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Wochenserie: Alleinerziehend Vätertreff für Familien in schwierigen Situationen

Beim Vätertreff in Walle kommen überwiegend Väter mit ihren Kindern zusammen, die sich mit den Müttern nicht einig sind, wann und wie oft sie ihren Nachwuchs sehen. Andere haben Umgangsauflagen.
18.07.2018, 08:00 Uhr
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Vätertreff für Familien in schwierigen Situationen
Von Silke Hellwig

Fredo Behrens hat keine leichte Aufgabe. Immer abwechselnd organisiert er sonnabends den Vätertreff in Walle und in Hemelingen, an dem auch Frauen und Mütter teilnehmen können. Dass an diesem Sonnabend überwiegend Väter mit ihren Kindern auf dem Spielplatz oder in der Halle des Jugend- und Beratungszentrums in Walle toben, plaudern und spielen, liegt an den Umständen der Trennung: Zum Vätertreff kommen vorwiegend Eltern, bei denen Jugendamt oder Gericht über den Kontakt mit dem Kind mitbestimmen oder die einen neutralen Ort zum Treffen brauchen, weil sie viele Kilometer entfernt wohnen.

Anlass für Umgangsauflagen sind laut Behrens meist „hochstrittige Trennungen“, auch Drogen- oder Alkoholprobleme oder psychische Krankheiten. Alleinerziehende Väter, deren ehemalige Partnerin mit dem Kind für einige Stunden betreuten Umgang haben darf, sind die Ausnahme.

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Fredo Behrens organisiert die Übergabe der Kinder, wenn sich die Eltern spinnefeind sind, er hört zu, rät und hilft weiter. Der Vätertreff ist nicht nur dazu da, dass Kinder Zeit mit dem Vater verbringen, sich amüsieren und gegenseitig kennenlernen. Auch für die Väter ist das Zusammentreffen mit ihresgleichen wichtig und das Wissen, dass sie mit ihren Nöten nicht alleine sind. „Das hilft schon sehr“, sagt einer.

Väter brauchen ganz andere Unterstützungsnetze

Ganz oder weitgehend alleinerziehende Väter litten unter den gleichen Schwierigkeiten wie Mütter, sagt Fredo Behrens. „Ich erlebe, dass sie oft sehr zurückgezogen leben“. Das hat womöglich berufliche Gründe. So stellt die Redaktion von „väterzeit.de“ fest: „Alleinstehende Väter haben diese Lebensform nicht selbst gewählt – und sie organisieren sie ganz anders als alleinstehende Mütter. Denn in der Regel arbeiten sie in Vollzeitjobs. Daher brauchen sie ganz andere Unterstützungsnetze.“ Die meisten alleinerziehenden Väter sind geschieden, der Anteil der Witwer liegt laut Statistischem Bundesamt (Mikrozensus 2009) bei rund 13 Prozent. Andere Väter erziehen teilweise, manche sind nur am Wochenende mit ihren Sprösslingen allein, gezwungenermaßen. „Eine dramatische Erfahrung für Väter nach der Trennung ist, dass der Kontakt zu Kindern beliebig abgeschnitten werden kann“, sagt Behrens.

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Einer der Väter, der gerne mehr Zeit mit seiner Tochter verbringen würde, als ihm derzeit zugestanden wird, hat sich mit ihr in die Küche zurückgezogen. Die beiden reden leise. Als das Mädchen später abgeholt wird, begegnen sich Vater und Mutter bewusst nicht. Das Verhältnis ist angespannt, die Mutter weiß ihre Tochter nicht gerne beim Vater. Es gibt Vorwürfe, Anschuldigungen und ein Gerichtsverfahren. Emotional sei die Situation für ihn schwierig, sagt er, bestimmt von einer Mischung aus Trauer, Wut, Verzweiflung und Ohnmacht. „Ich versuche, so wenig wie möglich daran zu denken“.

In der Halle nebenan tobt ein anderer Vater mit seinen beiden Söhnen. Er kommt freiwillig, der Vätertreff sei eine feine Sache, der Austausch tue ihm gut. Seine Jungs lebten alle 14 Tage von Donnerstag- bis Montagmittag bei ihm, gerne hätte er mehr Zeit mit ihnen, am liebsten wäre ihm ein Wechselmodell mit annähernd gleicher Aufteilung der Zeit. Die Auseinandersetzung mit der Mutter ist ebenfalls keine Privatsache mehr, er hat den Eindruck, dass Väter bei Jugendamt und Gericht einen schweren Stand haben.

„Am meisten macht mir der Trennungsschmerz zu schaffen“

Die Zeit, die er mit seinen Söhnen habe, zerrinne ihm zwischen den Fingern, „man guckt ständig auf die Uhr“. Vieles wolle gut überlegt und organisiert werden. Wenn er die Söhne abgebe, sei er oft fix und fertig. „Am meisten macht mir der Trennungsschmerz zu schaffen.“ Am Abend des letzten Tages gehe er lange laufen, weil er die leise und leere Wohnung kaum ertragen könne.

Behrens kennt viele solcher Fälle, vor allem wenn die Trennung noch frisch, die Wunden noch tief sind, gebe es heftige Auseinandersetzungen. Doch viele Paare besännen sich irgendwann darauf, sich zurückzunehmen, dem Nachwuchs zuliebe.

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