Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Studieren in ganz Europa Bremer Uni setzt sich neue Ziele

Bremer Studenten sollen in Zukunft nicht nur in der Hansestadt, sondern über längere Zeit auch an europäischen Partneruniversitäten lernen. Dieses Ziel verfolgt Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter.
15.09.2021, 21:46 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Bremer Uni setzt sich neue Ziele
Von Jürgen Theiner

Die Universität Bremen will sich in den kommenden Jahren deutlich internationaler ausrichten. Ziel ist eine stärkere Integration in ein  Netzwerk von zehn jungen europäischen Hochschulen, das seit 2019 existiert. Auf lange Sicht könnte es für Bremer Studenten zum Regelfall werden, den größeren Teil ihres Studiums im Ausland zu verbringen.

Die Bremer Uni war 2019 dabei, als der Verbund "Young Universities for the Future of Europe" (Junge Universitäten für die Zukunft Europas, kurz Yufe), an den Start ging und von der EU eine Förderung von fünf Millionen Euro für die nächsten drei Jahre erhielt. Teil des Netzwerks sind unter anderem Hochschulen in den Niederlanden, in Spanien, Italien, Polen, Großbritannien und Polen. Schon jetzt können junge Leute, die an einer dieser Unis studieren, akademische Angebote der Partnereinrichtungen nutzen, dort Seminare belegen, Sprachkurse absolvieren und an Projekten und Praktika teilnehmen.

Lesen Sie auch

Dies soll allerdings nur der Anfang sein. Das ist zumindest die Erwartung des Bremer Uni-Rektors Bernd Scholz-Reiter. Ihm schwebt ein Austausch mit den anderen Yufe-Universitäten vor, der so umfassend ist, dass er das studentische Leben an der Bremer Uni radikal verändern würde. "In der Praxis könnte das so aussehen: Als Bremer schreibt man sich hier ein und studiert innerhalb eines dreijährigen Bachelorstudiengangs vor Ort. Im zweiten Jahr geht man beispielsweise nach Spanien, im dritten etwa nach Finnland, am Ende gibt es einen Abschluss der Yufe-Universität Bremen", erläutert Scholz-Reiter. "Das hieße zugleich: Hier an der Uni würde sich immer nur ein Drittel der ursprünglich Eingeschriebenen aufhalten. Alle anderen der rund 20.000 Studierenden kämen aus Spanien, Zypern et cetera. Wir hätten dann eine ganz andere Diversität. Wir würden junge Menschen ausbilden, die viel europäischer denken, als das heute noch der Fall ist."

Aber ist das überhaupt der Wunsch der Bremer Studentenschaft? Gibt es so viel Bereitschaft zu europaweiter Mobilität? Die Bremer Uni hat einen vergleichsweise hohen Anteil von Studenten aus der Region. Wer sich in Bremen einschreibt, kommt häufig aus der Stadt selbst oder aus dem weiteren Umland – was für eine überdurchschnittlich ausgeprägte Verbundenheit mit dem Standort spricht.

Die Studentin Jessica Winter glaubt jedoch nicht, dass dies einer stärkeren Internationalisierung der Universität Bremen entgegensteht. Winter vertritt die Uni im sogenannten Student Forum der Yufe-Allianz, einer Art europäischem Studentenparlament. Die 25-Jährige ist in Bremen im Studiengang "Integrierte Europastudien" eingeschrieben und hält sich zurzeit an der niederländischen Partner-Uni in Maastricht auf. Zuvor hat sie bereits an einer anderen Verbund-Hochschule in Polen Kenntnisse der Landessprache erworben. Winter empfindet die Möglichkeiten, die die Yufe-Plattform bietet, als Chance und Bereicherung. "Man kann beispielsweise Netzwerke aufbauen, die später im Beruf nützlich sind", sagt die Studentin.

Die von Bernd Scholz-Reiter entworfene Perspektive eines europäischen Studiums als Regelfall werde sich aber wohl erst auf lange Sicht konkretisieren. "In der näheren Zukunft sehe ich darin eher eine Option für diejenigen, die sich auf so etwas einlassen möchten." Grundsätzlich steht aber auch für die Yufe-Aktivistin außer Frage, dass Studiengänge eine internationalere Prägung bekommen. "Man wird die Studierenden schrittweise daran gewöhnen müssen", ist sie überzeugt.

Unterdessen bekräftigt Rektor Scholz-Reiter, der im nächsten Jahr aus dem Amt scheidet, dass sich die Bremer Uni wieder für den Status einer Exzellenzuniversität bewerben wird, wenn 2026 eine neue Auswahlrunde ansteht. Bremen durfte sich bereits zwischen 2012 und 2019 mit dem Titel schmücken. Die von einer Bund-Länder-Kommission verliehene Bezeichnung Exzellenzuniversität signalisiert internationalen Rang in der Spitzenforschung auf mindestens zwei wissenschaftlichen Gebieten. "Wir haben den Willen, uns mit den Materialwissenschaften, den Sozialwissenschaften und dem interdisziplinären Netzwerk "Minds, Media, Machines", in dem es um Informatik und Künstliche Intelligenz geht, in den nächsten Exzellenzwettbewerb zu begeben", kündigt Scholz-Reiter an.

Dies werde unabhängig von der Frage geschehen, wie hoch die Förderung der Uni durch das Land Bremen in den kommenden Jahren ausfällt. Klar sei allerdings auch: Die Erfolgschancen stehen und fallen mit der finanziellen Unterstützung durch die öffentliche Hand. Denn davon sei abhängig, wie viele Professuren, welche technische Ausstattung und Intensität bei der Nachwuchsförderung sich die Universität leisten kann.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)