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150 Jahre Beck's Sail away – aber wohin?

Beck's feiert 150. Geburtstag. Der Mutterkonzern AB Inbev hat aber Probleme, die Bremer Traditionsmarke mit Emotionen zu füllen, meint Florian Schwiegershausen.
23.06.2023, 20:19 Uhr
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Sail away – aber wohin?
Von Florian Schwiegershausen

Es war in den 1990er-Jahren: Im TV-Spot setzte die Bark "Alexander von Humboldt" die grünen Segel und fuhr raus auf das offene Meer. Im Hintergrund sang Hans Hartz mit rauchiger Stimme: "Sail away, dream your dream." Heute, im Jahr 2023, verkündet der weltgrößte Bierkonzern AB Inbev im Internet: "Zum 150. Geburtstag von Beck's haben wir mit Künstlicher Intelligenz ein Bier gebraut." Welche Werbebotschaft ist packender?

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Zu dieser Frage bringt es Bremens kreativer Kopf Fritz Haase, der über Jahrzehnte die Werbung nicht nur in der Hansestadt geprägt hat, auf den Punkt: "Werbung ist Emotion! Bier ist Emotion!" Doch diese Emotion scheint AB Inbev bei Beck's seit der Übernahme 2001 immer mehr verlorengegangen zu sein. Denn die Marke Beck's ist den AB-Inbev-Managern in den Firmenzentralen in Belgien und Brasilien völlig egal. Im Gegensatz zu früher, als es Beck's auf allen fünf Kontinenten gab, ist für sie heute die Hauptsache, dass es Corona Extra auf allen fünf Kontinenten gibt. Dem haben sich Beck's und die Brauerei hier am Weserdeich unterzuordnen – scheinbar muss um jeden Werbe- und Marketingcent gebettelt werden.

Der Weltkonzern sollte dem Team hier stattdessen einen üppigen Werbeetat geben, um den nationalen Markt besser zu bespielen. Denn Werbung funktioniert nicht in jedem Land gleich, dafür braucht es die entsprechende Kulturkompetenz vor Ort. Gerade die Belgier in ihrem Drei-Sprachen-Land und die Brasilianer mit ihrer multiethnischen Bevölkerung sollten doch eigentlich ein Gespür dafür haben. Oder haben die Manager dies am Eingang zu den großen AB-Inbev-Zentralen abgegeben?

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Das gesamte Team der Beck's-Brauerei hier brennt jeden Tag so für seine Arbeit, dass es eine Künstliche Intelligenz erst gar nicht braucht. Den gut 1000 Beschäftigten sollte der Konzern mehr Vertrauen schenken, um die Marke Beck's wieder mit mehr Emotion zu füllen, was dann für nachhaltigen Umsatz sorgt. Und würden die AB-Inbev-Manager in Leuven die KI richtig einsetzen, würde die ihnen möglicherweise sagen: Braut im Jahr 2024 wieder ein Haake-Beck Maibock.

Trotz aller Kritik ist nun die Zeit zum Anstoßen mit Bier aus grünen Flaschen gekommen, denn 150 Jahre muss man auch erstmal schaffen.–

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