Nur vereinzelt laufen am frühen Nachmittag Besucher an der Weserpromenade entlang. Beim Schlachte-Zauber leuchten die Lichter, brennen die Kerzen und dampft der Glühwein. Aber an die Buden auf dem mittelalterlichen Markt verirren sich nur wenige Gäste. Verkäufer warten an den rund 100 Holzhütten mit unterschiedlichen Angeboten auf die Menschen. Am Vormittag und Mittag ist es ein schwieriges Geschäft für die Marktbeschicker.
Vor allem der Montag sei schlecht besucht gewesen, das bestätigen viele. Mehrere Budenbetreiber an der Schlachte stellen fest, dass die seit Montag geltende 2G-Regel (genesen oder geimpft) die Besucher verunsichert. Die Schaustellerverbände und das Wirtschaftsressort bleiben zuversichtlich. Doch was sagen die Händler und Beschicker, die derzeit in der Bremer Innenstadt stehen?
"Am Montag waren in den letzten beiden Stunden so gut wie keine Kunden mehr hier", sagt Jonas Balbasus. Der Oldenburger betreibt an der Schlachte einen Stand mit Wollsocken und Strickmützen und beobachtet einen starken Rückgang der Besucher. Diese Entwicklung macht er vor allem an den zahlreichen Vorschriften fest. Er kritisiert die aus seiner Sicht mangelnde Kommunikation der Veranstalter. Ihm fehlen die klaren Ansagen und Regeln. "Ich wünsche mir zudem eine Differenzierung der Bereiche", sagt Balbasus.
An den Stellen, an denen alles im Freien stattfinde, an denen genügend Abstand möglich und alles sicher gestaltet sei, mache eine 2G-Regel und Maskenpflicht keinen Sinn. Nicht nachvollziehen kann er, dass beispielsweise auf dem Wochenmarkt in Findorff oder dem Domshof gar keine Regeln gelten, also nicht einmal die Maskenpflicht, an der Schlachte allerdings schon.
Ähnlich sehen die benachbarten Budenbetreiber die Situation. "Die Regeln sorgen für Unsicherheit bei den Menschen", sagt Markus Lünsmann, der Felle und Decken verkauft. Er ergänzt: "Es kommen nur die Stammkunden, sonst ist nichts los." Er stelle vor allem bei älteren Menschen fest, dass sie genervt davon sind, überall kontrolliert zu werden. Der Budenbetreiber wünscht sich, dass sich die Besucher nicht abschrecken lassen. An der Schlachte sei zu jeder Zeit genügend Raum vorhanden, es gebe frische Luft und auch an den Ständen sei es entspannt. Momentan würden einige Standbetreiber kaum ihre Kosten reinbekommen.
"Ja, der Montag war ein schwerer Tag", sagt Susanne Keuneke, Vorsitzende des Bremer Verbands der Schausteller und Marktkaufleute. Die gleiche Einschätzung trifft auch ihr Pendant Rudolf Robrahn. "Der Tag war bitter, er war schlechter als die Montage zuvor", sagt der Vorsitzender des Bremer Schaustellerverbandes. Beide sind sich einig, dass die Routine fehlte, was die neuen Regeln und die Bändchen angeht. Die Besucher müssten sich erst mit dem Konzept auseinandersetzen, das habe zum Start des Weihnachtsmarktes ebenfalls gedauert.
Da die Bändchen nun auch für den Einzelhandel gelten, erhoffen sich die beiden Schausteller, dass sich die Situation bessert. "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, wir hoffen, dass die Besucherzahlen anziehen", sagt Robrahn. Das sei zum Wochenende hin sowieso meistens der Fall. Robrahn hält nichts davon, etwas an den Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes zu ändern. Er appelliert an die Budenbetreiber, weiter durchzuhalten. "Wir bleiben optimistisch, hier will keiner eine Schließung", sagt Keuneke.
Wirtschaftsressort schließt vorzeitige Weihnachtsmarkt-Schließung aus
"Die 2G-Regelung auf dem Weihnachtsmarkt funktioniert gut", sagt Christoph Sonnenberg, Sprecher des Wirtschaftsressorts. Das ganze werde sich sicherlich noch mehr einspielen, wenn sich die Besucher daran gewöhnen, dass sie mit einem Papierbändchen als 2G-Nachweis auf dem Weihnachtsmarkt und in den Einzelhandel kommen. Ein vorzeitiges Ende des Weihnachtsmarktes schließt er, immer unter der Berücksichtigung der Infektionslage, derzeit aus.
Anders sieht es im Bremer Umland aus. In Achim und Verden sind die Weihnachtsmärkte abgesagt beziehungsweise vorzeitig beendet worden. In Delmenhorst versuchen die Schausteller, der Testpflicht auf dem Weihnachtsmarkt zu begegnen, der Markt bleibt vorerst von Montag bis Mittwoch geschlossen und wird am Donnerstag geöffnet. In Lilienthal, Osterholz-Scharmbeck, Ritterhude oder Schwanewede hagelte es ebenfalls Absagen. Auch in Hameln, Osnabrück und Oldenburg schlossen die Märkte. Der Hauptgrund: In Niedersachsen gilt die 2G-plus-Regel.