Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht einen zunehmend großen Nachholbedarf bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland. Im Schnitt kommen hier auf einen zugänglichen Ladepunkt 23 Elektroautos, wie der Verband auf Grundlage von Zahlen der Bundesnetzagentur berechnet hat. Das sind sechs Fahrzeuge mehr als in der E-Ladenetz-Auswertung vor zwei Jahren. "Das Delta zwischen Angebot und Bedarf wächst", schreibt der VDA zur Entwicklung. Insgesamt habe es nach Angaben der Bundesnetzagentur Anfang des Jahres mehr als 80.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte gegeben.
Im Vergleich der Bundesländer landet Bremen auf dem fünften Platz und verbessert sich damit sichtbar. So kommen hier auf einen Ladepunkt 18,6 Stromer – deutlich weniger als im Bundesschnitt. Bremen und Bremerhaven klettern damit um sieben Plätze in der Tabelle hinauf. Hamburg liegt auf Platz zehn, Berlin auf Platz zwölf. Ein Ort in Niedersachsen ist zudem Spitzenreiter: Die Stadt Emden verzeichnet der Auswertung des VDA zufolge bundesweit den besten Wert, wenn es um das Verhältnis von E-Auto-Fahrzeugen zu Ladepunkten geht. Auf einen Ladepunkt kommen demnach dort 5,9 Stromer.
Bremen nimmt derweil weiteres Geld in die Hand: zunächst rund 4,5 Millionen Euro. In den nächsten zwei Jahren soll sich die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte für Elektroautos verfünffachen. Für 2030 wird von der Verkehrsbehörde ein Bedarf von 8400 bis 12.600 Ladepunkten im Stadtgebiet errechnet. Im Moment gibt es mehr als 500.
Die Präsidentin des VDA betont die Dringlichkeit bei der Sache. "Nur bei einer flächendeckenden und leistungsfähigen Ladeinfrastruktur steigen die Menschen auf die E-Mobilität um. Nur mit ihr kann das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in die E-Mobilität weiterwachsen“, äußerte sich Hildegard Müller zum Ranking. In Deutschland gebe es heute etwa 1,9 Millionen E-Autos. Für dieses Jahr erwarte man rund 765.000 Neuzulassungen. "Es ist wichtig, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur mit dieser Entwicklung Schritt hält", so Müller, "doch er hinkt nach wie vor hinterher." Der Ausbau sei hierzulande eine der drängendsten Infrastrukturaufgaben. Bisher sei er zu sehr vernachlässigt worden.
Weniger Schnelllader in Bremen
Die Geschwindigkeit muss sich nach Rechnung des VDA etwa vervierfachen. In den vergangenen zwölf Monaten seien jede Woche nur etwa 540 Ladepunkte entstanden, obwohl 2200 notwendig gewesen wären, um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen. "Deutschland braucht nun endlich mehr Tempo und mehr Entschlossenheit beim Ausbau, damit die ambitionierten Ziele der Bundesregierung – 15 Millionen E-Autos sowie eine Million öffentliche Ladepunkte bis 2030 – auch tatsächlich erreicht werden können“, sagte dazu Hildegard Müller.
Dem Überblick zufolge gibt es in fast der Hälfte aller Gemeinden hierzulande noch gar keine öffentliche Ladeoption. Die Werte sind bei den Schnellladepunkten noch schlechter. Fast im Tabellenkeller landet Bremen an der Stelle beim bisherigen Angebot hinter Berlin und Hamburg: In der Hansestadt Hamburg kämen 151 E-Autos auf einen Schnellladepunkt, in Bremen seien es 183.