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BLG steigert Gewinn vor Steuern Autoterminal in Bremerhaven platzt aus allen Nähten

Was für die BLG Logistics im Containergeschäft nicht so gut gelaufen ist, konnte sie 2018 mit dem Autoumschlag kompensieren sowie in der Kontraktlogistik mit neuen Kunden wie Ikea und ZF.
24.04.2019, 19:51 Uhr
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Autoterminal in Bremerhaven platzt aus allen Nähten
Von Florian Schwiegershausen

Die BLG Logistik, an der die Stadt Bremen mehrheitlich beteiligt ist, blickt insgesamt auf ein positives Jahr zurück. Zwar musste das Logistikunternehmen beim Containerumschlag einen Rückgang hinnehmen, konnte dies aber durch die Kontraktlogistik und vor allem durch das Autoterminal in Bremerhaven kompensieren. Was den Autoumschlag angeht, sagte die zuständige BLG-Vorständin Andrea Eck am Mittwoch bei der Präsentation der Geschäftszahlen: „Wir hatten im vergangenen Jahr zeitweise 95 000 Fahrzeuge auf dem Terminal.“

Das sei vor allem während der Sommerferien im Land Bremen der Fall gewesen. Da haben die Auftraggeber, die vor allem in Süddeutschland sitzen, noch weitergearbeitet. „Da wurden Fahrzeuge aus den Fabriken rausgebracht bis auf unsere Plätze nach Bremerhaven. Dort standen sie dann“, ergänzt Eck. Denn am 1. September trat das neue Abgasprüfverfahren WLTP in Kraft, doch die Autohersteller hatten das Problem, dass nicht alle Modellvarianten rechtzeitig nach dem neuen Prüfverfahren zugelassen werden konnten.

Nachverhandlungen mit Kunden

VW erwog im vergangenen Juni wegen dieser Probleme sogar, bis zu einer Viertelmillion Autos erst später zu bauen. Dem Autoterminal in Bremerhaven bescherte das einen vollen Parkplatz. Die BLG-Vorständin erläutert: „Dieses Volumen stellte uns vor große Herausforderungen, weil die Autos wegen des neuen Prüfverfahrens nicht verschifft werden durften. Gleichzeitig kam die ganz normale Produktion hinzu.“ Laut Eck wäre eine Auslastung in Höhe von 80 Prozent ideal, um Import und Export bewerkstelligen zu können.

Im Sommer hatte die BLG zeitweise zusätzliche Stellflächen um das Terminal herum angemietet. „Dadurch stiegen aber die Prozesskosten, die mit dem Kunden so nicht ausgemacht gewesen sind“, sagt Eck. Das könne man nur versuchen, wieder reinzubekommen, indem man mit dem Kunden nachverhandelt. Insgesamt hatte die BLG im vergangenen Jahr 6,5 Millionen Fahrzeuge umgeschlagen, transportiert oder technisch bearbeitet. Das waren 3,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz stieg gegenüber 2017 um 0,5 Prozent auf 553 Millionen Euro. Beim Gewinn vor Steuern verzeichnete die BLG mit knapp 16 Millionen Euro ein Plus von 18 Prozent. Ab Mitte des Jahres sollen im Osthafen weitere zwei Hektar an Flächen zur Verfügung stehen, die Platz für bis zu 1200 Fahrzeuge bieten sollen.

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Vom Umsatz her war der stärkste Bereich der BLG im vergangenen Jahr die Kontraktlogistik mit knapp 600 Millionen Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr. Das bedeutete ein Plus von mehr als neun Prozent. Das Ergebnis vor Steuern stieg um mehr als die Hälfte von 4,6 auf 7,3 Millionen Euro. In diesem Feld, das die Bereiche Industrie- und Handelslogistik sowie Spedition und entsprechende logistische Dienstleistungen umfasst, konnte die BLG das Geschäft mit Bestandskunden ausweiten und neue Kunden hinzugewinnen.

Zwar verlor die BLG den Textilkunden Adler, konnte aber auf der anderen Seite den Automobilzulieferer ZF neu hinzugewinnen. Außerdem übernimmt die BLG die Logistik für Ikea in Norddeutschland. „Wenn jemand bei Ikea etwas online bestellt, kümmern wir uns im norddeutschen Raum darum, dass er es geliefert bekommt“, sagt der BLG-Vorstandsvorsitzende Franck Dreeke. Ikea hat das Verteilzentrum in Elsdorf bei Zeven nahe der Autobahn A1 erst im Oktober offiziell eröffnet. Draußen steht zwar Ikea dran, die Logistik innen übernimmt aber die BLG.

Im Containerbereich lief es nicht so gut

Im Juni konnte das Logistikunternehmen außerdem den Vertrag mit Tchibo verlängern. Zusätzlicher Kunde der BLG ist nun auch Puma. Dazu entsteht in Bayern gerade das neue Logistik- und Distributionszentrum des Sportartikelherstellers, das 2020 fertig sein soll. Bereits seit Herbst ist die BLG im bisherigen Puma-Logistik-Standort tätig.

Auch die Kapazitäten im Industrielogistikcenter Bremen sind laut Dreeke weiterhin gut ausgelastet – auch auf längere Perspektive. Hier nennt der BLG-Chef einen der Gründe: „Wir haben mit Daimler als einem unserer wichtigsten Kunden das Bestandsgeschäft langfristig verlängert. Damit können wir auch die Einstellung von eigenen Mitarbeitern im Logistikcenter Bremen konsequent fortsetzen.“ Während es in den USA für die BLG nicht so gut lief, waren die Geschäfte in Indien und Malaysia stabil. In allen Bereichen der Kontraktlogistik erwartet die BLG weiteres Wachstum. So soll der Bereich E-Commerce weiter ausgebaut werden.

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Dagegen lief es im Containerbereich nicht so gut, wie die BLG-Tochter Eurogate bereits vor drei Wochen mitteilte. So sank der BLG-Umsatz um etwa zwei auf 302 Millionen Euro. Positiv laufe es dagegen weiterhin im Neustädter Hafen, wo Stück- und Schwergut verladen wird, wozu auch Stahl gehört. „Trotz der US-Strafzölle beim Stahl konnten wir hier auch im ersten Quartal 2019 keine Veränderungen im Geschäftsfeld verzeichnen.“ Im XL-Bereich werden gerade Teile einer Bergwerksanlage zusammengeschraubt, um sie im Sommer zu verschiffen. BLG-Chef Dreeke sagt dazu, dass auf diese Weise der „Hafen zum Werkarm mit Seeanschluss wird“. Das betreffe eben auch den Neustädter Hafen. Konkrete Folgeprojekte gebe es hier derzeit nicht, aber Gespräche mit Kunden laufen.

Insgesamt machte die BLG damit 2018 einen Umsatz von mehr als 1,1 Milliarden – bei 20 000 Arbeitsplätzen weltweit inklusive Leiharbeitern. Der Gewinn vor Steuern stieg um zwölf Prozent auf knapp 38 Millionen Euro. Je Aktie soll eine Dividende von 45 Cent ausgeschüttet werden. Damit kann sich die Stadt Bremen über Einnahmen in Höhe von mehr als 870 000 Euro freuen, da sie mit 50,4 Prozent die Mehrheit an der BLG Logistics hält. Zur Privatisierung, die die Bremer FDP kürzlich gefordert hatte, sagt BLG-Chef Dreeke: „Wir sind ein vernünftig aufgestelltes Unternehmen, und finden diese einmalige Konstellation gut – was immer andere Menschen darüber denken und damit politische Ziele verfolgen.“

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