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Firmen verzeichnen Zuwachs Nachfrage nach Leihrädern steigt

Die Nachfrage nach Leihrädern hat bundesweit zugenommen. Davon profitieren zum Beispiel die Verleihanbieter Call a Bike, Swapfiets und Nextbike (WK-Bike). Alle drei sind in Bremen vertreten.
10.07.2021, 10:00 Uhr
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Nachfrage nach Leihrädern steigt
Von Peter Hanuschke

Mehr Umweltbewusstsein, keine Lust mehr auf Staus oder volle Busse und Bahnen – gerade in Städten hat sich das Mobilitätsverhalten geändert und sorgt für einen anhaltenden Fahrradboom. Und nicht nur die Nachfrage nach Kaufrädern ist gestiegen, auch Leihräder liegen im Trend. Zu den bundesweiten Branchengrößen gehören unter anderem die Verleihanbieter Call a Bike, Swapfiets und Nextbike. Alle drei sind auch in Bremen vertreten. Nextbike arbeitet in seinem Netzwerk häufig mit Partnern zusammen – in Bremen mit WK-Bike. Dieser Anbieter ist auch mit Stationen im niedersächsischen Umland vertreten.

Der zunehmende Trend zum Leihfahrrad wird auch an den Umsatzzahlen deutlich: So lag der Umsatz laut der im Dezember veröffentlichten Branchenstudie Fahrradwirtschaft im Jahr 2018 bei 256 Millionen Euro im Dezember – fünf Jahre zuvor hatte die Verleihbranche bundesweit 77 Millionen Euro umgesetzt.

„Ja, auch bei uns merken wir vermehrt Anfragen und steigende Ausleihzahlen – vor allem jetzt, wo die Mobilität wieder zunimmt“, sagt WK-Bike-Geschäftsführer Mario Brokate. „Natürlich haben wir im vergangenen Jahr den Einbruch beim Tourismus gespürt, der bei uns im System einen nicht unerheblichen Teil ausmacht.“ Dass der Rückgang in diesem Bereich allein auf die Corona-bedingte Ausnahmesituation zurückzuführen gewesen sei, sehe man daran, dass das Verleihgeschäft mit den Lockerungen wieder Fahrt aufgenommen habe.

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Auch Call a Bike bestätigt den Trend zum Leihfahrrad: Bei den Neukunden habe man von 2019 auf 2020 eine signifikante Steigerung verzeichnet, so eine Sprecherin. Genaue Zahlen will das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG aus Wettbewerbsgründen nicht nennen. Deutschlandweit betreibe Call a Bike etwa 16.000 Räder in mehr als 80 Städten und Kommunen – „in Bremen haben wir derzeit acht Fahrräder an unserer ICE-Station im Einsatz“.

Auf ein Vielfaches dieser Anzahl kommt WK-Bike: Der Anbieter – ein Tochterunternehmen der Bremer Tageszeitungen AG – hat derzeit 511 Räder in der Verleihflotte, davon zehn Lastenräder. Kooperationspartner von WK-Bike sind die Bremer Straßenbahn AG und die Wohnungsgesellschaft Gewoba. Klimaneutrale Mobilität sei sicher einer der Gründe für die zunehmende Nutzung von Leihfahrrädern, so Brokate. Dazu komme, dass man in Bremen oft schneller mit dem Rad von A nach B gelangt als mit dem Pkw. Beides beziehe sich natürlich auch auf Kaufräder. Das Leihfahrrad sei neben der Nutzung für touristische Zwecke in der Regel eine Ergänzung zum eigenen Rad, so der WK-Bike-Geschäftsführer. Es komme dann zum Einsatz, wenn man das eigene Rad nicht dabei habe oder bewusst darauf verzichte.

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„Der Stadionbesuch oder Veranstaltungen wie die Breminale sind hier als Paradebeispiele zu nennen.“ Um diese Ziele zu erreichen, werde häufig das Leihrad genutzt. Die Flexibilität sei in diesem Zusammenhang entscheidend: „Fahre ich mit dem ÖPNV zurück, gehe ich zu Fuß mit Freunden, oder nehme ich doch ein anderes Leihfahrrad für den Rückweg?“ Auch der Weg zur Arbeit sei eine Gelegenheit, das Leihfahrrad zu nutzen, vor allem für die Pendler aus dem Umland. „Allerdings hat man durch die ständige Rotation der Räder keine 100-prozentige Sicherheit, dass das Rad zur ausgesuchten Zeit am gewünschten Ort zur Verfügung steht.“

Das 2014 in den Niederlanden gegründete und inzwischen wie Nextbike mit seinem Netzwerk in vielen europäischen Ländern vertretene Unternehmen Swapfiets verfolgt einen anderen Ansatz: Es geht bei seinem Geschäftsmodell nicht um die stunden- oder tageweise Ausleihe, sondern der Nutzer bekommt ein eigenes Rad – wenn er will dauerhaft, aber mindestens für einen Monat. Um Service und Reparatur muss sich der Swapfiets-Nutzer – genau wie bei WK-Bike und Call a Bike – keine Gedanken machen. Das ist im monatlichen Abopreis inklusive. „Wir können nur für uns selbst sprechen, nicht für die Branche. Doch stellen wir fest, dass immer mehr Menschen Fahrrad fahren, sich aber nicht um Wartung und Reparatur kümmern möchten. Genau da setzt Swapfiets mit seinem Konzept an“, sagt André Illmer, Swapfiets-Geschäftsführer für Deutschland

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Viele Menschen in großen Städten wie Bremen seien auch aufgrund von Corona aufs Rad als Transportmittel umgestiegen, und „gerade in der Corona-Krise wurde von Lieferengpässen berichtet“, so Illmer. „Das ging uns nicht anders, doch wir produzieren selbst, und das hat uns geholfen.“ In Bremen habe Swapfiets derzeit über 2500 Mitglieder. Saisonal schwanke die Zahl etwas, „aber wir sehen stetes Wachstum“. Swapfiets wird in Deutschland in knapp 30 Städten angeboten. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen etwa 60.000 Mitglieder in knapp 30 Städten in Deutschland. Nextbike-Standorte gibt es in über 60 Städten Deutschlands, die über insgesamt mehr als 27.000 Räder verfügen. Weltweit sind es laut Nextbike 70.000. 

Zur Sache

Mehr Mobilität in der Vahr

Die Wohnungsgesellschaft Gewoba und Car-Sharing-Anbieter Cambio eröffnen in der Vahr drei neue Car-Sharing-Stationen - und dies jeweils in Kombination mit dem Leihrad-System WK-Bike. Die Kooperation hat das Ziel, das Mobilitätsangebot im Stadtteil Vahr zu stärken und nachhaltiger aufzustellen. Die Standorte befinden sich an der Kurt-Schumacher-Allee 11, der Franz-Mehring-Straße 33 und der Wilhelm-Liebknecht-Straße 1 auf Gewoba-Parkplätzen. Wohnen und Mobilität müsse man zusammen denken, so Petra Kurzhöfer, Gewoba-Geschäftsbereichsleiterin Vahr/Schwachhausen zum Engagement der Wohnungsgesellschaft. "Bei der Planung der Vahr nach dem Krieg spielte das private Auto neben dem ÖPNV eine große Rolle. Gerade hier brauchen wir heute modernere Konzepte, mit denen die Menschen vor Ort von A nach B kommen. Zum Gemeinschaftsprojekt  sagt Petra Kurzhöfer: "So können die Menschen aus der Nachbarschaft auf dem Parkplatz jetzt jederzeit ein Auto oder ein Fahrrad nutzen, ohne dieses zu besitzen."

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