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Gastronomie unter Zahlungsdruck Bremer Gastro-Gemeinschaft fordert Taskforce

Restaurants und Cafés sind weiter geschlossen. Zum Ende des Jahres hatten bereits viele Bremer Betriebe Probleme, pünktlich die Rechnungen zu zahlen. Branchenvertreter fordern mehr Zusammenarbeit.
01.03.2021, 05:00 Uhr
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Bremer Gastro-Gemeinschaft fordert Taskforce
Von Lisa Schröder

In der Bremer Gastronomie sind die Rückstände bei Rechnungen immer größer geworden. Zum Ende des Jahres betrug der Verzug im Schnitt 66 Tage – also mehr als neun Wochen. Die sogenannte Zahlungsüberfälligkeit hat sich damit im Vergleich zum Beginn von Corona verdoppelt. Das zeigt die Auswertung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Die Zahlungsmoral der Gastronomie habe sich „drastisch verschlechtert“, heißt es zu der Analyse. Der Lockdown und die Verzögerungen bei Hilfsprogrammen hinterlassen ihre Spuren.

„Gerade in der Gastronomie, dem Einzelhandel und der Beherbergung hat die Zahlungsmoral weiter gelitten und die Zahlungsziele wurden teils deutlich überschritten“, kommentiert Creditreform. Andere Branchen zeigten sich wiederum unbeeindruckt von Corona. Die Wirtschaftsauskunftei beobachtet das Zahlungsverhalten der Branchen seit Beginn der Krise.

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Thorsten Lieder von der Bremer-Gastro-Gemeinschaft wundern die Rückstände zum Ende des Jahres nicht. "Viele Betriebe, die nicht auf Take-away oder Ähnliches zurückgreifen konnten, standen im November und Dezember völlig ohne Einnahmen da. Die von der Politik versprochenen schnellen und unbürokratisch Hilfen sind erst sehr spät geflossen", kritisiert der Geschäftsführer die Programme des Bundes. „Es verzögert sich alles nach hinten. Nichts ist zeitnah." Immerhin: Die Umsetzung in Bremen sei dann bei Antragstellung und Auszahlung recht schnell gegangen.

Was Lieder beschäftigt? Sowohl bei November- und Dezemberhilfen als auch der Überbrückungshilfe III sorgten Einschränkungen dafür, dass Betriebe weiter durchs Raster fielen. So seien Gastronomen bei der Überbrückungshilfe nicht antragsberechtigt, wenn die Gründung des Betriebs nach dem 30. April 2020 liege. „Das geht so nicht“, findet Lieder. Ihm ist ein Fall bekannt, bei dem eine Familie in eine Gastronomie investierte und renovierte und im vergangenen Jahr dann nach dem ersten Lockdown eröffnete. „Das ist eine Katastrophe. Nun gucken sie in die Röhre.“ Grundsätzlich werde die Lage für die Betriebe immer prekärer.

App zur Kontaktnachverfolgung

Für Bremen fordert die Gastro-Gemeinschaft, dass es neben Runden wie die mit dem Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) eine richtige Arbeitsgruppe geben müsse – eine Art Taskforce. Wie entwickelt sich die Pandemie? Was gibt es für Ideen? Zu solchen Fragen sollten sich nach seiner Ansicht Branchen und Ressorts gemeinsam austauschen und auch konkret daran arbeiten: „Man muss sich auch mal schmutzig machen.“ Lieder gibt ein Beispiel: Im Zuge der Kampagne „Gastronomie – aber sicher“, die nach dem Lockdown der Branche starten soll, sei eine App zur Kontaktnachverfolgung der Gäste entstanden. Diese könne doch auch dem Einzelhandel oder der BSAG in diesen Zeiten helfen.

Die Probleme der Hotels und anderer Beherbergungsbetriebe werden in den Zahlen von Creditreform ebenfalls widergespiegelt. Anfang des Jahres zahlten die Unternehmen ihre Rechnungen im Schnitt 20 Tage später. Bis Dezember waren es 41 Tage. Am dritthöchsten fällt die Zahlungsüberfälligkeit beim Einzelhandel aus mit im Schnitt 30 Tagen. Der Wert stieg hier im Vergleich zu den anderen Quartalen um rund zehn Tage.

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Der erneute Lockdown führte auch bei Friseuren oder Kosmetiksalons wieder zu längeren Verzögerungen zum Jahresende. Im Baugewerbe verbesserte sich die Zahlungsmoral im Laufe des Jahres dagegen. Von Corona sei hier bei der Liquidität keine Spur, so der Geschäftsführer von Creditreform Bremen Peter Dahlke. Unauffällig ist aus Sicht von Creditreform auch der Großhandel mit zuletzt neun Tagen Verzug.

Zahlungsausfälle und Insolvenzen

Die Untersuchung basiert auf Zahlungsinformationen zu Unternehmen aus dem Debitorenregister von Creditreform. Die Daten gelten für Creditreform als Frühindikator für Zahlungsausfälle und Insolvenzen.

Cafés oder Restaurants die aufgeben – Branchenvertreter Thorsten Lieder macht dafür vor allem auch das Fehlen von Perspektiven verantwortlich. Vielleicht seien noch nicht alle Reserven aufgebraucht, aber mancher wolle den letzten Notgroschen nicht auch noch verlieren.

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