Jan Schmidt aus Bremen-Vegesack lässt das Tüfteln nicht los. Vor fast zehn Jahren entwickelte er die höhenverstellbare Toilette, dann folgte die sich selbst desinfizierende Türklinke und nun geht es wieder um gründliche Sauberkeit. Er hat einen Reiniger auf Wasserbasis entwickelt: "Den können Sie trinken, und damit können Sie sich 80 Prozent aller handelsüblichen Reiniger sparen."
Schnell führt er seine neue Erfindung vor und verschmiert eine fetthaltige Creme auf der Fensterscheibe. Dann sprüht er sein neues Mittel drauf, das die Creme quasi in ihre Einzelteile zerlegt. Mit einem Wisch ist alles weg. Fettreste sind mit dem Finger nicht mehr zu spüren.
Wie das funktioniert, ist das große Firmengeheimnis. Schmidt sagt nur so viel: "Es geht dabei um die Anomalie von Wasser." Die Technik, um das Wasser so zu bearbeiten, dass es die gewünschte Reinigungswirkung bekommt, habe nur er. "Es ist zugelassen als kosmetisches Produkt zur Anwendung in Mundhöhlen von Säuglingen", erläutert der gelernte Heizungs- und Sanitärinstallateur.
Mit einem Spritzer aus der Sprühflasche auf die Autofelgen tropft der Dreck zusammen mit dem Wunderwasser auf den Boden – ein zusätzlicher Wisch mit dem Tuch und die Felgen glänzen blitzeblank. So energisch, wie Schmidt demonstriert, was das Reinigungsmittel alles kann, weiß man in dem Moment nicht so recht, ob man in einer Zaubershow der Ehrlich Brothers ist oder im Programm von einem der etablierten TV-Shopping-Sender.
Reinigungswasser lässt Öl von der Scheibe verschwinden
Als letzte Demonstration sprüht er etwas vom bekannten WD-40-Schmieröl auf eine Scheibe: "Unser Reiniger setzt sich als Zelle auf das Öl, nimmt es auf und umschließt es." Nach einem Wisch mit dem Lappen ist die Scheibe wieder blitzblank. Auf dieser Grundlage stellt Schmidt auch Desinfektionsmittel her: "Das können auch problemlos Allergiker oder Menschen mit Neurodermitis benutzen." Medizinische Masken, die mit dem Desinfektionsmittel präpariert sind, gibt es auch noch. Die drei Lagen Vlies im Inneren seien gleich mit dem antibakteriellen Trägermaterial ausgestattet.
Es sei eine lange Entwicklungsreihe gewesen. Zum Geheimnis sagt Schmidt nur so viel: "Wir haben kein Osmosewasser und auch kein entmineralisiertes Wasser. Wir verändern die Anomalien des Wassers und konfigurieren es dahin, wofür wir es brauchen." Dafür sei es egal, ob das Wasser dafür aus der Bremer Schweiz kommt oder irgendwo aus einem Teich.
Gleichzeitig ist die Produktion laut Schmidt klimafreundlicher als manch anderer Reiniger: "Wir erzeugen durch die Produktion kein CO2, es kommen weder Tenside zum Einsatz noch entstehen irgendwelche Altöle." Nach der Türklinke, die sich selbst desinfiziert, wollte sich Schmidt nicht ausruhen. 2014 begann er, mit den Eigenschaften von Wasser herum zu experimentieren. Er schloss sich dem Unternehmen Perkon Technologies an und begann dann mit Forschungsreihen. 2019 war eine Art Prototyp fertig, was ohne das Netzwerk dahinter schwer möglich gewesen sei.
Auch wenn Schmidt als gelernter Handwerker Bodenständigkeit vermittelt, hört man doch ein wenig den Stolz heraus, wenn er sagt: "Bei der Bundeswehr wird die Transportmaschine, der A400M, mit einem Produkt gereinigt und desinfiziert, dass sie einem Kind ins Auge sprühen können."
Mit dieser neuen Erfindung geht der "Daniel Düsentrieb" aus Bremen-Nord nun in die Öffentlichkeit und sucht Partner für die Herstellung und den Vertrieb, der in Deutschland jetzt anlaufen soll. Eine Zusammenarbeit gibt es bereits mit der Firma Pro Long in Wolpertshausen nahe Schwäbisch Hall. Dort steht eine eigene Abfüllanlage. Idee und Know-how dafür kamen aber aus Bremen. Die Firma Pro Long, die ansonsten Schmierstoffe herstellt, ist momentan auch ein wichtiger Vertriebspartner.
Verhandlungen mit Unilever abgebrochen
Schmidt will für sich entscheiden, mit wem man zusammenarbeitet. Er führt auch die Verhandlungen: "Mit Unilever hatten wir schon verhandelt und diese Verhandlungen dann abgebrochen." Ihm gehe es darum, dass die Rechte und die Erfindung bei ihm bleiben und die Kooperationen auf Augenhöhe erfolgen.
Es scheint, als ob sich da die Erfahrungen aus den früheren Erfindungen niederschlagen: Es geht darum, sich bei der eigenen Idee nicht das Zepter aus der Hand nehmen zu lassen. Um das Patentrechtliche hat sich Schmidt gekümmert, sagt aber gleichzeitig, dass nicht immer alles patentwürdig sei: "Wenn man ein Patent anmeldet, dann muss man es offenlegen. Aber man muss nicht alles offenlegen."
Mit seinen früheren Ideen war er auch schon bei der TV-Show "Die Höhle der Löwen" – in der ersten Staffel, in der auch die Bremer FDP-Fraktionsvorsitzende Lencke Wischhusen als Investorin mit dabei war.
Veröffentlichen möchte Schmidt die Technologie aber nicht, die zu einem Teil von seiner Seite, und von der anderen Seite von jemandem stammt, der 40 Jahre lang in Berlin an der Humboldt-Universität zum Thema Wasser forschte. "Er ist leider verstorben, und diese Technologie hat er uns vermacht", sagt Schmidt. Man habe beide Technologien zusammengeführt. Den praktischen Nutzen seines Reinigers möchte er überall dorthin bringen, wo er gebraucht wird - zum Beispiel auch in die Lebensmittelbranche. Bei der Firma für das Reinigungsmittel ist Jan Schmidt der Geschäftsführer und setzt als einzigen Mitarbeiter auf einen alten Weggefährten, der von der ersten Erfindung an mit dabei war und sich nun um die Produktqualität kümmert. Schmidt gibt zu, dass er trotz seiner Tätigkeit als Installateur in das Kaufmännische und das Juristische hineinwachsen musste.
Zwischendurch abschalten kann Schmidt, wenn er mal ein Wochenende nach Cuxhaven fährt oder wenn er etwas kocht. Aber so, wie es momentan aus ihm voller Tatendrang heraussprudelt, muss die Küste wohl warten. Außerdem will die reservierte Internetadresse rasch mit Inhalten gefüllt werden.