Mancher Mühle wird nachgesagt, sie mahle langsam. Andere mahlen gar nicht, nicht einmal Kaffeebohnen: Die Gastronomie in der denkmalgeschützten Herdentorswallmühle ist nach einem Betreiberwechsel noch geschlossen. Bei einem Probekochen dieser Tage seien andernorts "die Visionen der Geschäftsführung" schon einmal darauf hin getestet worden, ob sie ihren Platz auf der künftigen Speisekarte finden werden, sagt Racine Saupe. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Anna Dierks ist sie in der Gastronomieberatung der Firma Jaclavis unter dem Dach der Bührmann-Gruppe damit beschäftigt, das Traditionslokal in der Wallmühle wieder zum Laufen zu bringen.
Wann das Restaurant-Café und sein Garten wieder öffnen werden, lasse sich im Moment nicht genau sagen. "Angedacht ist jedenfalls der Juli", sagt Anna Dierks – man wolle die Sommersaison für den Neustart nutzen. Wie berichtet, hatte der Betreiber der früheren Kaffeemühle, Jörg Stenzel, im vergangenen Herbst nach 25 Jahren den Betrieb aufgegeben. In den mit Immobilien Bremen bestehenden Mietvertrag, ist die Bührmann-Gruppe laut Racine Saupe zu Beginn des Jahres eingetreten.
Der bisherige Name Kaffeemühle, der noch am Anbau des historischen Gebäudes prangt, könne als Arbeitstitel stehen – für alles, was kommen soll, sagt Dierks. Einen neuen Namen gebe es noch nicht. In jedem Fall werde es dort, wie auch zuvor, sowohl einen Café- als auch Restaurantbetrieb geben. Das Lokal werde nach wie vor auch "als Veranstaltungsstätte für regionale Events" zu mieten sein.
Wallmühlen-Restaurant will regionale und saisonale Küche anbieten
"Innen wird alles anders", kündigt Racine Saupe an. Vom Frühstück über das Mittagessen, Kaffee und Kuchen bis zum ausgiebigen Abendessen werde "Gastronomie mit regionaler Ausrichtung und viel saisonaler Küche" geboten. Was das Interieur betrifft, ergänzt ihre Kollegin Anna Dierks, "verfolgt das Konzept vom Look bis zur Karte einen roten Faden", der allerdings "rustikal und grün, wie die Umgebung" sei. "Die größte Herausforderung hat jetzt der Innenarchitekt zu bewältigen." Wie die Kaffeeterrasse einmal aussehen werde, sei noch abzuwarten. Dort steht unterdessen ein Container bereit, um Reste der bisherigen Einrichtung abzutransportieren.
Abwarten, das ist derzeit ein wichtiges Stichwort. Vieles lasse sich momentan nicht absehen, räumen Racine Saupe und Anna Dierks ein. Aktuell blockiert die Sperrung der Straße am Wall zwischen Herdentor und Bürgermeister-Smidt-Straße die Zufahrt zur Mühle. Welche Auswirkungen das auf die Umbauarbeiten habe, müsse man sehen. Auch der künftige Verwendungszweck der Müllerwohnung im zweiten und dritten Stockwerk ist noch ungewiss. Zuletzt waren dort Büro und Lager des Restaurantbetreibers untergebracht. Auch was der Tag des offenen Denkmals im September und der Deutsche Mühlentag Ende Mai mit sich bringen, wissen die Beraterinnen noch nicht.
Die im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts erbaute Herdentorswallmühle brannte bereits 1833 ab und wurde von dem Mühlenbaumeister Berend Erling als Galerieholländer neu errichtet. Seit 1889 befindet sich die fünfstöckige Mühle im Besitz der Stadt. Sie wurde "1898 und 1950 durch Brand und Kriegseinwirkung stark beschädigt und anschließend wieder hergestellt", beschreibt die Bremer Denkmalpflegebehörde die Geschichte des Gebäudes.
Bis vor zweieinhalb Jahren haben sich die ehrenamtlichen Müller Franz Schnelle und Klaus Dieter Philippsen von der Mühlenvereinigung Niedersachsen/Bremen darum gekümmert, dass die Wallmühle sich hin und wieder in den Wind drehte und das Flügelkreuz rotieren lassen konnte. Dann kündigte der Verein die Zusammenarbeit mit Immobilien Bremen auf. Laut Fabio Cecere, dem Sprecher des städtischen Eigenbetriebs, sind zwei Mitarbeiter in der Ausbildung zum Müller, um das Denkmal in Bewegung halten zu können.
Bis zum November des vergangenen Jahres waren nach Angaben von Immobilien Bremen Wartungsarbeiten und Reparaturen an der Flügelwelle, den Flügeln, der Fettschmierleitung und der Windrose vorgenommen worden. Abgestimmt mit Brandschutzgutachtern, der Bauordnung, der Feuerwehr sowie dem Landesamt für Denkmalschutz sei ein Brandschutzkonzept in Auftrag gegeben worden. Dieses Konzept und sichere Fluchtmöglichkeiten sind Voraussetzung dafür, nach einer förmlichen Nutzungsänderung für den Mühlenkopf öffentliche Führungen anbieten zu können. Die Genehmigung mit den entsprechenden Auflagen sei im vergangenen Oktober erteilt worden.
Eine sogenannte baufachliche Bestandsaufnahme habe unter anderem ergeben, dass die Innen- und Außenbeleuchtung erneuert und eine Sicherheitsbeleuchtung installiert werden müsse. Zudem müsse die Brandmeldeanlage vollständig ersetzt und zur Feuerwehr "aufgeschaltet" werden. Längst, so Immobilien Bremen im November, sei die "Gangsicherheit" der Mühle hergestellt und der Mühlstein wieder eingesetzt worden. Für den Café- und Restaurantbetrieb dürfte küchenübliches Handwerkszeug ausreichen.