Wo lässt sich ein Elektroauto mit Strom versorgen? Diese Frage müssen sich immer noch viele stellen, bevor sie überhaupt in Erwägung ziehen können, auf die Technologie umzusteigen. Schließlich kann nicht jeder vor der eigenen Haustür laden. Bremen steht hier vor Riesenaufgaben. Es geht ums Ladenetz für die Zukunft – das vielen zugänglich sein soll. Doch wo Ladesäulen im Straßenraum entstehen? Im Moment folgt das keiner Strategie.
Das soll sich jetzt mit dem Ladeinfrastrukturkonzept ändern. Der Bremer Senat hat dafür bereits grünes Licht gegeben. Durch ein steigendes Angebot in der Fläche werden breite Bevölkerungsteile auch ohne eigenen Stellplatz mit privater Wallbox zuverlässig mit kurzen Wegen ein E-Fahrzeug laden können", sagt Bremens Mobilitätssenatorin Özlem Ünsal (SPD). Der Ausbau des Ladenetzes im Straßenraum soll sozial gerechter gesteuert werden.
Warum ist die Strategie aus Sicht des Ressorts wichtig?
Betreiber von Ladesäulen wählen Standorte bisher allein nach ihren Interessen aus. Das Amt für Straßen und Verkehr prüft die Anträge. Nach Einschätzung des Mobilitätsressorts wird die Stadt so nicht gleichmäßig mit öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur versorgt werden. Für viele Menschen sei dies aber die Voraussetzung, um sich ein E-Auto anzuschaffen.
Was ist konkret geplant?
Bremen will künftig sogenannte Suchräume für Ladepunkte vorgeben. Wirtschaftlich attraktive und weniger attraktive Gebiete sollen in Bündeln zusammengefasst werden. "So werden nicht nur die Sahnestückchen ausgesucht", sagt Anne Schwientek, die im Ressort für Bremens Ladeinfrastruktur zuständig ist. "In der Mischkalkulation ergeben die Standorte für die Betreiber Sinn."
Auf die Suchräume können sich die Firmen bewerben. Wenn es mehr Kandidaten gibt, soll das Los entscheiden. Die Nutzung der Standorte soll künftig auf acht Jahre begrenzt sein und etwas kosten. Bisher waren Gebühren bis Ende 2029 ausgesetzt, um den Hochlauf der Elektromobilität zu unterstützen. Inzwischen sei die Zahl an Anträgen beim ASV stark gestiegen. "Man merkt den Ladesäulenbetreibern an: Jetzt geht es um die Flächen. Wir möchten das managen", sagt Schwientek.
Bremsen die Regeln und Gebühren den Ausbau nicht aus?
"Wir bremsen den Ausbau nicht, wir steuern ihn mehr in die Fläche rein", so die Expertin aus dem Mobilitätsressort. Viele Städte gingen genauso oder ähnlich vor. Bei den Gebühren werde man sich an anderen Städten orientieren: "Wir werden das nicht utopisch hoch machen."
Wie viele Ladesäulen benötigt Bremen?
Das für Bremen erstellte Ladeinfrastrukturkonzept der Mobilitätswerk GmbH aus Dresden geht in einem Szenario davon aus, dass hier bis 2030 etwa 4.000 Normalladepunkte und 500 Schnellladepunkte im öffentlich zugänglichen Raum benötigt werden. Anfang des Jahres verzeichnete Bremen laut Bundesnetzagentur insgesamt mehr als 800 Ladepunkte. Der Großteil befindet sich dabei gar nicht im Straßenraum, sondern etwa auf Parkplätzen von Supermärkten oder Unternehmen. Der Anteil der E-Autos ist derzeit noch überschaubar – was in Zukunft anders aussehen soll.
Wie schauen Betreiber von Ladesäulen auf den Ansatz?
Der Bremer Ladesäulenbetreiber Eulektro kommt mittlerweile auf 125 Ladepunkte in der Stadt. Einige Standorte rechneten sich weniger. Die Ladesäulen etwa in der Innenstadt und Überseestadt dagegen frequentierten viele Menschen. "Wir sind im Großen und Ganzen zufrieden", sagt Geschäftsführer Jan Runkel. "Wir bauen noch weiter aus." Eulektro hat ebenfalls für andere Unternehmen Säulen erstellt. Die Bremer sind etwa auch für Wohnungsbaugesellschaften aktiv. Eine Koordination der Ladepunkte, wie Bremen sie nun anstrebt, sei nachvollziehbar. Die fehle bisher.
Die EWE betreibt mit ihrer Mobilitätstochter EWE Go in Bremen derzeit 92 Ladepunkte – davon 22 Schnellladepunkte. Die EWE fokussiert sich beim weiteren Ausbau des Ladenetzes laut Sprecher Christian Bartsch deutschlandweit allerdings vor allem auf Partnerschaften mit Eigentümern attraktiver und frequenzstarker Standorte für Schnellladesäulen. Hunderte McDonald’s sind bereits mit Ladesäulen der EWE ausgestattet.
Wie geht der Ausbau voran – auch beim Schnellladenetz?
Es liegen beim ASV noch einige Genehmigungen für Ladepunkte bereit. Die Brepark will bis Ende dieses Jahres fast 200 Ladepunkte in Bremen anbieten können. Bremen profitiert zudem vom sogenannten Deutschlandnetz des Bundes zum Ausbau von Schnellladeinfrastruktur. Vier Schnellladehubs sind hier geplant: in Blumenthal, in Hemelingen, im Bereich Neustadt/Flughafen sowie Schwachhausen/Radio Bremen. Insgesamt geht es um 52 Schnellladepunkte.