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EIn Minus von fast 62 Prozent Gewinneinbruch bei SWB

Bremens Energieversorger SWB muss im abgelaufenen Geschäftsjahr beim operativen Gewinn ein Minus von fast 62 Prozent gemacht haben. Hier nun einige der Gründe und wie die Zahlen des Mutterkonzerns EWE aussehen.
25.04.2019, 19:36 Uhr
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Gewinneinbruch bei SWB
Von Florian Schwiegershausen

Bremens Energieversorger SWB muss einen starken Gewinnrückgang für das abgelaufene Geschäftsjahr verbuchen. Das ist bei der Präsentation der Geschäftszahlen vom Mutterkonzern EWE am Donnerstag bekannt geworden. Demnach sank 2018 der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern gegenüber dem Vorjahr um knapp 62 Prozent auf etwas mehr als 34 Millionen Euro.

Als einen der Gründe dafür nannte SWB-Sprecherin Angela Hünig bereits im vergangenen Jahr das Gesetz zur Modernisierung der Netzentgeltstruktur. Vorher gab es eine Art Prämie, wenn ein Energieunternehmen seine Kunden dezentral mit Strom versorgte und damit das Übertragungsnetz entlastete.

Diese Prämie fiel Anfang 2018 weg. Zudem kam es im ersten Halbjahr wegen technischer Probleme zu einem Stillstand in den zwei Müllverbrennungsanlagen. Der SWB-Umsatz sank um knapp acht Prozent auf etwas mehr als eine Milliarde Euro. Details dazu will die SWB im Mai bei der Präsentation der Geschäftszahlen nennen.

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Hinzu kommt, dass der Mutterkonzern EWE auf das neue Bilanzierungsverfahren IFRS 15 umgestellt hat.Dadurch sank der Umsatz bei den Oldenburgern gegenüber dem Vorjahr um knapp 26 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro, wie EWE-Finanzvorstand Wolfgang Mücher erläuterte: „Das führte zu einer Saldierung der Umsatzerlöse mit dem Materialaufwand.“ Nach alter Bilanzierung läge der Umsatzrückgang laut Unternehmen bei vier Prozent.

300 Millionen in Netze investiert

Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank im Konzern um mehr als 22 Prozent auf 377 Millionen Euro. Gleichzeitig investierte EWE knapp 530 Millionen Euro. Das waren fast 30 Millionen Euro mehr als noch 2017. 300 Millionen Euro davon flossen in die Netze für Strom, Gas und Telekommunikation.

Mücher sagte zusammenfassend: „Unsere Prognoseerwartungen wurden erfüllt.“ Was nach neuem Bilanzstandard beispielsweise nicht in den Umsatz einfloss, war das Türkei-Geschäft, das zum Verkauf stand. Ende Januar wurde Vollzug vermeldet: So übernahm die staatliche Ölgesellschaft der Republik Aserbaidschan die EWE Turkey Holding.

Bei der Präsentation der Geschäftszahlen wurde auch deutlich, dass sich EWE mitten im Umbau befindet – mit Folgen auch für die Bremer SWB. So sollen dort die Kompetenzen von EWE und SWB für Wasser gebündelt werden. Sie sollen zu einer Einheit verschmelzen. Gleichzeitig will der Konzern das Geschäft mit erneuerbaren Energien in Oldenburg konzentrieren. Auf diese Weise will EWE-Vorstandschef Stefan Dohler Doppelstrukturen abschaffen.

EWE bündelt Wasser-Aktivitäten in Bremen

Die Aktivitäten der SWB bei den erneuerbaren Energien sollen in das neu benannte Geschäftsfeld On­shore und erneuerbare Energien der EWE integriert werden, sagte Dohler am Donnerstag in Oldenburg. Darüber gebe es auch Einvernehmen mit dem Betriebsrat.

Gesprächsbedarf bestehe dagegen noch beim Thema Wasser. Da werde überlegt, die EWE Wasser, die ihren Sitz in Cuxhaven hat, an die SWB zu übertragen. Bei der EWE wären davon mehr als 100 Mitarbeiter betroffen, von denen die meisten in Cuxhaven eingesetzt sind. Umzüge soll es aber nicht geben, denn die bisherigen Standorte sollen erhalten werden.

„Dank moderner Mittel können wir heutzutage auch über mehrere Standorte arbeiten“, so der Konzernchef. Die neue Gesellschaft für die Erneuerbaren Energien soll insgesamt 100 Mitarbeiter haben, wovon aktuell 20 in Bremen angesiedelt sind.

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In Zukunft soll es nur einen gemeinsamen Auftritt nach außen geben und eine Entscheidungsebene. „Davon versprechen wir uns einen großen Vorteil – beispielsweise beim Einkauf“, sagte Dohler. Der Vorstandschef hofft, durch ein einheitliches Management in den jeweiligen Bereichen die Leistungsfähigkeit zu steigern – „hoffentlich zum Nutzen der Kunden, die am Ende davon profitieren sollen“. Polen bleibt künftig das einzige Auslandsgeschäft der EWE.

Dort verfügt der Energieversorger über ein eigenes Gasnetz sowie einen Stromvertrieb, der sein Geschäft mit gewerblichen Kunden macht. Dazu gibt es keine Neuigkeiten, aber Dohler machte klar, dass er sich mit dem EWE-Geschäft stärker auf die Region fokussieren will als seine Vorgänger, die ihr Glück weit entfernt von Oldenburg suchten.

291 Mitarbeiter mehr

Bei der EWE wuchs die Zahl der Mitar­beiter um 291 auf 8505. Dies lag an einem er­höhten Personalbedarf beim konzerneigenen IT-Dienstleister BTC sowie bei der Tochter EWE Offshore Service & Solutions. Hier ging gleichzeitig die Zahl der Leiharbeiter zurück.

Weiterhin läuft die Suche nach einem strategischen Partner, der 26 Prozent an der EWE übernehmen will. Bis Herbst soll es dazu eine Entscheidung geben. Ebenso hofft die EWE bis zum Sommer auf die Entscheidung des Bundeskartellamts zu dem Joint Venture mit der Deutschen Telekom. Über das gemeinsame Tochterunternehmen sollen etwa zwei Milliarden Euro in den Ausbau der Glasfasernetze im Weser-Ems-Gebiet investiert werden.

Mehr Verständnis für den Ausbau

Im Rahmen der Energiewende will die EWE in Zukunft auch stärker auf das Thema Mobilität setzen. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien appellierte Dohler am Donnerstag an die Bürger: „Da muss jeder bereit sein, einen Teil mitzutragen.“ Für EWE bedeute das, die Bürger besser ins Boot zu holen und zu informieren, um Bedenken gegenüber dem Ausbau zu minimieren.

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