Frau Montasser, Lime wollte schon 2019 in Bremen an den Start gehen, hat dann aber im letzten Moment zurückgezogen. Warum?
Anna Montasser: Damals gab es kein konzessioniertes Vergabeverfahren, sondern noch andere Regularien, weshalb wir damals in Bremen nicht tätig werden konnten. Wir freuen uns nun umso mehr, dass es nun über dieses konzessionierte Verfahren geklappt hat.
Wie ist denn Ihre Erfahrung mit Städten wie Bremen, die über das Mittel der Sondernutzung stärker regulierend einwirken können?
Wir begrüßen eine gute durchdachte konzeptionelle Marktregulierung in Städten, damit es ein geordnetes Stadtbild gibt und die Mikromobilität verträglich in die Stadt integriert werden kann. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Dabei geht es ja auch darum, welche Anforderungen seitens der Stadt gestellt werden, um eine Mindestqualität in der Stadt leisten zu können.
Von wo bis wo wird sich das Geschäftsgebiet in Bremen erstrecken?
Aktuell wird es so ähnlich werden wie das Geschäftsgebiet von den bisher in Bremen tätigen Anbietern. Immer in Absprache mit der Stadt werden wir schauen, wie sich das weiter entwickeln wird. Wir werden schauen, wie es in Bremen anläuft und werden dann regelmäßig analysieren, wo es noch Bereiche gibt, wo man nachjustieren muss. Wir werden zum 1. Mai auch nicht mit der vollen Flotte beginnen.
Sondern?
Wir werden bis Ende Mai das ganze Flächengebiet bedienen können.
Was wird es bei Ihnen kosten?
Wir starten in Bremen mit einer Freischaltgebühr pro Fahrt von einem Euro plus 24 Cent pro Minute. Wer in die App schaut, wird da aber auch andere Tarife und Angebote für diejenigen finden, die viel fahren.

Im Interview sagt Lime-Managerin Anna Montasser, wie die Firma es besser hinbekommen möchte, dass die Nutzer die E-Roller mit mehr Rücksicht auf Personen abstellen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.
Wird es in Zukunft besondere Parkzonen geben?
Wir haben einen Nebenkatalog von der Stadt erhalten, indem dann auch Flächen vorgesehen sind, in denen das Parken verboten ist.
Wer wird denn hier für Sie Patrouille laufen, um zu schauen, dass die E-Roller auch ordnungsgemäß stehen?
Wir werden täglich alternierend Leute einsetzen, die entsprechend durch Bremen laufen und werden anhand der App schauen, wo es sich lohnt, die Straßenzüge abzulaufen. Dafür haben wir dann einige Leute als Fußpatrouillen, aber auch mit Cargo-Bikes und auch mit Elektrofahrzeugen – schließlich müssen wir auch wegen der Wartung der E-Roller unterwegs sein.
Welche Kooperationen streben Sie an, zum Beispiel mit der Bremer Straßenbahn AG?
Wir planen in Bremen in den kommenden Wochen zusammen mit der Deutschen Verkehrswacht zum Auftakt ein Event, wo sich interessierte Bremerinnen und Bremer unsere E-Scooter anschauen können und mit uns ins Gespräch kommen können. Dabei werden wir dann vermitteln, was korrektes Fahren und korrektes, barrierefreies Abstellen bedeutet. Da haben wir auch einen ersten Kontakt mit dem Bremer Blinden- und Sehbehindertenverein. Das machen wir auch bereits in anderen Städten.
Inwiefern?
Da haben wir auch schon Sicherheitstrainings gemacht im Hinblick auch darauf, nicht alkoholisiert zu fahren. Da war bisher der Fokus jedoch nicht so sehr darauf, was barrierefreies Abstellen eigentlich ist. Da sehen wir in der breiten Masse Wissenslücken. Das Wissen wollen wir einführen, zum Beispiel mit Blindenparcours. Da können sich Interessierte in die Lage von Menschen versetzen, die mobilitätseingeschränkt sind.
Das werden mobilitätseingeschränkte Personen mit Interesse hören.
Damit sollen die Nutzer feinfühliger und sensibilisierter werden, um sich mehr Gedanken zu machen, wenn sie ein Fahrzeug abstellen. Da geht es ja nicht nur um den E-Scooter, sondern auch das private Fahrrad oder ebenso, wenn ich Sachen in meiner Wohnung aussortiere und die vorne auf den Gehweg an die Straße in eine Box mit der Aufschrift „Zu verschenken“ stelle. Sie sollen auch da sensibilisiert sein für die Frage: Nehme ich jetzt jemandem den Raum weg, den er oder sie braucht, um hier sicher durchzukommen. Diese Trainings finden ebenso für unsere Teams statt.
Zu Ihren E-Rollern: Was ist, wenn der Akku leer ist?
In Bremen kommen unsere neuesten Fahrzeuge zum Einsatz, und zwar die der Generation 4. Die haben Wechselakkus. Zu Wartungszwecken wird aber immer mal der ganze Roller eingesammelt.
Wir reden gerade über Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel. Wie einfach oder schwierig ist es denn für Sie in Bremen, Mitarbeiter zu finden?
Einfach ist es nicht, aber auch nicht unmöglich. Wir konnten bereits die ersten Arbeitskräfte für uns gewinnen, sodass wir in der Lage sind, zum 1. Mai in Bremen zu starten. Das Team wird nach und nach ausgebaut und geschult, damit wir bis Ende Mai so vollzählig sind, wie es mit der Stadt abgesprochen ist.
Das Gespräch führte Florian Schwiegershausen.