus. Anders gesagt: Wem erst einmal der Aufstieg in die Elite gelungen ist, der kann mit dem zusätzlichen Geld diese Position weiter festigen. Außerdem steigert der Exzellenzstatus die Reputation einer Uni. Und das hilft, Spitzenkräfte aus der internationalen Forschung anzulocken.