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Höhere Gebühren Wenn der Arztbesuch mit Hund und Katze teurer wird

Behandlungen beim Tierarzt werden voraussichtlich bald teurer. Durch höhere Gebühren soll eigentlich eine moderne Ausstattung der Praxen gesichert werden. Doch es gibt auch viel Kritik.
04.08.2022, 05:00 Uhr
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Wenn der Arztbesuch mit Hund und Katze teurer wird
Von Fabian Dombrowski
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Futter, Spielzeug, Halsbänder, Näpfe, Streu: Wer sich ein Haustier zulegt, muss sich auf einige Kosten gefasst machen. Auch Besuche beim Tierarzt sollten Tierhalter mit einkalkulieren – und die werden zukünftig wohl teurer. Grund dafür ist die neue Gebührenordnung für Tierärzte, die voraussichtlich im Oktober in Kraft tritt. Der Bundesrat hat vor Kurzem einer entsprechenden Neufassung zugestimmt.

Was steckt hinter den steigenden Gebühren?

Die Tierärztegebührenordnung regelt, welche Kosten Tierärzte für ihre Leistungen berechnen dürfen. Nun wurde die Gebührenordnung zum ersten Mal seit 1999 umfassend überarbeitet. Dafür hatte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bereits vor zwei Jahren eine wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben. Die Studie sollte ermitteln, wie zeitgemäß die aktuelle Gebührenordnung noch ist. Auf Basis der Studienergebnisse werden die Gebührensätze nun also angehoben und laut BMEL "an die wirtschaftlichen Erkenntnisse für den Betrieb einer Tierarztpraxis" angepasst.

Warum sind höhere Gebühren notwendig?

Moderne Untersuchungsverfahren, darunter zum Beispiel Kernspintomografie, müssten Tierärztinnen und Tierärzte auch angemessen abrechnen können, heißt es vonseiten des Ministeriums. Die Erhöhung der Gebühren solle den Fortbestand vieler Tierarztpraxen ermöglichen und Anreize schaffen, etwa für tierärztliche Notdienste. Sprich: Der Beruf des Veterinärmediziners soll attraktiver werden.

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Laut Deutschem Tierschutzbund bestehen nämlich in einigen Regionen Deutschlands erhebliche Versorgungslücken in der Betreuung von Nutz- und Haustieren. Das berichtete auch der MDR. In Bremen gebe es zwar einen rotierenden tierärztlichen Notdienst, aber keine reine Tierklinik mehr, sagt Gaby Schwab vom Bremer Tierschutzverein. "Wenn also abends oder nachts etwas passiert, haben Tierhalter ein Problem."

Wie stark werden die Gebühren steigen?

Laut dem Entwurf, der im Mai vom Bundeskabinett beschlossen wurde und auf der Seite des BMEL abrufbar ist, steht teils eine deutliche Anhebung der Gebühren bevor. So wird etwa die Gebühr für die Untersuchung einer Katze um rund 150 Prozent steigen, nämlich von knapp neun Euro auf über 23 Euro. Für die Untersuchung bei Hunden können Tierärzte zukünftig rund zehn Euro mehr berechnen, ebenso bei Fischen und Pferden. Die Gebühr für Impfungen würde auf 11,70 Euro steigen und sich damit ungefähr verdoppeln. Und Röntgenaufnahmen würden zukünftig rund 32 Euro kosten statt wie bisher 26 Euro. Die Angaben beziehen sich auf den einfachen Gebührensatz; Tierärzte dürfen maximal den dreifachen Gebührensatz berechnen. Die genaue Höhe der Kosten hängt also auch jeweils von Faktoren wie Aufwand und Schwierigkeit der Behandlung ab. 

Was sagen Bremer Tierärztinnen und -ärzte?

Der Tierarzt Andreas Seide aus Blockdiek begrüßt die Neufassung der Gebührenordnung. Es sei das erste Mal, dass auch eine betriebswirtschaftliche Perspektive mit einbezogen wurde. "Die Praxen müssen in der Lage sein, ihre Mitarbeiter angemessen zu entlohnen", sagt Seide. Er verweist darauf, dass die Verfügbarkeit von Tierärzten sowieso schon abnehme. Aus den Gebühren würden Investitionen finanziert sowie Raumkosten und Einkäufe. Auch sei es auf Basis der jetzigen Gebührenordnung kaum möglich, Behandlungen nach einfachem Gebührensatz abzurechnen.

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Die Tierärztin Alexandra Dörnath, die vor allem exotischere Haustiere sowie Zoo- und Zirkustiere behandelt, übt hingegen deutliche Kritik an der neuen Gebührenordnung. "Man hätte die Chance gehabt, hier etwas Gutes auszuarbeiten. Doch die hat man leider vertan." Insbesondere kritisiert sie die teils schwammige und unwissenschaftliche Kategorisierung der einzelnen Leistungen. So wird etwa unterteilt in Stubenvögel, Volierenvögel und Großpapageien. "Aber wie genau soll ich jetzt einen Papagei abrechnen, der in einer Voliere oder in der Stube lebt", fragt sich die Ärztin. Die Gebührenordnung sei in vielen Punkten nicht konkret genug. Auch von der deutlichen Anhebung der Gebührensätze zeigt sie sich überrascht. "Da ist schon die Frage, ob die Rentnerin, die das Geld für ihre Katze monatlich zusammenkratzen muss, sich das noch leisten kann." Ihrer Ansicht nach sollte es gar keine Gebührenordnung mehr geben; jede Praxis sollte die Sätze für sich selbst festlegen. "Dann würde der Markt das regeln", meint Dörnath.

Was sagen Tierschützer?

Der Bremer Tierschutzverein zeigt auf der einen Seite Verständnis für eine Anhebung der Gebühren. Auf der anderen Seite steht jedoch die Befürchtung, "dass jetzt noch mehr Leute ihre Tiere einfach abgeben, weil sie sich das nicht mehr leisten können", sagt Gaby Schwab. Auch Lea Schmitz vom Tierschutzbund sagt: „Viele Tierheime sind bereits jetzt komplett überfüllt, weil viele Menschen sich in der Coronazeit unüberlegt Tiere gekauft haben, die jetzt wieder wegmüssen.“

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