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Made in Bremen: Die Agentur Aheads Der Maßanzug fürs Produkt

Kurz vor Ausbruch der Pandemie gründeten die Grochlas eine Werbeagentur in Bremen. Das Geschäft läuft seit Anfang an. Wie Lars und Natalia Grochla ihre Arbeit verstehen und wer zu ihren Kunden gehört.
09.01.2022, 00:00 Uhr
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Von ave Anke Velten

Wenn es um Vermarktung geht, ist Bremen überaus kreativ. Das zeigt sich unter anderem an einer großen Zahl an einschlägigen Profis, die sich in der Hansestadt etabliert haben. Die Agentur Aheads zählt zu den jungen Vertretern der Branche. Innerhalb von weniger als zwei Jahren entwickelte sich aus dem Zwei-Personen-Unternehmen von Lars und Natalia Grochla ein Betrieb mit einem Dutzend Mitarbeitern. Zu den Kunden zählt eine ganze Reihe namhafter Unternehmen und Institutionen. Für seine Arbeiten wurde das Aheads-Team kürzlich mit dem Deutschen Agenturpreis ausgezeichnet.

Sitz der Agentur ist ein 200-Quadratmeter-Trakt in der denkmalgeschützten Feuerwache in der Überseestadt. Und den muss man sich erst einmal anschauen. Mit sichtbarem Stolz führt Lars Grochla durch die Räume. Hier werden zum Beispiel Broschüren, Plakate und Kataloge gestaltet, Verpackungen entworfen, Websites programmiert, Filme produziert. Von der Visitenkarte bis zur Corporate Identity: „Wir können das gesamte Produktmanagement abdecken", erklärt der 32-jährige Geschäftsführer. Alles ist bewusst so eingerichtet, dass sich die Kolleginnen und Kollegen, Mediengestalter, Texter, Web-Designer und Filmleute, wohl fühlen – und natürlich auch das Unternehmerpaar selbst, das hier 60 bis 70 Wochenstunden verbringt.

Die Küche dient nicht nur als Pausenraum. Am Tresen wird kreativ gearbeitet, und hier werden auch Produktvideos gedreht, die über die sozialen Netzwerke verbreitet werden. Dekorativ aufgereiht in den Regalen: die neue Kindertee-Serie des Bremer Biotee- und Naturkosmetikunternehmens Mom to Mom im Wimmelbild-Design, bei der die Kinder selbst zu Gestaltern werden. „Damit das Warten auf den Tee nicht langweilig wird“, erklärt Natalia. Bald werden zudem die neuen Ölflaschen und Currypasten des Bremer Unternehmens Reishunger in den Supermarktregalen landen. Zu den Kunden gehören auch das Alfred-Wegener-Institut, die Bremer Philharmoniker, das Focke-Museum und das Starthaus Bremen. „Wir mussten uns nie mit Akquise beschäftigen“, sagt Lars Grochla, und es klingt kein bisschen eingebildet. „Die Leute rufen uns an.“

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Der allererste Anruf kam von der Inhaberin einer Modeboutique in Schwachhausen, die sich ein komplett neues Outfit für ihr Geschäft wünschte. Die Initialen der Unternehmerin, in schlanken Lettern, Gold auf schwarzem Grund, wurden zum unverwechselbaren Markenzeichen: Eleganz, Qualität und Individualität komprimiert in zwei einfachen Buchstaben. Für dieses Meisterstück erhielt Aheads kürzlich den Deutschen Agenturpreis, ebenso für drei weitere eingereichte Arbeiten. „Gute Werbung erzählt immer eine Geschichte“, sagt Natalia Grochla.

