Im vergangenen Jahr sind die Preise für Wohnimmobilien in Bremen weiter gestiegen. Das zeigt der gerade fertiggestellte Grundstücksmarktbericht für die Stadt. Insgesamt sind vom zuständigen Gutachterausschuss für Grundstückswerte für die Untersuchung rund 6800 Kaufverträge ausgewertet worden. Reihenhäuser, Doppelhaushälften sowie Ein- und Zweifamilienhäuser verteuerten sich demnach gegenüber dem Vorjahr im Schnitt um 14,9 Prozent. "Das ist stramm", sagt Klaus Bode vom Gutachterausschuss grundsätzlich zum Anstieg bei den Immobilien. "Das geht alles schon ziemlich durch die Decke."
Gerade für Banken, Makler, Projektentwickler oder auch Architekten ist der jährliche Grundstücksmarktbericht eine Art Pflichtlektüre. Im Vergleich zur Auswertung von Angeboten auf Immobilienportalen sind hier nämlich die tatsächlich erzielten Verkaufspreise die Grundlage. Insgesamt wurden in Bremen 7.272 Kaufverträge registriert – davon 3800 für Eigentumswohnungen.
Der Gesamtumsatz betrug laut Grundstücksmarktbericht 2,54 Milliarden Euro. Neue Eigentumswohnungen stiegen der Auswertung zufolge im vergangenen Jahr im Preis um rund zehn Prozent. Die Neubauten lagen im Schnitt bei 5090 Euro pro Quadratmeter – und damit auf einem deutlich höheren Niveau als der Bestand. Wenngleich weiterverkaufte Eigentumswohnungen, die den Großteil der Verkäufe ausmachen, mit zwölf Prozent sogar ein größeres Plus verzeichneten: Der Quadratmeter Wohnfläche kostete hier im vergangenen Jahr mit 2450 Euro rund die Hälfte. Grundlage für die Berechnungen sind rund 2000 Käufe von Wohnungseigentum mit mehr als 30 Quadratmetern in Mehrfamilienhäusern.
Der genauere Blick auf Preissteigerungen für Häuser zeigt, dass die sogenannten normalen Stadtlagen einen höheren Zuwachs erzielten. Das Ausgangsniveau liegt jedoch auch deutlich unter dem in bevorzugten Lagen. Dort kosteten zum Beispiel Reihenhäuser im Schnitt 483.000 Euro, während es in den normalen Stadtlagen 251.000 Euro waren. Reihenhäuser dominieren mit einem Anteil von 58 Prozent die Verkäufe.
Der Unterschied bei den Lagen klafft bei Ein- und Zweifamilienhäusern noch weiter auseinander. Dieser Immobilientyp findet sich bei den bevorzugten Lagen sehr häufig in Oberneuland, und dort gibt es besonders große Grundstücksflächen. "Damit laufen da natürlich auch die absoluten Kaufpreise höher als beispielsweise bei einem durchschnittlichen Grundstück in Huchting", erklärt Bode die Entwicklung. Zu den bevorzugten Wohnlagen zählen bei Ein- und Zweifamilienhäusern im Weiterverkauf Schwachhausen, Horn-Lehe, Borgfeld und Oberneuland. Villen in Nord sind ebenfalls besonders begehrte Objekte mit höheren Preisen. Die Entwicklung der Kaufpreise seit 2001 zeigt, dass Schwachhausen fast durchgängig mit Abstand vorne liegt mit einem Quadratmeterpreis im Weiterverkauf von zuletzt 4745 Euro.
Bevorzugte Lagen für Reihenhäuser im Weiterverkauf sind derweil Findorff, Schwachhausen, Horn-Lehe, die Östliche Vorstadt und Alte Neustadt. Auch bei diesem Typ rangiert Schwachhausen seit Jahren an der Spitze. Seit 2001 haben sich die Preise hier mehr als verdoppelt: Der Quadratmeterpreis kletterte von rund 1600 Euro auf 3960 Euro.
Wie geht die Reise bei den Immobilien weiter? Die Menge der Kaufverträge, die der Gutachterausschuss von den Notaren bekommt, ist in diesem Jahr bisher zwar konstant. Veränderungen zeigen sich hier allerdings auch erst zeitversetzt. Generell seien Aussagen zur Zukunft des Markts gerade sehr schwer. Zu viele Faktoren spielen dabei eine Rolle – unter anderem die Inflation und höheren Bauzinsen. Bodes Kollege Henning Meister ist vorsichtig mit Prognosen. Die seien der berühmte Blick in die Glaskugel. Einen kompletten Einbruch des Immobilienmarkts erwartet der Experte nicht. Die nächsten Monate müssten nun abgewartet werden. "Gefühlt das Beste, was passieren kann, wäre vielleicht in der jetzigen Zeit mit viel Verunsicherung, dass wir eine gewisse Stagnation haben und auf einem starken Niveau verbleiben. Es kann aber auch anders kommen."
Der Vorstandschef der Bremischen Volksbank sieht nicht, dass die Zinsen bald wieder sinken. Darauf warten? "Diese Überlegung halte ich für gefährlich", sagte Ulf Brothuhn im Gespräch mit dem WESER-KURIER und konstatierte: "Es können sich immer weniger Wohneigentum leisten." Anfang des Jahres setzte sich der Trend fort. Im Zeitraum Januar bis März stiegen die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland im Schnitt um zwölf Prozent im Vorjahresvergleich. Das teilte das Statistische Bundesamt am Freitag anhand vorläufiger Zahlen mit.
Den Grundstücksmarktbericht gibt es beim Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Bremen ab Montag für 60 Euro – digital oder ausgedruckt.