Den Seeweg von China nach Deutschland haben ein paar Modelle der wiederbelebten früheren Bremer Traditionsmarke Borgward bereits hinter sich. Die erste Schiffsladung ist laut der BLG Logistics Group mit 34 Fahrzeugen in dieser Woche in Bremerhaven eingetroffen. Die nächste Ladung wird in 14 Tagen erwartet. Bei welchen Händlern die Fahrzeuge in Deutschland gekauft werden können und wann, das ließ Borgward-Sprecher Marco Dalan auf Nachfrage des WESER-KURIER allerdings offen. Diese Information dürfte aber eigentlich nicht mehr lange auf sich warten lassen. Immerhin wird laut Dalan momentan der Marktstart vorbereitet: "Noch im Frühjahr soll der Verkauf beginnen."
Falls sich dieses Ziel am Ende vom Zeitpunkt her nicht realisieren lässt, würde das zumindest auch zu den Borgward-Aktivitäten in Bremen passen: Denn eigentlich wollte der chinesische Lkw-Hersteller Foton als Inhaber von Borgward zum Jahresende den Kaufvertrag für das 140 000 Quadratmeter große Gelände beim Güterverkehrszentrum (GVZ) unterschreiben. So war es in der Absichtserklärung vorgesehen, die bereits im April in Bremen unterzeichnet worden war. Dieser Termin wurde aber verschoben.
Im GVZ will der Autobauer eine Halle errichten, in der die Autoteile aus China zum fertigen Fahrzeug montiert werden, und zwar mit Elektromotoren. Zusätzlich hatte das Unternehmen dort eine Teststrecke sowie ein Marken-Studio geplant, in dem es auch um die Geschichte Borgwards gehen soll. Wann das umgesetzt wird, ist weiterhin offen. Dalan bekräftigte aber, "dass sich an dem Plan, in Bremen zu fertigen, nichts geändert hat". Weiterhin halte Borgward am Produktionsstart für die Autos in Bremen für Anfang 2019 fest. Das Problem sei nach wie vor, dass Auslandsinvestitionen in China derzeit sehr intensiv geprüft würden. "Und in diesem Genehmigungsprozess hängen wir drin."
Verhandlungen mit Sixt
Was den Vertriebsweg angehe, sei man nach wie vor in Verhandlungen mit der Leasing-Tochter des Autovermieters Sixt, so der Borgward-Sprecher. Das hatten beide Seiten bereits im September auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt verkündet. Von Sixt Leasing heißt es aktuell zur möglichen Kooperation: „Wir sind nach wie vor an einer Zusammenarbeit mit Borgward interessiert. Ein möglicher Starttermin steht nicht fest.“ Dass Borgward nicht in der Lage ist, ein Datum für den Verkaufsstart zu nennen, ist ungewöhnlich für Autohersteller. Denn solch ein Termin wird sonst nicht nur Wochen vorher bekannt gegeben, sondern solche Markteinführungen werden im Vorfeld auch intensiv mit verkaufsfördernden Marketingmaßnahmen begleitet. Dass darauf gänzlich verzichtet wird, lässt viel Raum für Spekulation – gerade im Hinblick auf die finanzielle Situation.
Bekannt ist, dass Foton sich seit Monaten auf Investorensuche befindet. Anfang Dezember berichtete die chinesische Tageszeitung „China Daily“ sogar, dass Foton seine Autotochter mit dem Bremer Markennamen komplett verkaufen will. Als Grund gaben Analysten an, dass sich der Lkw-Hersteller mit dem Borgward-Engagement finanziell übernommen habe. In China wird der SUV-Borgward BX7 TS mit Zwei-Liter-Benzinmotor seit 2016 gefertigt.
Was das Borgward-Engagement angeht, gibt es zumindest Klarheit, was den Transportweg für die in China gefertigten Fahrzeuge angeht: Borgward hat vor Kurzem einen Kooperationsvertrag mit der Bremer BLG Logistics Group geschlossen. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit einem so erfahrenen und zuverlässigen Dienstleister“, sagte Tom Anliker, zuständig bei Borgward unter anderem für Marketing. Die BLG regelt demnach für Borgward unter anderem die Fahrzeugübernahme in Bremerhaven, die Zollabfertigung, die Wareneingangskontrolle für Fahrzeuge und Teile sowie die Vorbereitung zur Auslieferung der Borgward-Modelle. „Eine solche bremische Traditionsmarke wieder in Deutschland begrüßen zu können und sie als Logistikdienstleister begleiten zu dürfen, freut uns ganz besonders“, sagte Frank Dreeke, Vorstandsvorsitzender der BLG.
Bereits Anfang November vereinbarten die BLG Logistics Group und die Borgward China Group ihre Zusammenarbeit beim Export von Borgward-Fahrzeugen. Die BLG verantwortet gemeinsam mit ihrem chinesischen Partner Cinko auch den Transport von Borgward-Modellen aus dem Werk in Peking über den Hafen Tianjin nach Bremerhaven.