Besonders glücklich ist Grochla über die Auszeichnung für den audiovisuellen Beitrag zum literarisch-musikalischen Stadtrundgang  „Lauschorte“ in Kooperation mit dem Kammerensemble Konsonanz und dem Bremer Literaturkontor. Denn es sei ein Projekt, das die eigene Stadt und den Kulturbereich Bremens weit nach vorne bringe: "Und wir durften es begleiten." Mit derselben Begeisterung erzählt Natalia Grochla aber auch von der Arbeit für ein Bremer Solar-Unternehmen oder für einen überregionalen Essens-Bringdienst. „Wenn man sich wirklich damit beschäftigt, merkt man, wie spannend das alles ist“, sagt die 30-Jährige. „Für uns ist jeder Kunde einmalig und jeder Auftrag eine ganz neue Herausforderung. Nie zweimal dasselbe machen – das ist uns wichtig.“

Die großen Fenster ihres Büros bieten einen Blick von der jungen Überseestadt auf den Holz- und Fabrikenhafen, wo gerade wieder große Schiffe entladen werden. Auf der anderen Seite des Flures: ein Panorama, das von Gröpelingen über die Domtürme bis auf die andere Weserseite reicht. All das ist Bremen – Tradition und Innovation, Altes und Neues, Hässliches und Schönes, je nach Perspektive. „Ein bisschen wie St. Petersburg", sagt Natalia Grochla, und man darf das wohl als Kompliment verstehen. Die russische Metropole ist die Heimatstadt der Designerin.

Vor zehn Jahren ist Grochla zum Masterstudium an die Bremer Hochschule für Künste gekommen. Im Studiengang Digitale Medien traf sie auf Lars Grochla. Kurz darauf waren beide ein Paar, 2016 wurde geheiratet, im Februar 2020 wurde die Aheads GmbH gegründet. „Eine eigene Agentur: Das war von Anfang an der Plan", sagen sie. So gut zusammenarbeiten könnten sie, weil sie „so unterschiedlich gestrickt sind, aber dieselben Werte und denselben hohen Anspruch haben“, erklärt Natalia Grochla.

Das Markenzeichen der Agentur ist die Figur mit dem Monitorkopf. Der Firmenname klingt wie eine Ermunterung: Los geht´s! Die Tatsache aber, dass zwei Wochen nach der Gründung die Welt in eine Pandemie-Schockstarre verfiel? In diesem Fall nicht der Rede wert. „Wir waren davon gar nicht betroffen“, sagt Lars Grochla. 

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Tatsächlich gab es so viel zu tun, dass die Agentur im September 2020 aus dem 15-Quadratmeter-Raum in der Neustadt aus- und in der Überseestadt einzog. Da waren es inzwischen schon zehn Mitarbeiter und auch die erste Auszubildende. „Wir wollen aber keine Großagentur werden“, betont Lars Grochla angesichts des Wachstums. Spektakuläre nationale oder gar internationale Kampagnen von Konzernkunden mit riesigem Marketingbudget seien nicht im Fokus, erklärt Natalia Grochla die Strategie. „Dort reden immer zu viele mit.“

Viel lieber, sagen die beiden Aheads-Köpfe, arbeiten sie mit kleinen und mittelständischen Unternehmen. Und sie wollen sich dabei viel Zeit nehmen, gut zuhören und verstehen. „Unsere Aufgabe ist es, nach außen tragen zu können, was innen gelebt wird“, sagt Natalia Grochla. „Darum geht es nie darum, zu schauen, was die anderen so machen. Gute Werbung ist immer ein Maßanzug für ein Produkt.“

Zur Sache

Der Deutsche Agenturpreis

Der Deutsche Agenturpreis wird jährlich an Werbe-, Marketing- und Internetagenturen für besonders kreative oder erfolgreiche Projekte vergeben. Der Preis wird seit 2014 ausgelobt, um vor allem die Leistungen kleinerer und mittelgroßer Agenturen zu würdigen und ihnen eine Plattform zu geben, über die sie ihre Arbeiten überregional bekannt machen können. Für den aktuellen Wettbewerb hatten 197 Agenturen insgesamt 985 Arbeiten in unterschiedlichen Kategorien der drei Sparten B2B, B2C sowie Agenturdarstellung eingereicht. Die Jury besteht aus Spezialisten verschiedener Werbedisziplinen, Agenturchefs und ausgewählten Unternehmensvertretern. Weitere Informationen gibt es auf deutscher-agenturpreis.de.

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