In Bremen sind bisher nur wenige Taxis mit Strom unterwegs. Der Umstieg auf Elektromobilität dürfte in diesem Gewerbe zudem auch kurzfristig nicht an Tempo gewinnen. Viele Taxifahrer hier haben laut Branchenvertretern ihre Rücklagen in den Krisenzeiten aufgebraucht. Das macht Investitionen in den Fuhrpark umso schwerer.
Der Bremer Taxiunternehmer René Hanke hat fünf Elektroautos in seiner Flotte. Daneben gebe es noch ein weiteres Elektrotaxi in der Stadt. "Und das war es dann schon", sagt Hanke. Insgesamt fahren in Bremen fast 470 Taxis. Immerhin 45 Hybridfahrzeuge sind darunter.
Das Gewerbe selbst will zwar den Wandel zur Elektromobilität schaffen. "Ich würde die Elektroautos jedem Verbrenner vorziehen", sagt auch Taxiunternehmer Hanke. "Das ist der richtige Weg für die Stadt, um hier die Luftqualität zu verbessern." Allerdings seien die Kosten für ein Elektrotaxi wesentlich höher als bei einem Diesel oder Benziner. Der ID.4 sei beispielsweise mit etwa 40.000 Euro teurer als andere Modelle. Die Fahrzeuge müssten zudem noch erst zum Taxi umgerüstet werden – anders als sonst. Dafür fielen weitere 5000 Euro an, um Taxameter und Alarmanlage zu installieren und die Farbe anzupassen.
Corona-Pandemie brachte einige Pleiten unter Bremens Taxifahrern
Fred Buchholz hält einen Zuschuss für die Betriebe für dringend notwendig, um mehr Elektrotaxis auf die Straße zu bringen. "Wir wollen das gerne", sagt der Vorstandsvorsitzende des Taxi-Rufs Bremen. Investitionen in die teureren Fahrzeuge seien aber derzeit für viele kurzfristig kaum möglich. Die Pandemie habe deutliche Spuren bei den Unternehmen hinterlasse: "Die Rücklagen sind mehr als aufgebraucht." Das Geschäft habe sich zwar erholt. Buchholz zufolge sind jedoch 20 Prozent Umsatzeinbußen wegen Corona bis heute da. "Die Geschäftsreisen von vor der Pandemie bekommen wir nicht mehr zurück", hält er die Einbußen teils für unwiederbringlich. Die Zahl der Taxis in der Stadt sei zurückgegangen – um 45 Fahrzeuge. Wegen Corona habe es einige Pleiten gegeben.
Zum Umstieg verpflichtet werden derweil die Hamburger Kollegen. Ab dem Jahr 2025 sollen nur noch emissionsfreie Fahrzeuge neu zugelassen werden. Erlaubt sind also Elektro- und Wasserstofftaxis. Die Stadt hat vor Kurzem das Aus für Taxis mit Verbrennermotor im Hamburgischen Klimaschutzgesetz beschlossen – ein Novum. Weitere Taxenstände mit Schnellladeinfrastruktur sollen nun aufgebaut werden.
Was dem Plan Buchholz zufolge vorwegging: Für jedes Elektrotaxi hätten die Kollegen eine Förderung bekommen. Viele Stromer seien an der Elbe deshalb bereits unterwegs. Anfangs lag der Zuschuss bei 10.000 Euro. "Das ist natürlich schon ein Anreiz", sagt der Taxi-Ruf-Chef Buchholz, der zudem Vorsitzender der Fachvereinigung Personenverkehr in Bremen ist.
Bremen plant derzeit keinen Zuschuss für E-Taxis
In Hamburg steht das Projekt unter der Überschrift "Zukunftstaxi". Ab Mitte April können Anträge auf 2500 Euro für 360 weitere Fahrzeuge gestellt werden. "Gefördert wird ein Ausgleich des betrieblichen Mehraufwands", erklärt Dennis Krämer, Sprecher der Hamburger Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, den Ansatz. Vor Beginn des Projekts vor zwei Jahren habe es in Hamburg fünf E-Taxen gegeben. Heute sei die Zahl auf mehr als 380 gestiegen – davon 32 Wasserstofftaxen. "Damit ist Hamburg bundesweit Spitzenreiter", sagt Krämer. "Insgesamt sind derzeit in Hamburg 2.800 Taxen konzessioniert." Für Inklusionstaxen, die Fahrgäste im Rollstuhl sitzend befördern können, gibt es 20.000 Euro.
Und wie sieht es in Bremen aus? Ein Zuschuss für E-Taxis ist derzeit nicht geplant. Am Ausbau der E-Mobilität wird auf anderen Wegen gearbeitet. Insgesamt sind für das Bremer Klimaschutzpaket in den nächsten Jahren Ausgaben in Höhe von 2,5 Milliarden Euro vorgesehen. "Der massive Ausbau der Elektromobilität ist der Kernbaustein der Antriebswende als unverzichtbarer Bestandteil auf dem Weg zur Klimaneutralität", heißt es zu den Schritten im Bereich Verkehr. "Unser Fokus liegt auf dem Ausbau der Ladeinfrastruktur", sagt Jens Tittmann, Sprecher von Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne). Das komme auch der Elektrifizierung von Carsharing zugute – und genauso Taxen in der Stadt. Wobei Ladestationen an den Taxiständen selbst besonders sinnvoll seien, weil dort die Fahrzeuge ohnehin eine Weile auf die Fahrgäste warteten.
Zur Dekarbonisierung des Verkehrs in Bremen sind verschiedene Schritte geplant. Insgesamt geht es bis 2027 um eine Summe von 250 Millionen Euro unter anderem für die Anschaffung von E-Bussen und Errichtung weiterer öffentlicher Ladepunkte. Ein Masterplan Elektromobilität einschließlich einer Ladeinfrastrukturstrategie ist vorgesehen. Die soll bis 2035 dann "100 Prozent E-Mobilität" ermöglichen.
Einen Ausbau der Ladeinfrastruktur in Bremen halten auch Buchholz und Hanke für wichtig. Das vereinfache das Laden der Elektrotaxis. Denn an manchen Tagen sei das für die Fahrer heute schwer. Wenn Werder beispielsweise ein Heimspiel habe, seien Ladeplätze schlecht zu ergattern.
Hanke hat eine Affinität für die Sache. Neben dem Taxibetrieb hat er eine Elektroautovermietung. Und er plant, mit einem weiteren Unternehmen selbst Ladepunkte in Bremen zu errichten.
Im Moment hat Hanke, der im Aufsichtsrat des Taxi-Ruf Bremen sitzt, zwei Tesla und drei ID.4 im Einsatz. Insgesamt hat der Familienbetrieb 60 Fahrzeuge. Der Unternehmer hält den Umstieg auf Stromer im Gewerbe mit Blick auf die Laufleistung der Taxen für besonders wichtig. Was jedoch ein weiteres Problem sei: Ab September falle für Firmen der E-Auto-Bonus beim Kauf weg.
In Bremen habe er, sagt Hanke, schon mehrmals nach einem Zuschuss für Elektrotaxis gefragt. Die Aussicht auf Geld habe es aber nie gegeben. Den Kauf seiner Stromer bereut er nicht: "Für mich gibt es nichts Schöneres, als diese Fahrzeuge in der Flotte zu haben."