In der Debatte um einen möglichen City-Campus der Universität Bremen am Domshof hat sich nun auch das Rektorat eindeutig positioniert. "Es ist die große Chance, ein hochwertiges Gebäude hinzuzugewinnen. Das ist attraktiv für uns", sagte Kanzlerin Frauke Meyer am Dienstag bei einer digitalen Informationsveranstaltung für Studenten und Beschäftigte. Rektorin Jutta Günther ließ sich krankheitsbedingt entschuldigen. Meyer gehört zum Rektorat und ist die Chefin der Universitätsverwaltung.
Die knapp 200 Zuhörer äußerten keine grundsätzliche Kritik an dem Vorhaben der Landesregierung. Studenten und Mitarbeiter forderten aber, alle Statusgruppen an dem Prozess zu beteiligen. Laut Meyer hat ein Umzug in das leere Gebäude der Landesbank am Domshof eine deutlich realistischere Dimension als der zuvor diskutierte Campus im ehemaligen Gebäude der Sparkasse am Brill. "Dieser kleinere Schritt wäre überschaubarer und würde uns nicht überfordern", betonte die Kanzlerin.
Von der Immobilie der Nord-LB schwärmte Meyer geradezu: "Das ist ein Standard, wie wir ihn als Uni bisher nicht gesehen haben." Die ehemalige Kassenhalle könne als repräsentative Fläche für besondere Veranstaltungen, wie die Verabschiedung von Absolventen, genutzt werden. "Dafür fehlte uns bisher der passende Rahmen", so die Kanzlerin. Der ovale Innenhof sorge dafür, dass nur sehr wenige Räume ohne Tageslicht auskommen müssten. Diese eigneten sich für Archivzwecke. Vorzüge seien auch die bereits vorhandene Kantine und die optimale Verbindung zum derzeitigen Campus mit der Straßenbahnlinie 6.
Trotz der klaren Rückendeckung für die Pläne der Landesregierung benannte Meyer auch Bedingungen, auf die es aus Sicht der Universität nun ankommt: "Aus dem bestehenden Uni-Budget ist das nicht zu finanzieren, dafür braucht es zusätzliches Geld." Zudem dürfe das Vorhaben optimaler Weise nicht zu Kürzungen in anderen Bereichen des Wissenschaftshaushalts führen. Die Kanzlerin weiter: "Eine zentrale Frage ist für uns auch, was mit dem Hauptcampus geschieht. Sind dort finanzielle Einbußen zu erwarten?" In diesen Fragen wolle sich die Universität absichern, bevor sie einem möglichen Umzug zustimme.
In diesem Kontext verwies ein Zuhörer auch auf das geplante Hörsaal- und Veranstaltungszentrum (HVZ) für den bestehenden Campus. Für 68 Millionen Euro sollen darin unter anderem bis zu 2700 Studenten in drei neuen Hörsälen Platz finden. Anfang 2021 hatte der Senat für die Bauplanung eine Steuerungsgruppe eingesetzt, im Jahr 2026 soll das Gebäude fertig sein. "Wir brauchen dieses neue Gebäude sehr dringend, die fehlenden Flächen bleiben ein Problem", unterstrich Kanzlerin Meyer. Ein City-Campus verändere daran nichts, schließlich blieben elf Fachbereiche auf dem bestehenden Gelände.
Wie berichtet haben die Rechtswissenschaften bereits Interesse an einem Umzug an den Domshof angemeldet. Laut Kanzlerin Meyer spricht viel dafür, dass die Juristen das Landesbank-Gebäude nutzen: "Die Beschaffenheit des Gebäudes würde dies zulassen. Die Rechtswissenschaften sind mit ihrer Lehre und allen anderen Bereichen am besten herauszulösen."
Für einen Umzug dieses Fachbereichs benannte Meyer den fehlenden Hörsaal am Domshof als größte Herausforderung. Trotz der modularen Bauweise ist es im ehemaligen Bankgebäude nicht möglich, Vorlesungen für mehr als 120 Studenten anzubieten. Im ersten Semester des Studiums besuchen aber regelmäßig bis zu 300 angehende Juristen die Lehrveranstaltungen. Hierfür müssen Senat und Universität im Optimalfall ein weiteres Gebäude in der Innenstadt finden. Zudem ist fraglich, wie ein Pendeln zwischen altem und neuem Campus für die knapp 90 Studenten funktionieren kann, die Rechtswissenschaften als Komplementärfach studieren.
Abseits der rund 1300 Studenten der Rechtswissenschaften ist im Gebäude der Nord-LB laut Kanzlerin wahrscheinlich noch Platz für ein Uni-Institut. „Noch ein Fachbereich passt aber nicht“, stellte sie klar. Als zeitlichen Horizont hatte Wissenschaftssenatorin Claudia Schilling (SPD) das Jahr 2025 für einen möglichen Teilumzug genannt. Meyer dazu: "Das könnte aus unserer Sicht auch schon früher passieren, wenn das Hörsaalproblem schnell zu lösen ist." Mitte Dezember will sich der Akademische Senat ausführlich mit dem City-Campus befassen.