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Erzeuger Verbraucher Genossenschaft Bremen Vom Bio-Bauern frisch auf den Tisch

30 Jahre besteht die ökologische Bremer Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft nun. Die Produkte regionaler Bauern werden in dem Bauernladen beim Paulskloster verkauft. Ein Blick hinter die Kulissen
16.09.2018, 22:36 Uhr
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Vom Bio-Bauern frisch auf den Tisch
Von Sigrid Schuer

Die Auswahl an regional produzierten Lebensmitteln in dem kleinen Bauernladen der ökologischen Bremer Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft (EVG), beim Paulskloster 28, ist verlockend. Auf 65 Quadratmetern gibt es hier alles, was das Herz begehrt, auch Wein von drei Bio-Winzern und fair gehandelten Kaffee und Schokolade. Orangefarbene Hokkaido-Kürbisse leuchten vor dem Laden mit knackigen Äpfeln um die Wette. Die Kooperative hat rund 700 Mitglieder, 170 Haushalte kaufen hier ein. Hinter der Käse- und Wurst-Theke bedient der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Jan Saffe, selber überzeugtes Mitglied der Genossenschaft, die vor 30 Jahren als Selbstversorgungs-Kooperative im Zuge der jungen Anti-AKW-Bewegung gegründet wurde. 1988 schlossen sich dann in Bremen Bauern, Gärtner, Bäcker, Schlachter und Verbraucher zur EVG zusammen.

Überzeugt von dem Angebot ist auch ein Paar aus Hastedt, das bei eher trübem Wetter beim Tag der offenen Tür vorbeischaute. „Wir lieben das entschleunigte Einkaufen. Das ist wie in einem Tante-Emma-Laden hier. Wir können Lebensmittel selbst abpacken. Dazu kommt der kurze Weg von Obst und Gemüse, das ja von Bauernhöfen aus dem Umland kommt“, sagten die Hastedter, die seit fünf Jahren Kunden im Bauernladen sind. Dazu mal einen kleinen Schnack halten – das ist besser als nur stumpf und anonym an der Supermarkt-Kasse zu stehen.

Bio-Bratwürste auf dem Grill

Eine gute Gelegenheit dazu bot der Tag der offenen Tür, der jüngst im Rahmen der 22. Bremer Aktionstage Ökolandbau veranstaltet wurde, die gemeinsam von der EVG und ihrem Partner, dem Verein Sozial-Ökologie, organisiert wurde. Mitglieder der Genossenschaft gaben einen Einblick in die Arbeit der vergangenen drei Jahrzehnte. Nach der Kaffeetafel mit den verschiedensten Kuchen von drei Bio-Bäckereien aus der Umgebung brutzelten dann die Bio-Bratwürste auf dem Grill. Dazu spielte und sang der Gitarrist Pierre Chuchana aus dem Steintor französische Chansons.

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Die Kooperative ist so etwas wie die Vorreiterin der Öko- und Bio-Bewegung. „Damals waren ja die Bio-Lebensmittel noch viel teurer. Das hat sich ja heute zum Glück geändert, weil mehr Verbraucher Bio-Produkte kaufen“, betont Monika Baalmann vom Verein Sozial-Ökologie, der am Dobben 43a, seinen Sitz hat. Ziel der Kooperative war es von Anfang an, die Bio-Bauern bei der Vermarktung ihrer Waren zu unterstützen. Werden von den Verbrauchern mehr saisonale Produkte gekauft, dann wirkt sich das auf den Preis, den Geschmack und die Transportwege aus. Mittlerweile sind von 150 Bremer Bauernhöfen 26 mit dem Bio-Siegel zertifiziert. „21,1 Prozent der Bremer Betriebe werden ökologisch bewirtschaftet, damit liegt Bremen bundesweit an zweiter Stelle“, erzählt Peter Bargfrede aus dem Hulsberg-Viertel, inzwischen Anfang 70, der immer noch in Sachen Ökologie aktiv ist. Vor 30 Jahren gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Kooperative und schwört noch heute auf „die Genossenschaftsidee für Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung“.

Agrarpolitisches Bündnis

Ein Ritterschlag für die Genossenschaftsidee war es, dass die Unesco sie Ende 2016 als immaterielles Weltkulturerbe anerkannte. Peter Bargfrede hat mit Monika Baalmann das Projekt Bio-Stadt Bremen federführend auf den Weg gebracht. Gleichzeitig macht sie die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit für die Genossenschaft. Gemeinsam schmiedeten sie ein agrarpolitisches Bündnis, das es inzwischen erreicht hat, dass in den Mensen von Bremer Kitas und Schulen, aber auch in Krankenhäusern wesentlich mehr mit biologisch angebauten Lebensmitteln gekocht wird. Der dazu passende Slogan des Vereins: „Früh übt sich: Kinder brauchen gutes Essen, um sich körperlich und geistig entfalten zu können.“ Zum Programm der EVG gehören auch Hofbesichtigungen, Seminare und verbraucherpolitische Veranstaltungen.

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Und wie funktioniert nun das Einkaufen bei der EVG? Durch Zahlung eines monatlichen Beitrags können (Probe-)Mitglieder im Bauernladen Paulskloster einkaufen. Die Beiträge finanzieren die Kosten für den Laden. Die Produkte werden an die Mitglieder fast zum Selbstkostenpreis weitergegeben. Die Mitgliedschaft kostet 11 bzw. 12 Euro (je nach finanzieller Selbsteinschätzung) für eine erwachsene Person, 22 bzw. 24 Euro für Mehrpersonen-Haushalte oder Wohngemeinschaften. Interessenten können sofort oder nach dreimonatiger Probemitgliedschaft festes Mitglied der Bremer EVG mit allen Mitbestimmungsrechten werden. Der einmalige Genossenschaftsanteil beträgt 50 Euro pro Haushalt.

Weitere Informationen

Weitere Informationen im Büro der Bremer Erzeuger-Verbraucher-Zentrale, Am Dobben 43a, Telefon 3 49 90 77, info@bremer-evg.der oder unter www.bremer-evg.de

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