Wenn Astronaut Alexander Gerst wüsste, wie viele Kinder ihn ins Herz geschlossen haben. Er war der Grund, warum sich Mittwochnachmittag beim Internationalen Astronautenkongress die ÖVB-Arena in wenigen Minuten bis in die obersten Reihen gefüllt hatte. Unter den Besuchern waren viele Eltern mit ihren Kindern. Sie wollten zum Tag der offenen Tür beim IAC Raumfahrt live erleben. So war der Applaus groß, als Alexander Gerst auf der großen Leinwand eingeblendet wurde. Und diesen Applaus aus Bremen konnte der Astronaut live auf der ISS hören – allerdings mit ein bisschen Zeitverzögerung, schließlich sind ja 400 Kilometer Weltraum dazwischen.
Träume nie aus den Augen verlieren
Zwei Kinder hatten besonders viel Glück. Der acht Jahre alter Jan Berner aus Berlin und die 13 Jahre alte Paula Monfeld aus Köln waren mit auf der Bühne und durften auch eine Frage stellen. So wollte Jan – er trug wie Gerst einen blauen Astronauten-Overall – wissen, ob sich für Gerst denn nun etwas ändert, wenn der ab jetzt Kommandant ist. Da die ganze Veranstaltung auf Englisch lief, übersetzte Esa-Chef Jan Wörner die Frage. „Ich bin ab jetzt auch für die Reparaturen zuständig“, antwortete Gerst.
Auf den Jungen und sein großes Interesse für die Raumfahrt ist die Esa auf einer Veranstaltung in Berlin aufmerksam geworden. Paula, die manchmal einen Rollstuhl braucht, durfte an einem Parabelflug in Frankreich teilnehmen und dabei etwas Schwerelosigkeit erleben. Sie fragte Gerst: „Können Sie sich vorstellen, dass auch jemand wie ich mal ins Weltall fliegen kann?“ Darauf antwortete Gerst: „Als Kind träumte ich auch vom Weltraum, und viele sagten, dass das nie etwas werden wird. Und nun bin ich hier.“ Man solle seine Träume nie aus den Augen verlieren, so Gerst.
Gerst ließ Mini-Weltkugel schweben
Der Astronaut erzählte auch, wie sich sein Denken über die Erde ändere, wenn man von der ISS aus Dinge wie die Atmosphäre des Planeten sehen kann: „Ich habe Physik und Geophysik studiert und dachte vorher, man weiß ja, wie das alles funktioniert.“ Aber von oben sei es doch anders – auch der Blick, dass „die Erde auch ein gewisses Limit habe“. Dazu nahm er eine kleine Mini-Weltkugel und ließ sie in der Schwerelosigkeit schweben. Gerst war außerdem der Appell wichtig, nicht mit der Forschung aufzuhören: „100 000 Menschen haben am Bau der ISS gearbeitet, mehr als 3000 Experimente wurden hier schon gemacht.“
Während des Interviews schwebte Gerst nicht schwerelos. „Der hat seine Füße am Boden mit so Gummis befestigt“, sagte die acht Jahre alte Luise. Das wisse sie aus der „Sendung mit der Maus“, die viel über Astro-Alex berichtet. Gerst hat auch Maus und Elefant mit an Bord. Luise ist ein Fan von Gerst und wollte die Live-Schaltung gern miterleben zusammen mit ihrer Mutter. Danach konnte Luise am Stand von Boeing per 3D-Brille selbst unter der ISS vorbeischweben.
„Ich interessiere mich für Roboter“, sagte wiederum der sieben Jahre alte Johannes. Nach der Astro-Alex-Schalte schaute er mit seinem Vater Stefan Meurer beim DLR und den selbstfahrenden Rovern vorbei. Am Stand von Airbus konnten unter anderem Kinder den Astronauten Matthias Maurer treffen, die an einem Imagefilm der „Aktion Mensch“ zum Thema Inklusion mitgedreht hatten. Und auch so mancher Souvenirjäger war unter den Besuchern. Der Nasa-Aufkleber war allerdings schon am Dienstag vergriffen. Aber der war für die Kinder nur nebensächlich – Hauptsache auf einen Plausch mit Astro-Alex. Am Ende sind es wohl mehr als 12 000 Besucher gewesen, was die Veranstalter freut. Denn nach 10 000 Besuchern waren die Einlassbändchen alle.