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Neues Konzept für Hafenspeicher Walfang zum Anfassen

Das Museum „Spicarium“ am Vegesacker Hafen musste im Dezember 2015 schließen - es fehlte an Besuchern. Jetzt wird ein neues Konzept für ein Geschichtenhaus zum Thema Walfang geschrieben.
28.04.2016, 00:00 Uhr
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Von Sylvia Wörmke

Das Museum „Spicarium“ am Vegesacker Hafen musste im Dezember 2015 schließen - es fehlte an Besuchern. Jetzt wird ein neues Konzept für ein Geschichtenhaus zum Thema Walfang geschrieben.

Der Beschäftigungsträger Bras, Arbeiten für Bremen, möchte im alten Hafenspeicher (einst Spicarium) etwas ganz Neues entwickeln. Unter dem Oberbegriff „Wale“ soll Vegesacker Geschichte dargestellt werden, in der Art wie im Bremer Geschichtenhaus des Trägers. Das Obergeschoss soll für Ausstellungen, Lesungen und Konzerte genutzt werden. Das ist die grobe Richtung. Am Konzept wird noch gefeilt. Sicher ist: Das Hauswirtschaftsmuseum „Köksch un Qualm“ zieht nicht nach Vegesack um, sondern bleibt in Burgdamm.

In den Räumen des Speichers am Hafen war das maritime Museum Spicarium untergebracht. Im Dezember 2015 wurde es auf Betreiben der Wirtschaftsbehörde und mit Zustimmung der Wirtschaftsdeputation geschlossen. Der Grund: schlechte Besucherzahlen. Die Erwartung von 10.000 Besuchern im Jahr hat die maritime Schiffbau-Ausstellung nie erreicht. Das Defizit lag pro Jahr zwischen 130.000 und 150.000 Euro. Nach dem Aus brachte der Beschäftigungsträger Bras die Idee ins Spiel, mit dem Hauswirtschaftsmuseum „Köksch un Qualm“ aus Burgdamm nach Vegesack umzuziehen.

Wirtschaftssenator und Wirtschaftsförderung haben inzwischen mit dem Beschäftigungsträger Gespräche über ein Nutzungskonzept geführt. Derzeit wird nach Auskunft von Bras-Geschäftsführer Uwe Mühlmeyer „das Konzept geschrieben“. Am 1. Juni solle es der Wirtschaftsdeputation vorgelegt werden. Vorher gibt es zwei Vorstellungstermine der Ideen in Vegesack. Am 3. Mai wird die maritime Arbeitsgruppe für die Umsetzung des Freizeit- und Naherholungskonzeptes informiert, und am 10. Mai erfährt der Beirat Vegesack Einzelheiten. „Die Vegesacker sollen zuerst informiert werden“, begründet Projektleiterin Silvia Claus diese Vorgehensweise.

Die letzte Entscheidung liegt dann bei der Wirtschaftsdeputation, die am 1. Juni tagt. Die Mitglieder müssen zustimmen, ob der Beschäftigungsträger mit seinen Nutzungsideen den Zuschlag für den alten Hafenspeicher bekommt. Auch Fragen der Finanzierung, ob beispielsweise der Beschäftigungsträger eine Anschubfinanzierung erhält, wie die Konditionen für die Nutzung des Gebäudes aussehen, Fragen zur Anmietung und zu welchem Preis, oder ob eine kostenlose Überlassung möglich ist, müssen geklärt werden. „Zuerst einmal ist die politische Entscheidung wichtig“, so Mühlmeyer.

In Grundzügen ist nach Informationen der beiden Bras-Beschäftigten geplant, im alten Hafenspeicher etwas ganz Neues entstehen zu lassen. „Das wird nicht mit dem Köksch-un-Qualm-Konzept vermischt“, so Mühlmeyer. Der Umzug sei vom Tisch. Also wird in der Stader Landstraße im Mehrgenerationenhaus weiterhin das Mitmachmuseum bleiben, in dem mit Langzeitarbeitslosen die Geschichte der Hauswirtschaft im 19. Jahrhundert in originalgetreuer Kulisse und Kleidung nachgespielt wird. Die Geschichte, die Museumsbesuchern präsentiert wird, hat als Schauplatz das Haus eines Zigarrenfabrikanten. Burgdamm war einst eine Hochburg der Bremer Zigarrenindustrie.

In neuer Kulisse an einzelnen Stationen

Vegesacks Geschichte ist eng mit dem Walfang verknüpft. Im früheren Spicarium soll darum mit Langzeitarbeitslosen oder In-Jobbern in einer neuen Kulisse an einzelnen Stationen – wie in Burgdamm und im Bremer Geschichtenhaus – dieses Thema umgesetzt werden. Praktische Beispiele gibt es noch nicht.

„Das Papier ist noch nicht fertig“, sagt Silvia Claus. Sie kann noch nicht viel zur Umsetzung sagen. „Das muss alles sukzessive entwickelt werden.“ Darum wird es auch – wenn die Wirtschaftsdeputation mit dem Konzept einverstanden ist – keine Einweihung geben, sondern viele, je nachdem, welche Station fertig ist. „Soft-opening“ nennt Silvia Claus diese Art der Vorgehensweise. Der Plan ist aber, dass im August zum Festival Maritim bereits das Obergeschoss des alten Speichers belebt werden soll.

Dort soll es nach Auskunft von Mühlmeyer künftig wechselnde Ausstellungen, vor allem Fotoausstellungen, Lesungen und Konzerte geben. Auch der Beschäftigungsträger benötigt einen kleinen Bereich für Büroarbeiten, eine Kaffee-Ecke für Besucher gehört ebenfalls zu den Plänen. Mit der Angestelltenkammer wurden bereits Gespräche zur Kooperation für diese Veranstaltungen geführt, auch mit dem Vegesack Marketing. Das hat dafür gesorgt, dass im August eine Bernstein-Ausstellung zum Festival Maritim eröffnet werden kann.

Alte Exponate werden ausgebaut

„Im August geht es los“, zeigt Mühlmeyer sich zuversichtlich, dass alles klappt und zu diesem Zeitpunkt auch im unteren Bereich schon etwas gezeigt werden kann. Er ist für das Organisatorische und Anträge zuständig, hat mit dem Jobcenter über Arbeitsmarktförderungsmaßnahmen für die künftigen Mitarbeiter gesprochen, über Konditionen der Nutzung mit der Wirtschaftsförderung und Kooperationen.

Silvia Claus ist als Projektleiterin, die auch das neue Angebot in Vegesack betreuen soll, für das Inhaltliche zuständig, also für das Konzept und den Aufbau des Teams, für die Gestaltung der Stationen und dergleichen mehr. „Wir müssen ein dickes Brett bohren“, verweist sie auf viel Arbeit. Die Bras habe erst einmal tüchtig zu tun, ehe beispielsweise daran gedacht werden könne, mit Kooperationspartnern zu arbeiten. Selbstverständlich sei es aber, später mit Akteuren und Vereinen vor Ort zusammenzuarbeiten.

Zuerst einmal aber steht der Aufbau des maritimen Angebots im neuen Museum im Vordergrund. Dazu gehört unter anderem die Konzeptentwicklung, das Finden und Einarbeiten von Mitarbeitern, und natürlich auch die Gestaltung der Stationen mit Utensilien. Von der bisherigen Einrichtung bleibt kaum etwas im alten Hafenspeicher. Die städtische Besitzgesellschaft für das Spicarium, das Science Center, wolle das Gros der bisherigen Spicarium-Einrichtung herausnehmen. „Die Exponate werden abgeräumt“, gibt Silvia Claus den neuesten Stand wieder.

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