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Nach dem Aus des Gasthaus Dammsiel Warum immer mehr Landgasthöfe in Bremen und umzu schließen

Das Ende des Gasthauses Dammsiel im Blockland wirft besonders die Frage auf, weshalb viele traditionelle Gasthöfe nur schwer überleben können. Die erfolglose Suche nach einem Nachfolger ist nur ein Grund.
22.01.2020, 12:30 Uhr
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Warum immer mehr Landgasthöfe in Bremen und umzu schließen
Von Ivonne Wolfgramm

Für viele Menschen ist die Entscheidung von Petra Heinemann und ihrem Lebensgefährten Timo Schröder ein Schock. Das Paar hat jüngst bekannt gegeben, die Pacht für das Gasthaus Dammsiel im Blockland zu kündigen. Am 30. April endet der Vertrag. Als Grund nannte das Betreiberpaar unter anderem die notwendigen Sanierungsarbeiten, die sie nicht alleine stemmen können. Der Eigentümer müsste investieren.

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Das Sterben von Traditionsgaststätten ist ein Phänomen, dass auch Nathalie Rübsteck, Geschäftsführerin des Bremer Landesverbandes des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) wahrnimmt. Doch ein Blick auf die Anzahl der Betriebe im Gastgewerbe zeigt, dass in Bremen und Bremerhaven die Zahl über Jahre hinweg relativ konstant ist. So gab es im Zeitraum von 2007 bis 2017 in Bremen zwischen 1564 und 1798 Gastgewerbe. In Bremerhaven waren es im selben Zeitraum zwischen 347 und 412 Gewerbe. Doch Rübsteck weiß: „Die Zahlen umfassen alle Betriebe, die im Gastgewerbe tätig sind.“ Die Landgasthöfe seien nicht separat erfasst. Und da sich die Neueröffnung und Schließung von Gastronomiebetrieben weitgehend die Waage halten, gibt es nur wenig Schwankungen in der Statistik.

Fehlende Nachfolger

„Auch wir bemerken ein vermehrtes Schließen von Gasthöfen auf dem Land“, sagt Rübsteck. „Oftmals gibt es keine Nachfolger, die den Gaststättenbetrieb übernehmen können“, sagt sie. Früher war es üblich, dass durch einen Generationenwechsel der Gastrobetrieb innerhalb der Familie weitergeführt wird. Die Suche nach einem anderen Nachfolger sei aber sehr schwierig.

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Der Grund: Das Gastronomiegewerbe ist für Einsteiger unwirtschaftlich. „Die Branche ist sehr risikobehaftet“, sagt Rübsteck. Denn oft sei die Übernahme eines Gastronomiebetriebes mit großen finanziellen Ausgaben verbunden, zum Beispiel durch Modernisierungsarbeiten. Zudem werde der Betrieb bei Übernahme sehr genau geprüft. Hinzu kommen die vielen Auflagen, die ein Gastronom zu erfüllen habe. Er müsse sich nicht nur im Lebensmittel-, Steuer- und Arbeitsrecht auskennen. Das Jugendschutz- sowie das Jugendarbeitsschutzgesetz, Arbeitssicherheit und Brandschutz sind weitere Bereiche, die im Gastgewerbe relevant sind.

Konsumverhalten beeinflusst Gastronomiegewerbe

Doch auch das Konsumverhalten der Menschen habe sich verändert, so Rübsteck. Dies trage mit dazu bei, dass immer mehr Landgaststätten ihre Türen schließen müssen. In den vergangenen Jahren haben Gastronomen vielfältige Konzepte entwickelt, um das reine Essengehen spannender zu machen. Es gibt Ketten- und Franchisebetriebe, die das gleiche Angebot an verschiedenen Standorten anbieten und das Essen zum Erlebnis machen. „Da können Landgasthöfe, die es früher ja überall gab, nicht mehr mithalten“, erklärt Rübsteck. Viele haben den Schritt verpasst, mit der Zeit zu gehen.

Kegelbahnen oder Vereinsgaststätten waren früher wichtige Treffpunkte, besonders in ländlichen Gebieten. Aus ihrer Tätigkeit weiß Rübsteck, dass solche Orte immer weniger werden. „Mancherorts wird es schon schwierig, einen Saal zum Feiern zu finden.“ Und Kulturzentren übernehmen immer öfter die Funktion der sozialen Begegnung.

Großes Echo

„Jeder Gasthof, der schließt, ist ein Verlust“, sagt die Geschäftsführerin der Dehoga. Sie gehe aber nicht davon aus, dass es irgendwann keine dieser traditionellen Lokale mehr geben wird. Sie ist sich sicher: „Es kann auch eine Chance für die Gastronomen sein.“

Für die Besucher des Gasthauses Dammsiel im Blockland ist die Schließung ein Verlust. Das Echo in den sozialen Netwerken auf die Nachricht ist groß. So falle ein beliebtes Ausflugsziel für Vatertagstouren oder die sonntäglichen Ausflüge mit dem Rad weg, schreiben einige Nutzer auf Facebook. Viele Freizeitsportler und Naturliebhaber bedauern die Entscheidung von Heinemann und Schröder und erinnern sich gerne an die Zeit, die sie dort verbracht haben. Für manche andere Besucher ist das Gasthaus und seine 170-jährige Geschichte mit vielen Kindheitserinnerungen verbunden.

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