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Kriminalstatistik 2017 Weniger Einbrüche, aber mehr Diebstähle in Bremen-Nord

Die Polizei hat jetzt den Jahresbericht zur Lage in Vegesack, Blumenthal und Burglesum vorgestellt. Für die Beamten ist der Norden sicherer geworden. Die Zahl der Straftaten sinkt.
22.03.2018, 17:41 Uhr
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Weniger Einbrüche, aber mehr Diebstähle in Bremen-Nord
Von Christian Weth

An diesem Morgen ist Jens Körber der Herr der Zahlen. Der Mann hat so viele, dass er sie in einem mehrseitigen Heft zusammenfassen ließ. Für den Chef der neuen Polizeiabteilung Nord-West ist das aber nebensächlich. Viel wichtiger für ihn: Es sind vor allem gute Zahlen – oder zumindest bessere als im Vorjahr. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) müssen sie gefallen haben. Die Ziffern belegen nämlich nach Körbers Worten, was er schon öfter gesagt hat. „Der Bremer Norden ist sicher.“ Und jetzt sei er noch mal sicherer geworden.

Der Abteilungsleiter macht am Donnerstag im Kleinen, was Mäurer im Großen gemacht hat: Er stellt die Kriminalstatistik vor. Mit dem Unterschied, dass Körber nicht für alle Stadtteile spricht, sondern ausschließlich für Vegesack, Blumenthal und Burglesum. Eine Zahl nennt Körber im Konferenzraum der Polizei am Sedanplatz besonders gern. Sie lautet 187 – so viele Straftaten gab es weniger als 2016: Statt 8093 Fälle registrierten die Beamten diesmal 7906. Körber spricht von einem stadtweiten Trend. Und davon, dass das Minus alle Nordbremer Stadtteile betrifft.

Körber erklärt die Zahlen nicht allein. Dirk Ohlenbusch und Holger Voß sitzen mit am Tisch. Der eine leitet das Polizeikommissariat Bremen-Nord, der andere das Vegesacker Revier. Auch Gundmar Köster, zuständig für Prävention, ist dabei. Zu viert gehen sie Seite für Seite die Delikte durch. Die Papiere zeigen Diagramme, deren letzter Balken häufig kleiner ist als der Balken davor. Bei Raub und räuberischer Erpressung sind es jetzt 101 Fälle und nicht mehr 117. Bei gefährlicher Körperverletzung auf Straßen, Wegen und Plätzen 84 statt 87 Taten. Und bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz nicht mehr 234 Delikte, sondern 194. Manchmal sprechen Körber, Ohlenbusch, Voß und Köster von einem „nahezu gleichbleibenden Niveau“ und von einer „sehr leichten Schwankung nach unten“.

Nur bei einem Thema nicht: bei Wohnungseinbrüchen. Die Zahl der Taten ist so deutlich gesunken, dass die vier Männer mehrfach betonen, wie deutlich. Stadtweit ging sie um 13,5 Prozent zurück, im Bremer Norden um fast das Doppelte – 25,5 Prozent. Statt auf 517 Wohnungseinbrüche kommt die Statistik diesmal auf 385 Fälle. Abteilungschef Körber sagt, dass ihn die Entwicklung freut, ihm die Zahl aber immer noch viel zu hoch ist. „Sie muss weiter sinken.“

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Dass sie nicht mehr so groß ist wie 2016, begründen die Beamten ähnlich: Zum einen konnte eine Bande von professionellen Einbrechern, die in Bremen, aber auch in anderen Bundesländern immer wieder zugeschlagen hatte, überführt werden. Zum anderen nahm die Polizei mehrere Intensivtäter fest, die stadtweit unterwegs waren. Weil die Zahl der Wohnungseinbrüche besonders im Bremer Norden und vor allem in Burglesum zugenommen hatte, war im Vorjahr ein sogenanntes Schwerpunktteam gebildet worden. Laut Körber haben die Kollegen gut gearbeitet, auch wenn die Aufklärungsquote bei Einbrüchen gesunken ist – von 7,2 auf 6,2 Prozent.

Dafür sind andere Zahlen gestiegen, die laut Körber bedenklicher sind. Das Plus an Raubüberfällen von 31 auf 34 findet der Abteilungschef noch nicht ganz so alarmierend, aber das bei Diebstählen aus Boden- und Kellerräumen: Der Polizei wurden 204 Fälle gemeldet. Davor waren es 139. Körber, Ohlenbusch, Voß und Köster können nur spekulieren, warum die Zahl so deutlich zugenommen hat. Sie vermuten, dass Einbrecher, die vorher in Wohnungen eingestiegen sind, sich jetzt auf Boden- und Kellerräume konzentriert haben, weil sie oftmals schlechter gesichert sind und darum leichtere Beute versprechen.

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Beim Taschendiebstahl ist die Zahl der Fälle ebenfalls gestiegen. Statt 195 Delikte wurden 221 registriert. Und besonders viele in Vegesack. Wie viele genau, kann Körber zwar nicht auf Anhieb sagen, aber warum es mehr sind als andernorts. „Im Mittelzentrum gibt es viele Geschäfte und große Feste – und wo viele Menschen einkaufen und zusammen feiern, sind erfahrungsgemäß auch mehr Diebe.“ Der Chef der Polizeiabteilung zeigt eine Karte vom Bremer Norden, die mit roten Punkten übersät ist. Jeder Punkt ist ein Tatort. Die meisten sind dort, wo die Vegesacker Fußgängerzone, der Bahnhofsplatz und das Grundstück des Haven Höövt verlaufen.

Gesunken ist dagegen die Zahl bei zwei anderen Diebstahlsarten. Nach der Statistik wurden weniger Fahrräder gestohlen – 652 statt 678 – und weniger Autos aufgebrochen, um Wertsachen zu entwenden – 268 statt 299. Im Vergleich, sagt Körber, stehe der Bremer Norden damit zwar besser da als der Rest der Stadt. Zufrieden ist er nach eigenem Bekunden aber nicht. Darum erklärt er, was er auch bei der Präsentation der Fallzahlen 2016 erklärt hat: „Wir brauchen Hinweise aus der Bevölkerung – und wir brauchen sie sofort.“ Nicht erst der Nachbar müsse per Telefon über eine verdächtige Person informiert werden, sondern die Polizei. Im Not- wie im Verdachtsfall gebe es nur eine Nummer: 110.

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