In der Bremer Innenstadt dürfte in jüngster Zeit eine Sache besonders im Trend gelegen haben: Umzugskartons. Viele Geschäfte haben sich schließlich innerhalb des Zentrums einen neuen Standort gesucht. Und der nächste Umzug steht bereits an. Der Weg ist in diesem Fall so kurz, das sich Einpacken kaum zu lohnen scheint, schließlich ist die Ware viel zu kostspielig für Kartons.
Der Juwelier Mahlberg & Meyer zieht nämlich in das Nebengebäude. Im Seidenhaus Koopmann an der Ecke der Sögestraße war bis vor Kurzem noch die Modekette Cos ansässig. Für die Immobilie in exponierter Innenstadtlage auf Höhe des Hirten mit seinen Schweinen gibt es damit einen Nachmieter – der für Luxus steht. So ist Mahlberg & Meyer unter anderem offizieller Fachhändler für Rolex.
"In letzter Zeit gibt es einiges an Bewegung in der Bremer Innenstadt", sagt die Chefin der Bremer City-Initiative, Carolin Reuther. "Es ist erfreulich, wenn sich an prominenten Lagen hochqualitative Anbieter wie Juwelier Meyer ansiedeln, auch wenn es sich in diesem Fall um einen Umzug handelt." Der zeige dabei, dass sich Investitionen am Standort lohnten.
Die Modekette C&A wagte schon zuvor den Umzug innerhalb Bremens. Vom Hanseatenhof ging es in die Obernstraße. Ulla Popken wechselte derweil von der Carl-Ronning-Straße in die Pieperstraße . An die Stelle zog das Bettwarengeschäft Tempur. Lush tauschte die Obernstraße mit der Sögestraße. Und die Kosmetikkette Rituals eröffnete ein neues Geschäft und rückte damit innerhalb der Sögestraße etwas weiter nach vorne.
Ein paar Neuzugänge in Bremen hat es ebenfalls gegeben. In der Knochenhauerstraße ist mit "Schlau gespielt" nun wieder ein Spielwarengeschäft im Zentrum ansässig. An den Schüsselkorb gekommen sind zudem das Outlet "Kaspers Geschmack" und das Kindermodengeschäft "Lotta & Leander". Das Unternehmen sitzt in Binz auf Rügen.
Die Wirtschaftsförderung sorgte für die Ansiedlung des Ladens. An der Bremer Innenstadt gibt es also Interesse – selbst wenn die Zeiten für den Handel herausfordernd bleiben. Im Moment gebe es "einige recht konkrete Anfragen für Einzelhandel und auch Gastronomie in der Bearbeitung", sagt mit Juliane Scholz die Sprecherin der WFB. Namen dürfe man jedoch noch keine nennen.
Die Umzüge und Neuansiedlungen in Bremen sieht die Geschäftsführerin der City-Initiative als gute Signale. "Zudem scheint es auch bei einigen Bauprojekten positive Gespräche in Sachen Vermietung zu geben", so Reuther. Ansiedlungen in den Innenstädten seien natürlich gerade nicht immer einfach zu realisieren – angesichts der Nachwirkungen der Pandemie und der Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine. Vor diesem Hintergrund agierten auch Expansionsleiter vorsichtiger. "Aber die Frequenzen in der Bremer Innenstadt geben den Neuansiedlungen und Umzügen recht", sagt Reuther. Die ersten drei Wochen dieses Jahres sehen die Frequenzen besser aus als im Jahr vor Corona.
Neuer Mieter für Fläche im alten Galeria: Asien-Supermarkt
Auch der Marktpavillon in der Papenstraße soll bald wieder belebter sein. Für den Obst- und Gemüsestand hat sich laut WFB ein Nachfolger gefunden, der demnächst dort eröffnen wolle. Aktuell gibt es beim Marktpavillon zudem zwei Leerstände. Unter anderem zog unlängst der Blumenhandel an der Ecke aus. Zu diesen Geschäften gebe es Gespräche und Besichtigungen. "Wir hoffen, diese kurzfristig wieder zu besetzen", so Scholz. Für die Pavillons ist die WFB erst seit Anfang des Jahres wieder zuständig nach der Übernahme der Läden vom Großmarkt. Gleich nebenan tut sich bald auch was. Der Asien-Supermarkt "Go Asia" bezieht eine ehemalige Galeria-Kaufhof-Fläche. Im Moment wird noch umgebaut, im Februar soll voraussichtlich eröffnet werden. Das Unternehmen hat deutschlandweit 36 Filialen.
Etwas Baustellenatmosphäre steht auch in der Sögestraße noch aus. Vor dem Umzug sollen die Verkaufsflächen für den Juwelier in den nächsten Monaten noch umgestaltet werden. Cos verließ den Standort im Dezember – mitten im Weihnachtsgeschäft. Die nächsten Filialen der Kette befinden sich nun aus Bremer Sicht in Hamburg und Hannover. Der Inhaber von Mahlberg & Meyer Patrick Wallinger schwärmt von der nun freien Immobilie: „Das Seidenhaus Koopmann bildet das markante Eingangstor zur Bremer City und passt somit optimal zu unserem hohen Anspruch und unserem Konzept. Wir bleiben damit Bremen und explizit der Bremer Innenstadt treu." Im neuen Geschäft könne man das Angebot an Schmuck und Uhren erweitern. Seit 1975 ist die in Lübeck gegründete Kette in Bremen vertreten.
Eigentümer des Seidenhauses ist die Müller & Bremermann GmbH. Die Immobilie, deren Geschichte 1911 beginnt, ist nicht nur wegen ihrer Lage besonders. Das Seidenhaus sei ein "baukünstlerisches und architekturgeschichtliches Kulturdenkmal", heißt es in einer Mitteilung von Müller & Bremermann zum neuen Mieter. Über dem Ladengeschäft befinden sich Designapartments der Marke Überfluss.
Direkt gegenüber an der Ampel wird derzeit ebenfalls noch gewerkelt. Zuvor stand hier ebenfalls Schmuck im Vordergrund – zuletzt Trauringe im Speziellen. Das Traditionshaus Grüttert, als Uhrenmacher bekannt, hatte hier vorher einen Laden, war an der Stelle jedoch nicht mehr zufrieden. Nun zieht die Bäckereikette Müller & Egerer aus Rastede in das Gebäude ein. Die Umbauarbeiten laufen seit längerer Zeit. Auf 16 Standorte kommt das Unternehmen in Bremen heute schon. Backwaren im modernen Ambiente gehen offenbar gut. Am Loriotplatz eröffnete zuvor bereits Sam – der "Urban Baker" aus Fischerhude.
Das Wechselspiel in der Bremer Innenstadt dürfte bald in die nächste Runde gehen. Schließlich wird der Laden von Mahlberg & Meyer demnächst zu haben sein.