Tag zwei im Bremer Geiselnahme-Prozess dauerte am Mittwoch gerade eine halbe Stunde. Wartete aber mit einer interessanten Information auf: Es könnte schwierig werden, den Hauptbelastungszeugen vor Gericht zu vernehmen. Der Mann sitzt seit dem 13. Februar wegen eines Drogenvergehens in Österreich in Untersuchungshaft.
Zumindest hätte die Staatsanwaltschaft in Wien mitgeteilt, dass von einer zügigen Anklage ausgegangen werden könne, berichtete der Vorsitzende Richter Thorsten Prange von einem entsprechenden Vermerk der Staatsanwaltschaft Bremen. Die hatte Kontakt mit den Wiener Kollegen aufgenommen, um zu erfahren, ob und wann der Mann vor dem Landgericht in Bremen vernommen werden kann.
Eine entscheidende Frage für den hiesigen Prozess, denn die Anklage gegen die fünf Bremer basiert weitgehend auf den Aussagen, die der Mann im Ermittlungsverfahren gegenüber Polizei und Staatsanwaltschaft gemacht hatte. In Österreich müsse noch der Wirkstoffgehalt der Drogen ermittelt werden, mit denen der in Bremen benötigte Zeuge in Verbindung gebracht wird, berichtete Prange. Erst danach folge die Anklage.
Um über den Prozess in Wien informiert zu bleiben, sollen die Österreicher darum ersucht werden, eine doppelte Akte zu führen, die dann der Staatsanwaltschaft in Bremen zur Verfügung gestellt wird. Im Bremer Verfahren geht es um Geiselnahme, Todesdrohungen und schwere Körperverletzung. Den Angeklagten wird vorgeworfen, im April 2017 ihr Opfer entführt zu haben, um mit Gewalt Informationen zu einem Überfall auf eine Teestube in Kirchhuchting aus ihm herauszupressen.
Wie kompliziert die Aufklärung dieses Vorfalles sein wird, zeigt ein Blick auf den Sitzungskalender des Prozesses. Bis weit in den Dezember hinein sind derzeit 40 Verhandlungstage angesetzt. Den Anfang soll dabei die Vernehmung von Zeugen zu dem nächtlichen Raubüberfall machen, der die Vorgeschichte für die Geiselnahme fünf Tage später bildete, skizzierte Prange am Mittwoch das weitere Vorgehen.
Befragt werden Polizisten und weitere Zeugen, die damals vernommen wurden. Außerdem werde man einen intensiven Blick auf das Thema illegales Glückspiel in Teestuben werfen, kündigte der Vorsitzende Richter an. Dies soll dem Vernehmen nach der Hintergrund für den Überfall auf die Teestube gewesen sein.
Nächster Verhandlungstag ist Freitag, 4. Mai, ab 9.15 Uhr.