Der Weg ist frei, wenn die Beteiligten recht haben: Das Parkhaus Mitte in der Bremer Innenstadt kann abgerissen werden. Der Weg ist aber auch lang: drei Jahre noch, bis die Bagger rollen. Und weitere Jahre, bis die geplanten Neubauten fertig sind. Diese Einschätzung ergibt sich aus einer Anfrage, die der WESER-KURIER an die Brebau und die Brepark gerichtet hat. Die beiden städtischen Gesellschaften wollen in den nächsten Monaten ihre Kaufverhandlungen über das Parkhaus abschließen – erste Voraussetzung, damit sich die Brebau als Bauherr ans Werk machen kann.
„Wir gehen davon aus, dass die Voraussetzungen, das Parkhaus von der Brepark an die Brebau abzugeben, spätestens im September 2026 erreicht werden“, erklärt Carl Zillich, Geschäftsführer der Projektgesellschaft für die Bremer Innenstadt. Bis dahin solle eine Baugenehmigung vorliegen. Zillich koordiniert die Verhandlungen und übernimmt auch die Kommunikation. „Bis Ende dieses Jahres werden wir in zwei Phasen einen kombinierten Realisierungs- und Ideenwettbewerb ausloben“, kündigt er an. Das Büro zur Verfahrensbetreuung sei bereits beauftragt. Die Planer sollen sich nicht nur Gedanken über die Neubauten machen, sondern auch Straßen und andere öffentlichen Räume im näheren Umfeld in den Blick nehmen. Nach den Sommerferien 2024 werde die Jury entscheiden. Mit dem Bauantrag rechnet Zillich für das Jahr darauf.
Zwei Hemmnisse hat es für das Megaprojekt an dieser neuralgischen Stelle in der Innenstadt zuletzt noch gegeben: Der frühere Kaufvertrag mit dem Bremer Unternehmer Kurt Zech. Und die Frage der Zuwegung für die Autostellplätze auf dem Dach des benachbarten ehemaligen Galeria-Gebäudes.
Ursprünglich wollte Zech beim Parkhaus als Entwickler auftreten und die beiden benachbarten Gebäude von Karstadt und Galeria einbeziehen. Das ist gescheitert, weil es nach jahrelangen Verhandlungen keine Einigung mit dem Eigentümer der Galeria-Immobilie gab. Die Stadt zog schließlich die Konsequenzen und nahm Zech das Parkhaus wieder weg. Fraglich war, ob der Unternehmer Widerspruch einlegt. „Wir haben die Frist verstreichen lassen“, erklärt ein Sprecher von Zech.
Das Parkhaus hat nicht allein die Funktion als Hochgarage mit annähernd 1000 Stellplätzen. Es dient auch als Zuwegung, vor allem für die Parkplätze auf dem ehemaligen Galeria-Gebäude. Ein Problem, das lange Zeit für schier unlösbar gehalten wurde. „Das ist ein Mythos, der nicht stimmt“, sagt Zillich. Es habe zwar mal vertragliche Bindungen bestanden, „das ist aber kein Fakt mehr, der uns beschäftigt, es gibt dazu keine Aktenlage.“
Was nach dem Abriss des Parkhauses Mitte mit den Stellplätzen bei Galeria passiere, die dann quasi in der Luft hängen würden, könne er nicht beantworten, „da müssen Sie den Eigentümer der Immobilie fragen.“ Das Kaufhaus, in dem jetzt die Möbelkette Opti untergebracht ist und das zudem den Elektronikanbieter Saturn beherbergt, gehört der Frankfurter Investmentgesellschaft DIC. Eine Anfrage dort ergab lediglich, dass DIC in der Angelegenheit in einem engen Austausch mit der Stadt Bremen sei.
Wichtig ist das Parkhaus Mitte auch für die Warenannahme von Karstadt. Der Lieferweg führt über eine Rampe durch das Untergeschoss der Hochgarage. „Zur Lösung werden Gespräche mit den Betroffenen geführt“, berichtet Zillich. Im Ideen- und Realisierungswettbewerb sei die Anlieferung außerdem ein Teil der Aufgabenstellung. Einer der Eigentümer des Karstadt-Gebäudes ist Kurt Zech. Sein Unternehmen bestätigt die Aussage von Zillich: „Mit allen Beteiligten wird eine Lösung gefunden, die eine uneingeschränkte Belieferung des Warenhauses ermöglicht.“
Bei der Brebau gibt es nach Darstellung der Baugesellschaft mittlerweile ein separates Team, um die anstehenden Arbeiten vorzubereiten. Auch liege bereits eine detaillierte Kostenschätzung vor. Zur Höhe will das Unternehmen nichts sagen: „Das sind Interna der Brebau.“ Gleiches gelte für die Frage, ob für das Projekt schon Geld zurückgelegt wird.
Bei den Investitionen dürfte der Kauf des Parkhauses das Geringste sein. Zech war bereit, knapp 17 Millionen Euro zu zahlen. Die Kosten für den Abriss sollten vom Preis abgezogen werden, sodass er bereinigt bei rund 14 Millionen Euro gelegen hätte. Diese Rechnung kann laut Brepark nicht die Basis für die Verhandlungen mit der Brebau sein. Sie fuße auf einem Verkehrswertgutachten von April 2019 und sei nicht mehr aktuell.