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Kosten steigen in die Höhe Immer weniger Anbauflächen für Erdbeeren

Deutschlandweit gingen von 2014 auf 2022 die Anbauflächen für Erdbeeren um 22 Prozent zurück. In Bremen aber ist die Lage etwas anders.
08.06.2023, 05:00 Uhr
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Immer weniger Anbauflächen für Erdbeeren
Von Moritz Kalvelage

Ob als Zwischenmahlzeit auf der Terrasse oder als Topping auf dem Spaghettieis im Café – Erdbeeren gehören für viele Menschen zum Sommer. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes gehen die Anbauflächen für Erdbeeren jedoch drastisch zurück. Was bedeutet das für Erdbeerbauern in Bremen? Und wie stehen die Chancen auf einen Sommer mit Erdbeeren?

Wie stark gehen die Ackerflächen in Deutschland zurück?

2014 hat das Statistische Bundesamt eine Ackerfläche von 19.123 Hektar für den Erdbeeranbau ermittelt – im Vergleich dazu gab es 2022 ein Minus von rund 22 Prozent. Gestiegene Kosten für Energie und Dünger, die Witterungsempfindlichkeit der Erdbeeren sowie der Konkurrenzdruck aus dem Ausland, der sich durch den gestiegenen Mindestlohn für Erntearbeiter verschärft habe, ist laut Berichten der "Tagesschau" für einen Rückgang der Anbauflächen verantwortlich. Landwirtschaftliche Verbände am Bodensee beklagen besonders den gestiegenen Mindestlohn und fordern dessen Aussetzung für die Landwirtschaft.

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Und in Bremen?

Zahlen für Bremen liegen dem Statistischen Landesamt nicht vor, da die Anbauarten nicht gesondert erfasst werden. Beim Hof Kaemena im Blockland bleiben die Anbauflächen weiterhin konstant. „Wir haben zehn Hektar, auf denen wir Erdbeeren anbauen.“ Das liege daran, dass der Bauer seine Vermarktungsstrukturen sehr gut kenne und ausschließlich direkt vermarkte und über Selbstpflückwiesen Erdbeeren verkauft. Beim Hof Schröder aus Thedinghausen ist die Lage ähnlich: „Wir sind kein Betrieb, der rasant wächst, sondern konservativ nach vorne schaut“, sagt Schröder. Dort setze man auf Direktvermarktung, den Großhandel und auf Selbstpflückwiesen.

Was treibt die Kosten in die Höhe?

Größter Kostentreiber ist der Mindestlohn von derzeit zwölf Euro. Landwirtschaftliche Bauernverbände am Bodensee fordern, den Mindestlohn für die landwirtschaftlichen Betriebe auszusetzen. Für Hofchef Hajo Kaemena ist das keine Option: „Die Ernte auf dem Feld ist harte körperliche Arbeit, die haben auch mehr verdient“, sagt Kaemena. Das Problem liege seiner Meinung nach darin, mit dem Ausland konkurrieren zu müssen. Während in Spanien 6,55 Euro bezahlt werden müssen, sind es in Portugal lediglich 4,50 Euro. Daher fordert der Oberneuländer einen europaweit gleichmäßigen Mindestlohn, dieser würde den Konkurrenzdruck deutlich abmildern. Heiko Schröder weist auf andere Kostenpunkte hin: „Es ist nicht nur der Lohn, auch die Verpackung und Logistik oder die Mittel fürs Düngen und den Pflanzenschutz.“

Heiko Schröder weist auf andere Kostenpunkte hin: "Es ist nicht nur der Lohn, auch die Verpackung und Logistik oder die Mittel fürs Düngen und den Pflanzenschutz."

Was macht den Bauern derzeit zu schaffen?

Nicht Hitze, aber anhaltende Trockenheit macht sich bei den Erdbeerbauern bemerkbar. Erdbeeren sind witterungsanfällig und reagieren auf starken Niederschlag wie Hagel oder auch auf Trockenheit empfindlich. Obwohl der März laut Angaben des Deutschen Wetterdienstes der nasseste seit 2001 war, macht den Landwirten in Bremen die anhaltende Trockenheit zu schaffen. „Es hat 14 Tage nicht geregnet, wir müssen jetzt bewässern“, sagt Heiko Schröder. Das koste nicht nur Energie, sondern auch Arbeitskräfte – und die seien nicht nur teuer, sondern auch knapp.

Wieso gibt es Selbstpflückwiesen?

Selbstpflückwiesen sind eine Möglichkeit, dem Mangel an Arbeitskräften entgegenzuwirken. Zudem spräche man damit verschiedene Käuferschichten an, wie Hajo Kaemena weiß: „Manche Menschen mögen die Arbeit auf dem Feld und nutzen es als gemeinsame Aktion. Für andere wiederum ist es eine tolle Möglichkeit, günstiger an ihre Erdbeeren zu kommen.“ Kaemena betont, dass die Erdbeeren von seinem Hof auf den Geschmack gezüchtet sind und nicht, wie Erdbeeren aus Spanien, speziell für den Transport.

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Wie entwickeln sich die Erdbeerpreise?

Stichproben bei Supermärkten in Bremen zufolge liegt dort der Kilopreis bei etwa fünf Euro. Beim Edeka am Dobben kosten 400  Gramm regionale Erdbeeren derzeit 1,99  Euro. Vergleichbar ist der Kilopreis für regionale Erdbeeren im Rewe an der Holsteiner Straße in Walle, dort müssen Kunden 5,49 Euro für 1000 Gramm bezahlen. Der Hof Kaemena aus Oberneuland vertreibt derzeit 500 Gramm Erdbeeren für 5,50 Euro. „Wir liegen etwa 20 Cent über dem Preis vom letzten Jahr“, sagt Hofchef Hajo Kaemena. Beim Stand des Hofs Wichmann im Ostertor kosten 500 Gramm 4,90 Euro.

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