Zwei Jahre Pandemie haben in der Bremer Hotelbranche deutliche Spuren hinterlassen, sagt Nils Plewnia, Geschäftsführer des Hotels Westfalia in der Neustadt. "Für uns Inhaber gerade von Stadthotels ist es ein Kampf ums Überleben." Lockdown, Übernachtungsverbote und Nachweispflichten hätten zu einer "erschreckend geringen Nachfrage" geführt, die sich der Bremer Hoteliers auch mit der Absage vieler Bremer Events und mit der allgemeinen Unsicherheit der Gäste erklären.
Eine Insolvenzwelle bei Hotels in der Hansestadt sei zwar bislang noch nicht zu bemerken, berichtet Nathalie Rübsteck, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Bremen. Trotzdem hätten die Pandemie und die coronabedingten Einschränkungen große Auswirkungen auf die Hotellerie gehabt. Wie viele Hotels seit dem ersten Lockdown Insolvenz anmelden mussten, darüber gibt es keine abschließende Gewissheit.
Übernachtungszahl halbiert
Der Einbruch der Branche kam kurz nach dem touristischen Rekordjahr 2019, als die Pandemie begann. Für den Zeitraum Januar bis Dezember 2020 bestätigte das Statistische Landesamt in der Hansestadt 1.206.886 Übernachtungen und damit nur rund die Hälfte vom Vorjahr. "Auch im Jahr 2021 sah es dann nicht besser aus, da die Betriebe viel länger geschlossen waren für touristische Übernachtungen", erklärt Nathalie Rübsteck. Erst im vergangenen Juni sei laut Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) wieder eine leichte Erholung spürbar. Trotzdem seien die Gästezahlen heute nicht annähernd so hoch wie in der Zeit vor der Pandemie.
Erschwerend hinzu komme der Personalmangel in der Branche. Bedingt durch die geringe Nachfrage, die zahlreichen Schließungsphasen und Kurzarbeit orientierten sich viele Fachkräfte beruflich um. "So haben wir mittlerweile sechs Mitarbeiter verloren“, erzählt Nils Plewnia. Und damit ist der Hotelbesitzer nicht alleine.
Hotels kämpfen mit Fachkräftemangel
Wie aus einer Dehoga-Umfrage im vergangenen Oktober hervorgeht, stellt der Fachkräftemangel für fast 80 Prozent der Betriebe in Deutschland ein Problem dar. "Und trotz weiterhin schlechter Umsätze machen wir unseren verbliebenen Mitarbeiter ein entsprechendes Arbeitsangebot, um nicht auch noch die letzten zu verlieren", betont Nils Plewnia.
Eine weitere Herausforderung sieht der Bremer Hotelier in der Kostenexplosion bei Lebensmitteln und Energie. "Ich kann den einen oder anderen Kollegen verstehen, der mittlerweile ans Aufhören denkt." Dazu kämen bei einigen Unternehmen die Rückzahlungen der Coronahilfen.
Dass alle Betriebe der Branche – seien es Verbandsmitglieder oder nicht – Hilfe bekamen, sei ausschließlich dem Dehoga-Bundesverband zu verdanken, betont Nils Plewnia. Er hoffe nun, dass sich die Hilfegeber kulant zeigen und nicht sofort und in voller Höhe die Rückforderung verlangen. "Denn das würde für viele Betriebe zum Problem werden."
Geschäftsreisen lassen auf sich warten
Trotz der deutlich niedrigeren Übernachtungszahlen in den Pandemie-Jahren steht die Hansestadt im Vergleich zu anderen Messestandorten deutlich besser da. "Bremen hat – anders als zum Beispiel am großen Messestandort Hannover – wenig reine Businesshotels", so Rübsteck. Denn besonders im Geschäftsreisetourismus, bei Messe- und Kongressbesuchern werde es laut Wirtschaftsförderungsgesellschaft noch eine ganze Weile dauern, bis sich der Markt erhole.
"Ob der Geschäftsreiseverkehr, Kongresse oder Messen, wie wir sie kannten, wieder kommen, bezweifeln wir", sagt auch die Dehoga-Geschäftsführerin. Die Unsicherheit sei sehr groß. Denn einige Messen und Kongresse wurden auch schon für den Verlauf dieses Jahres abgesagt oder finden nun in hybriden Formaten statt.
Tourismus zieht an
Angaben der Wirtschaftsförderung zufolge machen geschäftliche Aufenthalte in Bremen mehr als 60 Prozent der Übernachtungen aus. Allein die Nachfrage im Tourismus könne laut Dehoga die fehlenden Übernachtungen aus dem gewerblichen Bereich nicht wettmachen. "Gerade die kleinen Stadthotels, so wie wir, mit 40 Zimmern ohne große Tagungs- und Veranstaltungsmöglichkeit oder großes Zusatzangebot, werden wesentlich schlechter aus der Pandemie kommen als die Hotellerie in Urlaubsregionen", vermutet Nils Plewnia.
Schließlich fehlen nach wie vor auch Gäste aus dem Ausland. "Wir bemerken aber, dass die Lust der Deutschen am Reisen ungebrochen ist", betont Oliver Rau, WFB-Geschäftsführer. Er ist optimistisch: Besonders im Bereich der Privatreisenden verzeichne die Wirtschaftsförderung mehr Gäste als zuvor.