Die Bürgerschaftsfraktion der Bremer SPD setzt sich auf Bundesebene für ein deutschlandweites 365-Euro-Ticket ein, das von September an ein Jahr lang gelten soll. Die Sozialdemokraten wollen damit eine günstige Folgelösung für das Neun-Euro-Ticket schaffen und die Verbraucher weiterhin entlasten. Ein Schreiben vom Bremer SPD-Fraktionsvorsitzenden Mustafa Güngör an Rolf Mützenich, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, liegt dem WESER-KURIER vor.
Man halte es wegen der anhaltenden Krisen für problematisch, wenn die Ticketpreise von September an wieder auf das alte Niveau angehoben beziehungsweise sogar noch weiter erhöht würden, heißt es in den angehängten Vorschlägen. Ein 365-Euro-Jahresticket versteht die Bremer SPD-Fraktion als weitere Übergangslösung – die Rede ist von einem "Preismoratorium". Das Ticket solle analog zum Neun-Euro-Ticket auf allen Strecken und in allen Verkehrsmitteln des ÖPNV genutzt werden können, fordert Güngör. Kinder unter 14 Jahren würden dem Vorschlag zufolge gänzlich kostenlos fahren. Die Finanzierung des 365-Euro-Tickets sehe man "hauptsächlich beim Bund, wobei über Einzelregelungen zu reden ist". Konkretere Vorschläge werden nicht genannt. Ein Jahresticket sei gegenüber Monatstickets zu bevorzugen, da es mehr Planungssicherheit ermögliche.
In der Zeit bis September 2023 sollen Bund, Länder, Kommunen und Verkehrsverbünde dann über eine langfristige, "nachhaltige und gerechte Nachfolgelösung" für das Neun-Euro-Ticket beraten. Ziel sei zudem ein "Deutschlandplan zum Ausbau des ÖPNV", den alle Beteiligten gemeinsam vereinbaren müssten, so Güngör weiter. Für die Bremer SPD-Bürgerschaftsfraktion sei klar, dass das stark nachgefragte Neun-Euro-Ticket ein Fenster geöffnet habe, das es nun zu nutzen gelte. "Ein günstiger und leistungsstarker Nahverkehr ist das Gebot der Stunde", betont Güngör.
Ähnlich haben sich in den vergangenen Wochen verschiedene Parteien und Fraktionen geäußert. Die Bremer Linken konkretisierten jüngst ihre Forderungen nach einem ticketlosen ÖPNV, der vom Jahr 2024 an gelten soll. Dass die Nachfrage nach ÖPNV-Angeboten durch günstigere Preise tatsächlich steigt, zeigen auch die neuesten Verkaufszahlen des Neun-Euro-Tickets: Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen wurden mittlerweile 16 Millionen Tickets verkauft – die prognostizierten 30 Millionen monatlichen Verkäufe werden voraussichtlich erreicht. Gleichzeitig betonen Verkehrsverbünde wie der VBN, dass die Verkehrswende nicht allein durch Tarifanpassungen gelingen könne, sondern einer besseren Gesamtfinanzierung bedürfe.