Nicht nur der Fall des 15-jährigen syrischen Flüchtlings Odai K., der in der Silvesternacht tödlich verletzt wurde, beschäftigt die Innendeputation. Auch weitere Polizeieinsätze in Bremen-Nord sind von Bedeutung.
Die Ermittlungen laufen noch. Deshalb will die Behörde sich nur sehr zurückhaltend äußern. Doch der Fall des 15-jährigen syrischen Flüchtlings Odai K. beschäftigte die Innendeputation am Mittwoch dennoch. In der Silvesternacht wurde der Junge in Lüssum von einer Gruppe brutal zusammengeschlagen und erlag anschließend seinen schweren Verletzungen.
Weil die Ermittler in diesem Fall besonders auf Zeugenaussagen setzen, beschrieb Polizeipräsident Lutz Müller vorsichtig, aber detailliert den Tathergang. Acht Männer sollen Odai K. und seine Familie gegen 0.20 Uhr angegriffen haben, woraufhin der 15-Jährige wegrannte und sich in dem Hinterraum eines Lokals versteckte.
Dort suchte ihn die Gruppe auf und verletzte ihn tödlich mit Tritten und Schlägen. Das Opfer erlitt ein Schädelhirntrauma mit Hirnblutungen. Die Familie des 15-Jährigen meldete ihn gegen 2.30 Uhr bei der Polizei als vermisst. Laut Müller haben Feuerwehr und Rettungsdienst den Fall nicht sofort an die Polizei weitergeleitet, obwohl dies sonst bei besonders schweren Gewaltdelikten passiere.
Aber die zuständige Stationsärztin im Klinikum Bremen-Nord habe das Ausmaß der Verletzungen zunächst anders eingeschätzt. Die Polizei beschäftige nun die Frage, wie sie früher hätte reagieren und von den Ereignissen erfahren können. Gegen drei Tatverdächtige sei mittlerweile Haftbefehl erlassen worden.
Die Frage, ob die Tat einen ethnischen Hintergrund hat, wollte Müller nicht beantworten. Er könne auch nichts dazu sagen, ob zwei der Täter mit kurdischer Abstammung Verbindungen zur verbotenen Terrororganisation PKK hätten.
Rückkehr mit Verstärkung nicht möglich
Zwei weitere Einsätze der Polizei in der Silvesternacht in Bremen-Nord beschäftigten die Mitglieder der Sitzung. An der Grohner Düne wurden zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei von einer Gruppe stark beschädigt und die Beamten angegriffen. Sie zogen sich daraufhin zurück. Natürlich solle nicht das Signal gesendet werden, dass die Polizei nicht stark genug sei, kommentierte Müller den Einsatz.
„Es fuchst uns, die Täter nicht festzusetzen.“ Die schwere Auseinandersetzung in der George-Albrecht-Straße, zu der die Polizei dann ausrücken musste, habe es aber nicht möglich gemacht, gleichzeitig mit einer Verstärkung zur Grohner Düne zurückzukehren. Weil zur Gruppe an der Grohner Düne auch Kinder gehörten, hätten die Beamten beim ersten Einsatz kein Pfefferspray einsetzen wollen.
Aufgrund der Vorfälle sollen an Silvester 2017 mehr Einsatzkräfte in Bremen-Nord Dienst haben. Müller betonte jedoch, dass der Stadtteil nicht gesondert betrachtet werden sollte. An verschiedenen Stellen in Bremen sei die Lage vergleichbar. Insgesamt seien an Silvester in diesem Jahr 150 Polizisten mehr im Einsatz gewesen.
Warten auf eigene Westen
Um den Schutz der Polizei selbst ging es in der Sitzung ebenfalls. Um vor Angriffen durch Maschinengewehre geschützt zu sein, sollen die Bremer Polizisten mit neuen Westen ausgestattet werden. Die Nachfrage ist jedoch bundesweit derzeit so groß, dass sich die Lieferung der Ausrüstung verschiebt.
Wilhelm Hinners, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, hält sie für dringend notwendig: „Nur diese Schutzwesten sind dafür geeignet, Schüsse aus Maschinengewehren abzuwehren.“ Bei den Anschlägen in Frankreich und Belgien hätten Terrorristen solche Waffen eingesetzt.
Spätestens Anfang April soll die Bestellung kommen, sagte Lutz Müller. Bis dahin nimmt Bremen weiter Amtshilfe in Anspruch und nutzt die Schutzwesten der Bundeswehr. Wenn die Lieferung eintrifft, sollen den Bremer Polizisten insgesamt 92 Westen zur Verfügung stehen.