Rolf Vandieken hat kein eigenes Auto, aber manchmal braucht er eins. Dem Bremer Rentner bereiten der Rücken und die Lunge Probleme, weshalb er zum Einkaufen regelmäßig ein Auto mietet. Vandieken ist Stammkunde beim Carsharing-Anbieter Cambio. Wenn er einen Wagen benötigt, was ihm zufolge etwa zweimal pro Woche vorkommt, reserviert er in der Regel einen Tag vorher telefonisch. Vandieken hat kein Smartphone. Er gehört damit, auch unter den Cambio-Kunden, einer kleinen Minderheit an. Vandieken hat Sorge, dass er ohne Smartphone bald kein Auto mehr mieten kann.
An der Cambio-Station Horner Straße im Steintor, von wo aus der Rentner seine Touren meistens startet, parkten immer weniger Autos, die sich ohne Smartphone und Internetzugang ausleihen ließen, sagt Vandieken. Auch an anderen Stationen sei das zu beobachten. Ein passendes Auto habe er bei Bedarf bislang immer bekommen – auf Nachfrage sei ihm jedoch erklärt worden, dass Cambio die Fahrzeugflotte austausche und den Zugang zukünftig nur noch per Smartphone ermöglichen wolle. Für Vandieken wäre das schlecht, denn ein solches Gerät will er sich nicht zulegen.
Drei Systeme im Einsatz
Kurzfristig müsse sich der Kunde keine Sorgen machen, sagt Tim Bischoff, der bei Cambio den Bereich Marketing und Vertrieb leitet. Mittel- und langfristig werde es jedoch auf die moderne Zugangstechnik als Standard hinauslaufen. Es gehe dabei, betont Bischoff, auch um die Sicherheit. Aktuell hat Cambio ihm zufolge drei verschiedene Systeme im Einsatz. Die älteste Variante, die laut Bischoff kaum noch verbreitet ist und zeitnah abgeschafft werden soll, ermöglicht den Zugang über einen an der Station installierten Tresor, in dem sich der Autoschlüssel befindet. Die Kunden können diesen Tresor mit der App oder einer Kundenkarte, wie sie auch Vandieken nutzt, öffnen.
Die derzeit am weitesten verbreitete Technik ist Bischoff zufolge eine Zwischenlösung, die aber auch noch neu eingebaut wird. Über ein Lesefeld in der Windschutzscheibe können Kunden und Kundinnen das Auto entweder mit der App oder mit der Kundenkarte öffnen. Im Auto selbst muss teilweise noch ein Pin-Code eingegeben werden, der Schlüssel befindet sich im Fahrzeug. Die dritte Variante, die den Zugriff ausschließlich per App ermöglicht, umfasst laut Bischoff bislang lediglich einen relativ kleinen Teil der Cambio-Flotte. Komplett App-basiert funktioniert die Ausleihe der Smumo-Fahrzeuge, die stationsungebunden im sogenannten Free-Floating-System unterwegs sind.
"Wir wissen um die Problematik", sagt Bischoff über die Sorgen derjenigen, die kein Smartphone nutzen wollen. Er betont jedoch auch, dass es sich dabei um Einzelfälle handele. Eine alte Technik könne zudem nicht ewig weiterverwendet werden, weil mit zunehmendem Alter die Gefahr von Sicherheitslücken in der Software steige. Es gehe dabei nicht zuletzt auch darum, die Kundendaten zu schützen. Cambio gestalte den Umbau weniger radikal als einige andere Anbieter, die bereits jetzt ausschließlich mit Apps arbeiteten, sagt Bischoff. Wann das auch bei Cambio der Fall sein wird, lasse sich noch nicht genau sagen.