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Ex-AB-Inbev-Manager in Bremen Wie Florian Weins Fritz-Kola bis nach Spanien bringt

Zwölf Jahre war Florian Weins bei AB-Inbev, zuletzt in Bremen als Deutschland-Chef. Doch nun ist er Co-Chef bei Fritz-Kola, rollt das Getränk nach Spanien aus, und fordert das Ende von acht Cent Glaspfand.
24.06.2025, 05:30 Uhr
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Wie Florian Weins Fritz-Kola bis nach Spanien bringt
Von Florian Schwiegershausen

Herr Weins, wie kann man einem Spanier vermitteln, dass man das Getränk Kola bei Fritz mit „K“ schreibt – damit haben ja bereits so einige Deutsche ihre Probleme?

Florian Weins: Bei Gesprächen muss ich das mit dem „K“ nicht so groß erklären. Da geht es eher darum, wofür wir stehen. Was da immer ankommt, ist, auf Augenhöhe mit Kunden und Konsumenten sein zu wollen. Wir wollen einfach eine Alternative anbieten in diesem Markt, der im Wesentlichen von ein bis zwei globalen Herstellern dominiert ist.

Seit vergangenem Jahr rollen Sie Fritz-Kola massiv in Spanien und Portugal aus. Wie bekommen Sie eine solche Marke in die Köpfe? Sie haben Jahre in Spanien gelebt und verfügen deshalb über die Kulturkompetenz.

Natürlich ist Spanien ein großer Markt, der mir auch am Herzen liegt. Aber im Wesentlichen versuchen wir erst mal, in die relevante Gastronomie reinzukommen. Dort beginnt man, die Marke wahrzunehmen. Das ist mehr und mehr in Madrid so, und in Barcelona sollte einem hier und da auch Fritz-Kola über den Weg laufen. Also vornehmlich sind wir in den Städten, um da eine gewisse Awareness zu schaffen, wie man so schön im Marketing-Sprech sagt. Das gelingt uns mittlerweile ganz gut.

Awareness, also ein Bewusstsein schaffen. Wie meinen Sie das?

Letztes Jahr kam die spanische Kaufhauskette El Corte Inglés auf uns zu, weil sie auf uns aufmerksam geworden war. Dies ist ein schönes Beispiel dafür, dass unsere Strategie mit dem Markenaufbau über die Gastronomie funktioniert. Ähnliche Erfolge erleben wir unter anderem in Benelux, Polen oder Österreich. Mittlerweile sind wir in Europa in mehr als 20 Ländern vertreten und haben seit 2023 ein erstes internationales Büro in Wien.

Werbung ist etwas Länderspezifisches. Wie gewinnt man als deutsche Marke die Herzen der Spanier und der Portugiesen?

Um großflächig Out-of-Home-Marketing zu betreiben, braucht man eine gewisse Größe beziehungsweise Präsenz. Daher setzen wir im ersten Schritt vornehmlich auf Social Media. In Barcelona, Madrid und Lissabon waren wir zudem mit Künstlern auf der Straße unterwegs, indem wir Murals oder aber auch kleinere Flächen gestaltet haben. Wenn wir dieses Jahr mal nach Österreich schauen, hatten wir ein etwas größeres Plakat in Wien am Stephansdom. Zugegebenermaßen mit einem kleinen Augenzwinkern, womit man viel erreichen kann. Die Art und Weise, wie wir seit Jahren die Marke aufbauen, folgt einem ähnlichen Prinzip.

Und zwar?

Solange wir überzeugt sind, das Richtige zu tun, sollte man Geduld haben – im Zweifel auch nicht unruhig werden, sondern peu à peu machen. Die Leute nehmen einen schon wahr, wenn man eine gute Qualität liefert – gepaart mit einer klaren Botschaft, wofür wir stehen.

Künstler, das hat mit Emotion zu tun – ohne die geht es nicht.

Ja, wir wollen Emotionen kreieren. Denn Emotionen bringen Leute zusammen. Später erinnert man sich im Leben meistens an die Situationen mit Emotionen.

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Inwiefern ist der Geschmack in Spanien und in Portugal anders als in Deutschland?

Geschmäcker sind unterschiedlich, aber die kriegt man doch immer zusammen, ohne dass man da großartig irgendwas ändern muss. Wir produzieren seit diesem Jahr ja auch in Belgien. Aber der Geschmack ist wie in Deutschland. Manchmal muss man den Leuten den Geschmack auch ein bisschen näherbringen.

Sie sagen wie Firmengründer Mirco Wiegert, dass es Fritz-Kola niemals in Plastikflaschen geben wird. Doch bei acht Cent Pfand für eine Glasflasche liegen die Produktionskosten höher. Ihr Gründer forderte vor zwei Jahren angesichts der damals hohen Energiekosten eine Erhöhung auf 20 Cent. Wie sehen Sie das jetzt?

