In der Bremer Verwaltung des Lebensmittel-Konzerns Mondelez International muss offenbar wieder gezittert werden: Nach übereinstimmenden Angaben sollen bis zu 50 Jobs in der Abteilung Einkauf gestrichen werden.
Dass es bei diesem Stellenabbau bleibt, ist unwahrscheinlich. Denn obwohl das Unternehmen im vergangenen Jahr einen stattlichen Gewinn auszeichnen konnte, forderte einer der an Mondelez beteiligten Finanzinvestoren erst kürzlich, dass das Unternehmen seine Kosten weiter kräftig senken müsse.
Dabei folgte in den vergangenen Jahren bereits ein Sparrunde auf die nächste. So lief bis 2012 ein auf drei Jahre angelegtes Restrukturierungsprogramm. Der Konzern – damals noch unter dem Namen Kraft Foods – wollte in Deutschland zwölf Millionen Euro einsparen, in der Zentrale standen mehr als 100 Stellen auf der Streichliste.
In Bremen beschäftigt Mondelez 1300 Menschen
Mit der Abspaltung der Kaffeesparte im vergangenen Jahr gab es einen weiteren Stellenabbau: Zunächst hieß es, dass mehr als 180 Jobs in der Langemarckstraße betroffen seien, im April war noch von 60 Arbeitsplätzen die Rede. Nach Insiderinformationen ging die Zahl der Betroffenen aber weit darüber hinaus: Den Mitarbeitern seien Angebote gemacht worden, auf deren Basis sie den Konzern freiwillig verlassen konnten. Aktuell arbeiten gut 2000 Menschen in Deutschland für Mondelez, in Bremen sind es knapp 1300 Angestellte, davon zwei Drittel in der Verwaltung.
>> Kommentar über den Standort Bremen
Nach WESER-KURIER-Informationen ist die nun betroffene Einkaufsabteilung am Montag von den Umstrukturierungsplänen informiert worden, für Mittwoch soll eine Belegschaftsversammlung in Bremen geplant sein, in der alle Mitarbeiter in Kenntnis gesetzt werden. „Wir haben bekannt gegeben, dass wir beabsichtigen, unser Geschäft weiter umzustrukturieren“, schreibt das Unternehmen in einer Stellungnahme.
Ziel sei, die Arbeitsabläufe und Prozesse weltweit einfacher, harmonisierter und effizienter zu gestalten. Weiter heißt es: „Die vorgeschlagenen Änderungen beinhalten die Einführung unseres funktionsübergreifenden globalen Shared-Services-Modells (Mondelez Business Services).“ Das betrifft etwa die Auslagerung der IT-Abteilung.
Der Einkauf soll nach WESER-KURIER-Informationen künftig von günstigeren Standorten in Polen und England gesteuert werden. Dass der Verwaltungsstandort Bremen grundsätzlich in Gefahr ist, davon gehen Branchenkenner indes nicht aus. Strategisch wichtige Stellen müssten in der Deutschlandzentrale auch in Zukunft erhalten bleiben.
Der Konzernbetriebsrat von Mondelez wollte sich ebenso wenig zu den jüngsten Stellenstreichungen äußern wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Ähnliches war aus der Handelskammer Bremen zu hören: Man kommentiere generell keine Unternehmensentscheidungen. „In der Vergangenheit wurde seitens Mondelez die Kultur gepflegt, uns auf dem Laufenden zu halten“, sagt ein Sprecher des Bremer Wirtschaftsressorts. Für den Konzern sei es aber kein Muss, die Politik in Konzernbeschlüsse einzubinden.
>> Konzern will seinen Umsatz erhöhen
Von einem kränkelnden Unternehmen kann bei Mondelez indes keine Rede sein – auch wenn der Gewinn im vergangenen Jahr um elf Prozent sank: Das Unternehmen, das unter anderem hinter den Marken Milka, Toblerone, und Philadelphia-Frischkäse steht, machte einen Gewinn von etwa 900 Millionen Dollar (821 Millionen Euro).
Dass das immer noch ein ansehnliches Ergebnis ist, sehen die an Mondelez beteiligten Hedgefonds aber offenbar ganz anders. Der Konzern müsse seinen Umsatz deutlich steigern und die Kosten kräftig senken, hatte etwa US-Investor William Ackman vor ein paar Wochen gesagt. Ackmann war erst im Sommer mit 5,5 Milliarden Dollar (fünf Milliarden Euro) über seinen Hedgefonds Pershing bei Mondelez eingestiegen. Er könne sich auch durchaus einen Verkauf an einen Mitbewerber vorstellen, sagte Ackman dem „Wall Street Journal“.
>> Hickel: Fondsmanager wollen Renditen um jeden Preis
Was das Interesse von Hedgefonds an Konzernen wie Mondelez angeht, hat der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel eine klare Meinung: Regionale Belange oder gar die Beschäftigten vor Ort spielten keine Rolle. „Gehen bei einem regionalen Standort die Gewinnerwartungen nicht in Erfüllung, dann wird rücksichtslos ausgestiegen“, sagt er. Anlagesuchendes Kapital kenne nur die Verantwortung für schnelle Gewinne.