Ratten in der Sandgrube sind nicht unbedingt die Spielgefährten, die Eltern sich für ihre Kinder wünschen. Unlängst hat die Sozialbehörde von Senatorin Anja Stahmann (Grüne) aus diesem Grund einen Spielplatz in Gröpelingen sperren lassen (wir berichteten). Der Rattenbefall soll infolge von Vermüllung aufgetreten sein. Probleme mit Müll gebe es seit Corona-Beginn auf vielen Spielplätzen vermehrt, sagt Christian Poppe. Er ist Abteilungsleiter bei der gemeinnützigen GmbH Jugendhilfe und Soziale Arbeit (JUS), zu der auch die Bremer Maulwürfe gehören. Das Team hält im städtischen Auftrag etwa 50 Bremer Spielplätze sauber.
Weil viele Aktivitäten lange Zeit coronabedingt nicht möglich waren, seien die Spielplätze in den vergangenen Monaten besonders stark besucht gewesen, sagt Poppe. Viele Familien hätten dort gepicknickt, wodurch auch mehr Verpackungsmüll liegengeblieben sei. Dass Spielplätze wie in Gröpelingen gesperrt werden müssen, komme aber nur in Ausnahmefällen vor, so Poppe. Gleiches ist auch von der Sozialbehörde zu hören, die für etwa 200 Spielplätze in Bremen zuständig ist. Die Instandhaltung übernehmen in deren Auftrag verschiedene Unterhaltsträger – wie zum Beispiel die JUS oder der Umweltbetrieb Bremen.
Poppe bezeichnet die Anlage in Gröpelingen als "Extremspielplatz", mit dem es schon seit längerer Zeit immer wieder Probleme gebe. Der Platz würde zweimal wöchentlich gereinigt, die anderen städtischen Spielplätze einmal, erklärt Poppe. "Sperren muss das letzte Mittel sein", sagt er. Spielplätze in Trägerschaft der Bremer Maulwürfe hätten schon mehrmals kurz vor einer Sperrung gestanden, aber in Absprache mit der Behörde seien dann kurzfristig andere Lösungen gefunden worden. "Andererseits ist das jetzt in Gröpelingen auch mal ein Zeichen an die Leute, dass es so nicht geht", sagt Poppe.
Ebenfalls coronabedingt habe es in den vergangenen Monaten auf Spielplätzen verstärkt Probleme mit sogenannten nutzerfremden Gruppen gegeben – also Leuten, die nicht unbedingt im Sandkasten buddeln wollen. Grundsätzlich, sagt Poppe, seien Spielplätze aber öffentliche Orte und nicht nur Kindern vorbehalten. Der hohe Andrang und der damit verbundene Lärmpegel hätten zuletzt zu Konflikten in den Nachbarschaften geführt. "Am schlimmsten war es, als die Schulen geschlossen hatten", sagt Poppe. Grundsätzlich sieht Poppe, der nach eigener Aussage schon seit 25 Jahren mit Spielplätzen zu tun hat, aber keine negative Entwicklung: "Es gibt immer mal wieder gute oder schlechte Phasen, aber eine Tendenz lässt sich nicht ausmachen." Vieles hänge auch von der Entwicklung in der jeweiligen Nachbarschaft ab.
Wie der allgemeine Zustand der mindestens 800 Spielplätze in Bremen ist, lässt sich schwierig beurteilen, weil Mängel nach Angaben der Sozialbehörde nicht zentral erfasst werden. Kleine Maßnahmen würden die Unterhaltungsträger direkt vor Ort durchführen, größere Reparaturen müssten von der Behörde genehmigt werden – auch die würden allerdings nicht zentral erfasst, teilt Ressortsprecher Bernd Schneider mit. Ihm zufolge stehen in Bremen jährlich etwa 1,3 Millionen Euro für die Instandhaltung der Spielgeräte sowie 1,5 Millionen Euro für die Neuanlage von Plätzen zur Verfügung.
Unterschiede in den Stadtteilen
"Bremen macht im bundesweiten Vergleich eine gute Figur", sagt Jens Oppermann. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Vereins Spiellandschaft Stadt, der unter anderem von der Sozialbehörde finanziert wird und sich eigenen Angaben zufolge fu?r die Schaffung und den Erhalt einer kinder- und familienfreundlichen Umwelt einsetzt. "Ich sehe großes Bemühen, auch wenn längst noch nicht alles optimal ist", so Oppermann. Positiv sei beispielsweise die schrittweise Öffnung von Schulhöfen als Spielfläche am Nachmittag. Allerdings gebe es noch große Unterschiede zwischen den einzelnen Stadtteilen, was das Angebot betreffe.
Dass in Bremen die Sozialbehörde – und nicht wie in einigen anderen Städten das Gartenbauamt – für die Spielplätze zuständig ist, beurteilt Christian Poppe positiv. "Dieser pädagogische Blick auf die Dinge ist schon sehr sinnvoll", sagt er. Sein Wunsch: etwas mehr Flexibilität. So sei es nicht bedarfsgerecht, jeden Spielplatz genau einmal wöchentlich zu reinigen. "Manche Anlagen werden so stark genutzt, dass man sie eigentlich täglich reinigen müsste", sagt Poppe. Für die Bürger sei es nicht nachvollziehbar, wenn eine von der Umweltbehörde verwaltete Grünfläche regelmäßig gereinigt werde, während auf dem unmittelbar angrenzenden Spielplatz die Scherben eine Woche lang liegenbleiben würden.
Eine wichtige Rolle bei der Versorgung mit Spielflächen spielen neben städtischen Angeboten auch die Wohnungsbaugesellschaften, die in Bremen mehr als die Hälfte aller Spielplätze verwalten. Den größten Teil davon, etwa 390, unterhält die Gewoba. Neben den normalen Abnutzungserscheinungen sei mutwillige Zerstörung ein Problem, das sich aber nicht erkennbar verschlimmert habe, sagt Unternehmenssprecherin Christine Dose. Die Gewoba habe einen festgeschriebenen Kontrollrhythmus für Spielplätze. Dazu zählen Dose zufolge eine jährliche Hauptkontrolle für jeden Spielplatz sowie sechs sogenannte operative Kontrollen, die monatlich zwischen Mai und Oktober durchgeführt würden. Einmal pro Woche gebe es auf jedem Spielplatz zudem eine Sichtkontrolle durch die Gartenpflegekräfte. "Mängel werden sofort behoben", sagt Dose. "Wenn es gefährlich ist, sperren wir den Platz auch mal kurzzeitig."
Ähnlich geht die Vonovia vor. Die rund 50 Spielplätze würden regelmäßig durch eigene Objektbetreuer sowie einmal im Jahr ausführlich durch eine externe Fachfirma überprüft, so Firmensprecherin Panagiota-Johanna Alexiou. Typische Mängel seien auf Witterung oder Abnutzung zurückzuführen – zum Beispiel Ketten von Schaukeln, die durch Regenwetter rosten oder Spielgeräte, die sich durch Benutzung verformen.