Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise laut Statistischem Bundesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat im Schnitt um 5,3 Prozent. Das ist der Spitzenwert des Gesamtjahres. Kontinuierlich kletterte der Gradmesser für die Lebenskosten weiter hinauf. Eine rasche Entspannung ist im Moment nach Einschätzung von Experten nicht in Sicht – schließlich rangieren etwa die Energiepreise weiter auf relativ hohem Niveau.
Im Gesamtjahr lag die Inflationsrate bei 3,1 Prozent. "Eine höhere Jahresteuerungsrate als im Jahr 2021 wurde zuletzt vor fast 30 Jahren ermittelt", heißt es vom Bundesamt. 1993 betrug der Wert 4,5 Prozent. Einen gewichtigen Anteil haben die Energiepreise an der aktuellen Entwicklung. Wenn man diese nicht berücksichtigt, dann liegt die Inflationsrate aber immer noch bei 2,3 Prozent.
Der Warenkorb zur Berechnung der Inflationsrate ist immer gleich zusammengesetzt. Dabei werden Lebensmittel, Energiekosten, Miete oder auch Dienstleistungen berücksichtigt. Insgesamt werden die Preise von rund 650 Waren des täglichen Bedarfs erhoben. Die Preise fließen dann je nach dafür definiertem Anteil in den Endwert ein.
Für Bremen gibt es dabei eigene Zahlen, wie die Preise ins Gewicht fallen sollen. "Es ist ein recht komplexes Rechenwerk", sagt der Abteilungsleiter des Statistischen Landesamts Bremen, Markus Habig, zur Ermittlung des Verbraucherpreisindex. "Wir reden da nicht von Prozent, weil das für die Preiserhebung zu ungenau ist. Wir arbeiten mit Promille und zwei Nachkommastellen."
So ergibt sich für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke ein sogenannter Wägungsanteil von 96,85 Promille. Grob entspricht das in der Rechnung dann 9,6 Prozent an den Gesamtausgaben eines Haushalts im Schnitt. Einzelne Lebensmittel spielen demnach dann eine noch kleinere Rolle. Dagegen werden die Wohnkosten, die einen großen Anteil an den Lebenskosten haben, stärker gewichtet: mit 32,5 Prozent.
Wie hoch die persönliche Teuerungsrate ist, das hängt von verschiedenen Faktoren ab. "Für die eigene Betroffenheit muss man sich die Ausgaben anschauen: In welchem Segment gebe ich besonders viel Geld aus? Und das muss dann in Relation zu den anderen Haushalten gesetzt werden", erklärt Experte Habig. Preisanstiege könnten Verbraucher aber auch indirekt treffen. Wer kein Auto hat, der leidet zwar nicht sofort unter den hohen Spritpreisen. Mit einer Verzögerung allerdings dürften ihn Paketlieferungen oder Taxifahrten mehr kosten.
Wer die Entwicklung seiner eigenen Ausgaben genau prüfen möchte, der kann zum Beispiel den Inflationsrechner des Statistischen Bundesamtes verwenden. Beispielrechnungen (Stand November 2021) für drei fiktive Haushalte auf Grundlage von Durchschnittswerten zeigen die Unterschiede.
Single Thomas Schmidt hat eine Inflationsrate von 2,9 Prozent
Stellen wir uns den Alleinstehenden Thomas Schmidt vor. Im Monat gibt er insgesamt fast 1700 Euro aus. Davon kauft er unter anderem für 230 Euro Lebensmittel und gibt 50 Euro in Cafés und Restaurants aus. Für seine Wohnung sind 550 Euro Kaltmiete fällig und natürlich Gas- und Stromkosten. Daneben fallen Ausgaben etwa für seine Gesundheit, Kleidung und Freizeit an.
Statt eines eigenen Pkw nutzt Schmidt die öffentlichen Verkehrsmittel. Das kostet ihn 200 Euro im Monat. Welche Rolle dieser Punkt spielt, zeigt die Umkehr: Wenn Thomas Schmidt komplett auf das Auto wechselt, im Monat 200 Euro für Sprit ausgibt sowie weitere Kosten für die Anschaffung verzeichnet, dann steigt seine persönliche Inflationsrate auf 5,4 Prozent. Ansonsten liegt der Wert bei 2,9 Prozent und damit unter der amtlichen Inflationsrate von 5,2 Prozent im vergangenen November.
Das Paar Thea und Klaus Wertig hat eine Inflationsrate von 5,2 Prozent
Punktlandung: Die Wertigs haben eine Teuerungsrate, die genau dem amtlichen Wert für November entspricht, die Grundlage für den Rechner ist. Für den Zwei-Personen-Haushalt unterstellen wir unter Berücksichtigung von Durchschnittswerten Konsumausgaben von insgesamt fast 3000 Euro im Monat. Thea und Klaus Wertig geben für Essen 440 Euro aus und für den geliebten Wein kommen 40 Euro dazu. Außerdem gehen die beiden gerne mal aus. Für Restaurants und Cafés fallen im Schnitt 100 Euro an.
Die Wertigs geben für den Diesel monatlich 300 Euro aus – plus Anschaffungskosten fürs Auto. Die Wohnung kostet in der Kaltmiete 850 Euro. Dazu kommen Gas- und Stromverbrauch.
Familie Bäumer hat als Haushalt eine Inflationsrate von 4,0 Prozent
Gehen wir davon aus, dass Familie Bäumer mit ihren zwei Kindern im Monat 3900 Euro ausgibt. Davon fallen fast 640 Euro für Lebensmittel an. Beim Besuch von Restaurants und Cafés lassen die Bäumers 300 Euro.
Die Nettokaltmiete liegt bei 820 Euro etwas niedriger als beim zweiten Beispiel. Die Kosten für Strom und Gas fallen für die Wohnfläche und Personenzahl jeweils höher aus als bei den Wertigs. Auch für Kleidung, Gesundheit und Körperpflege muss die Familie natürlich tiefer in die Tasche greifen. Allerdings liegt die Inflationsrate des Haushalts niedriger. Die Bäumers haben zum Beispiel kein Auto, sondern nutzen Bahn und Zug für 400 Euro.