Sich allein über die Auszahlung und die Höhe einer Dividende einen Eindruck über eine Aktiengesellschaft verschaffen zu wollen, kann manchmal zu einem leicht verzerrtem Bild des Unternehmens führen. Das gilt für große Dax-Konzerne wie für kleinere Aktiengesellschaften. So ist es auch bei der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft – Aktiengesellschaft von 1877 (BLG AG). Wie schon in der Vergangenheit gibt es eine Dividende fürs zurückliegende Geschäftsjahr. Diese liegt bei 0,28 Euro je Aktie (2021: 0,30 Euro je Aktie). Das hat die Hauptversammlung an diesem Mittwoch im Hanse-Saal des Congress Centrums Bremen beschlossen. Eine Dividende über elf Cent wurde aber auch in 2020 ausgezahlt, dem ersten und einzigem Jahr, in dem das Unternehmen einen Verlust machte.
Unterm Strich bedeutet das für die Stadt Bremen als Hauptaktionärin (50,4 Prozent): In ihre Kasse fließen gut 542.000 Euro vor Abzug der Steuern. Im Jahr zuvor waren es etwa 580.000 Euro.
Was das Unternehmen ausmacht, ist die Ausrichtung auf verschiedene Geschäftsfelder. Mit Beginn des ersten Corona-Krisenjahrs 2020 bis heute zeigt sich besonders, wie wichtig diese Diversifikation ist: Verluste in Geschäftsbereichen, die besonders unter den Lieferkettenproblemen gelitten haben – wie etwa der Automobilumschlag in Bremerhaven –, konnten durch gute Geschäfte im Bereich Container größtenteils kompensiert werden. Zu den Geschäftsfeldern des Logistikdienstleisters, der etwa 100 Standorte hat und einschließlich aller Beteiligungen weltweit etwa 20.000 Arbeitsplätze bietet, gehören außerdem die Bereiche Transport-, Hafen-, Umschlags- und Kontraktlogistik.
„2022 geht in die Geschichte ein als das Jahr der Multi-Krisen", sagte der BLG-Vorsitzende Frank Dreeke während der Hauptversammlung. "Seit Beginn des Berichtsjahrs wachen wir täglich in einer neuen Welt auf." Die Krise sei nicht mehr Ausnahme-, sondern Normalzustand geworden. Der Krieg in der Ukraine, Energiekosten, Inflation, Fachkräftemangel, Klimawandel und die fortdauernden Pandemiebedingungen – diese Multi-Krisen hätten erneut zu einem sehr herausfordernden Geschäftsumfeld geführt. "Dank unserer Mitarbeitenden und einer Vielzahl von Chancen und Möglichkeiten, die wir genutzt haben, konnten wir uns dennoch robust aufstellen und sogar neue Geschäfte, Partnerschaften und Projekte entwickeln.“
Die BLG-Gruppe verbuchte nach eigenen Angaben für das Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz in Höhe von 1,12 Milliarden Euro. Das sind 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Der rückläufige Trend der letzten zwei Jahre konnte somit umgekehrt werden.
Dass die Aktionäre im Verlustjahr eine Dividende ausgezahlt bekommen hatten, liegt an der besonderen Konstellation im Vergleich zu herkömmlichen Holdings: Die BLG AG machte einen leichten Gewinn. Die BLG AG ist ausschließlich persönlich haftende Gesellschafterin an der BLG KG, sie ist nicht am Gesellschaftskapital beteiligt. Für die übernommene Haftung und für ihre Geschäftsführertätigkeit erhält sie jeweils eine Vergütung. Sämtliche Kommanditanteile der BLG KG werden von der Stadt Bremen gehalten.
Für die übernommene Haftung erhält die BLG AG von der BLG KG eine Vergütung in Höhe von fünf Prozent ihres im Jahresabschluss des Vorjahres ausgewiesenen Eigenkapitals – sie ist unabhängig vom Jahresergebnis der BLG KG zu zahlen. Außerdem erhält die BLG AG für ihre Geschäftsführertätigkeit eine Vergütung in Höhe von fünf Prozent des Jahresüberschusses der KG. Sie beträgt mindestens 256.000 und höchstens 2,5 Millionen Euro.
Für das laufende Geschäftsjahr würden die Vorhersagen schwierig bleiben, sagte Frank Dreeke. „Es herrscht weiterhin Krieg zwischen Russland und der Ukraine, es bestehen weiterhin Spannungen zwischen den USA und China." Auch die Energiekrise sei noch nicht ausgestanden. "Wir wissen und bereiten uns sehr intensiv darauf vor, dass die wirtschaftlichen Unsicherheiten eher weiter zunehmen werden.“
Mit dem Ende der Hauptversammlung endete turnusmäßig auch die Amtszeit aller BLG-Aufsichtsratsmitglieder, sodass eine Neuwahl erforderlich wurde. Das Gremium setzt sich aus je acht Aufsichtsratsmitgliedern der Aktionäre sowie der Arbeitnehmer zusammen. Nach der Wahl fand die konstituierende Sitzung des neuen Aufsichtsrats statt. Als ersten Tagesordnungspunkt der Sitzung wählte der Aufsichtsrat erneut Klaus Meier zum Vorsitzenden des Gremiums.