Wir haben dieses Jahr in Österreich gesehen, wie man erfolgreich das Pfand für Mehrwegflaschen erhöht. Da haben sich die österreichischen Brauer und die Getränkeindustrie richtigerweise zusammengetan. Allerdings wurde gleichzeitig das Einwegpfand für PET und Einweg eingeführt mit 25 Cent pro Flasche beziehungsweise Dose. Bei Mehrwegflaschen wurde das Pfand von neun auf 20 Cent erhöht. Das können wir für Deutschland nur befürworten.

In welcher Höhe?

Die Anpassung auf 25 Cent für Mehrwegflaschen analog des Einwegpfandes wäre der logischste Schritt. Unsere aktuelle Pfandstudie 2025, die wir mit YouGov durchgeführt haben, zeigt: 73 Prozent der Deutschen befürworten ein einheitliches Pfandsystem – unabhängig von Material oder Flaschenart. Aber selbst eine Anhebung auf 20 Cent wäre schon ein großer Fortschritt. Wir haben ja bereits verschiedene Vorstöße dazu versucht.

Und wie könnte das auch europaweit funktionieren?

In Polen wird zum Jahresende ein Einwegpfand eingeführt. Und selbst in Spanien gibt es ja bereits in der Gastronomie ein Mehrwegsystem, analog anderer europäischer Länder.

Zumindest ist jetzt der richtige Zeitpunkt, zur Pfandrückgabe aufzurufen, bevor die leeren Flaschen in den Sommerferien im Keller herumliegen.

Zurückbringen ist grundsätzlich immer eine gute Idee.

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Inzwischen sind es mehr als 20 Jahre Fritz-Kola – es wurde eine Marke geschaffen. Wie schafft man es selbst im Unternehmen, dass das ganze Team sich darauf nicht ausruht?

Ich glaube, es ist eine dauerhafte Reise. Wir sind hier inzwischen bei drei Phasen: die Start-up-Phase, dann die Phase der Professionalisierung hin zum Mittelständler. Nun sind wir in der Phase der weiteren Expansion samt Internationalisierung. Das Team hier hat einfach eine sehr hohe intrinsische Motivation, alles mit Spaß, Freude und Leidenschaft voranzutreiben – und das mit einem sehr deckungsgleichen Wertekorsett. Die zweieinhalb Jahre, die ich jetzt dabei bin, bringen sehr viel Freude.

Wenn Sie da so fritz und frei agieren – inwiefern konnte Fritz in den vergangenen Jahren den einen oder anderen Mitarbeiter vom größten Konkurrenten gewinnen, weil die keine Lust mehr auf Konzern hatten?

Naja, ich bin ja einer davon. Wir haben da noch ein paar weitere Mitarbeiter. Das ist auch gut. Auf der anderen Seite werden Konzerne gerne auch mal schnell negativ dargestellt. Dem möchte ich mich nicht anschließen. Ich bin unheimlich dankbar für die zwölf Jahre Erfahrung in so einem internationalen Unternehmen. Ich glaube, dass auch andere Unternehmen davon lernen können. Hier bei Fritz-Kola haben wir das Glück, einen sehr aktiven Gründer und Eigentümer zu haben. Da ist immer noch viel Bauchgefühl und langfristige Denke dabei, das absolut erhalten bleibt und aus meiner Sicht sehr wichtig ist. Mit meinem Hintergrund aus einem großen Unternehmen ergänzen wir uns sehr gut.

Nichtsdestotrotz: Wie viel freier agieren Sie nun als zuvor im Korsett eines Konzerns?

Egal, ob Konzern oder Mittelstand, ich glaube, jede Unternehmung hat da ein gewisses Regelwerk, nach dem es funktioniert – in unserem Falle ist das eigentümergeführt. Allein dadurch ist die Frage schon im Wesentlichen beantwortet. Die Entscheidungsfreiheit qua Unternehmensgröße und eigentümergeführter Unternehmensform und qua unserer Kultur bei Fritz-Kola, Dinge auch einfach mal zu machen und schnell entscheiden zu können, ist natürlich tendenziell höher.

Inwiefern lässt Ihre Zeit noch Platz für Kontakte zu ehemaligen Kollegen hier am Weserdeich?

Immer. Ich bin jetzt seit 20 Jahren in der Getränkebranche, die auch sehr übersichtlich ist. Irgendwo taucht immer einer auf, den man kennt. Entweder habe ich noch guten Kontakt zu früheren Kollegen, die jetzt auch woanders sind, oder auch zu den ehemaligen Kollegen, die weiterhin bei AB InBev sind. Das ist schön, wenn ich so mit einem guten Gefühl zurückschauen kann, und ich freue mich gleichzeitig riesig dabei. So zurückblicken zu können, ist mir aber auch wichtig.

Für die Zukunft: Wäre für Fritz-Kola ein Biermix eine Option?

Nein, wir sind eine Kola-Firma. Da haben wir noch ganz viel Potenzial zu wachsen, wenn wir uns allein auf das konzentrieren, was wir heute tun.

Das Gespräch führte Florian Schwiegershausen.

Zur Person

Florian Weins (40)

ist seit zwei Jahren mit Firmengründer Mirco Wolf Wiegert Co-Geschäftsführer bei Fritz-Cola in Hamburg. In Bremen war er Deutschland-Chef des Brauereikonzerns AB Inbev.

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