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Neuer Kursus der Lufthansa In Bremen werden weiterhin Piloten ausgebildet

Bremen soll bei der Pilotenausbildung der Lufthansa auch weiterhin eine Rolle spielen. Wie ein neuer Kursus die offizielle Begrüßung erlebte.
27.09.2022, 20:20 Uhr
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In Bremen werden weiterhin Piloten ausgebildet
Von Florian Schwiegershausen

In einem Hangar am Bremer Airport stehen zwei junge Frauen und 15 junge Männer um eine Diamond DA42 herum und sind voller Erwartungen auf das, was kommen wird. Wenn alles gut geht, werden sie in zwei Jahren zum Piloten ausgebildet sein. In Bremen fangen sie nun mit der Theorie an. Vor ihnen hat bereits ein Kursus im Juli begonnen. Die Botschaft, die Lufthansa damit nach außen senden will: In Bremen wird es weitergehen mit der Pilotenausbildung – allerdings wird es in Zukunft etwas anders laufen. Im ersten Jahr werden die Schüler hier die Theorie machen. Danach geht es für ein halbes Jahr in die USA nach Goodyear bei Phoenix für die ersten Flüge. Schließlich folgt ein halbes Jahr für die Praxisflüge in Rostock-Laage.

So einige Pilotenschüler haben an diesem Morgen leuchtende Augen, als sie in der Diamond DA42 sitzen. Schnell machen sie von sich Fotos im Cockpit oder mit der Schulungsmaschine im Hintergrund. Der Kaffee und die belegten Brötchen neben den Biergartentischen und Bänken werden da zur Nebensache: Sie wollen in die Luft – über die Wolken. Schon jetzt haben sie einen harten Auswahlmodus hinter sich, um für die Ausbildung aufgenommen zu werden, für die jeder von ihnen 105.000 Euro zahlt.

Was früher Verkehrsfliegerschule hieß, nennt sich nun Lufthansa Aviation Training, kurz LAT, in der unter der Marke European Flight Academy sämtliche Flugschulen der zum Lufthansa-Konzern gehörenden Airlines zusammengefasst sind. Der Geschäftsführer der LAT-Pilotenakademie Matthias Lehmann und LAT-Geschäftsführer Matthias Spohr begrüßen den neuen Kurs. Lehmann ist gebürtig aus der Nähe von Bremerhaven und startete vor 21 Jahren in Bremen seine Ausbildung. Matthias Spohr kam 1990 von Wanne-Eickel nach Bremen. Dabei folgte er seinem Bruder Carsten Spohr, der hier vorher die Pilotenausbildung startete und heute der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende ist.

Nähe zur Hochschule ausdrücklich erwünscht

Spohr macht an diesem Morgen deutlich, dass man nach vorn schauen möchte nach dieser Corona-Krise, die er für die Lufthansa als "existenzbedrohend" bezeichnet. Es soll in Zukunft wieder positive Nachrichten beim Thema Flugschule geben. Damit will man auch die gerichtlichen Auseinandersetzungen mit den Pilotenschülern der Corona-Jahre hinter sich lassen, die so den Abschluss ihrer Ausbildung durchsetzen wollten. Am Bremer Flugschulstandort kam außerdem das Ende der Tarifbindung für die Beschäftigten hinzu.

Später sagt Spohr dem WESER-KURIER, dass er selbst vor einem Jahr nicht damit gerechnet habe, wie rasant das Flugaufkommen doch wieder gestiegen sei: "Das bedeutet aber nicht, dass wir hier himmelhochjauchzend Töne verbreiten, denn das wäre ja genau um 180 Grad das Gegenteil von dem, was wir vor zwei Jahren gesagt haben." Angesichts derer, die in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen werden, stehen die Chancen für die künftigen Piloten gut. Dabei sagt Spohr: "Wie schon in der Vergangenheit wird es auch in der Zukunft immer wieder zu Wellenbewegungen kommen." Daher wünschen sich er und Lehmann für die Flugschüler langfristig eine engere Kooperation mit der Hochschule Bremen.

Dort gibt es schon jetzt den Studiengang Luftfahrtsystemtechnik und Luftfahrtmanagement, der im vergangenen Jahr reformiert wurde. Eine dieser Studienrichtungen beinhaltet den theoretischen Teil der Pilotenlizenz für Verkehrsflugzeuge. Für die Pilotenschüler bedeutet das: Sie können sich den theoretischen Teil ihrer Ausbildung auf das Studium anrechnen lassen – um auf diese Weise vielleicht einen Plan B zu haben, sollte gerade wieder kein Bedarf an Piloten sein. Spohr und Lehmann halten es auch für gut, dass ihre neuen Ausbildungskurse auf dem Campus am Bremer Flughafen nun auch einen Austausch zur Hochschule haben.

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Denn das frühere Lufthansa-Schulungsgebäude hat Bremen für gut zehn Millionen Euro gekauft, damit sich dort die Hochschule vergrößern kann. Zum Sommersemester startete sie dort zunächst mit Studiengängen aus den Bereichen Schiffbau, Schiffsmanagement und Nautik sowie Shipping and Chartering. Langfristig will die Hochschule hier ihre Schwerpunkte im maritimen Bereich sowie der Luft- und Raumfahrt zu einem interdisziplinären „Center for Aerospace and Maritime Systems“ zusammenführen.

Bremens Vorteile für die Ausbildung

Doch dieser Dienstag soll dem neuen Ausbildungskurs gewidmet sein. Spohr machte den jungen Leuten Mut: "Es muss auch in Zukunft eine Möglichkeit geben, Menschen über Kontinente hinweg zusammenzubringen, Handel zu treiben und auch Kulturen kennenzulernen." Lehmann gibt den Schülern am Ende den Tipp, wenn es ihnen in der Theorie mal nicht so leicht falle: "Gehen Sie auf die Besucherterrasse und beobachten Sie das Flugfeld. Oder gehen Sie in den Ankunftsbereich und schauen Sie, wie sich dort die Menschen in die Arme fallen." Am Bremer Airport müssen die Schüler dafür nur ein paar Schritte laufen. Laut Lehmann und Spohr sprechen die gute Anbindung des Airports und die Nähe zur Stadt auch weiterhin für Bremen – ebenso auch das Umfeld mit der Deutschen Flugsicherung und Unternehmen wie Airbus und OHB. Und bei so manchem Schulungsflug wird eine der Diamond-Maschinen auch immer mal wieder in Bremen landen.

Zur Sache

In der Schulungsmaschine steckt ein Mercedes

LAT-Geschäftsführer Matthias Spohr betonte gegenüber dem neuen Kurs, dass die Pilotenausbildung in Zukunft klimaneutral sei. Die neuen Schulungsmaschinen vom Typ Diamond DR41 verbrauchten nur noch ein Zehntel von dem, was die alten Ausbildungsflieger benötigten. Und für die Ausbildung spielt auch Mercedes eine Rolle: Denn laut LAT-Pilotenakademie-Geschäftsführer Matthias Lehmann sind in der Diamond DA42 zwei Dieselmotoren der Mercedes-A-Klasse verbaut. Über sieben Maschinen verfügt Lufthansa Aviation Training bereits, perspektivisch sollen laut Matthias Lehmann noch drei Maschinen dieses Typs hinzukommen. Außerdem verfügt LAT in der Schweiz über den Prototypen eines neuartigen Simulators, der noch nicht zugelassen ist, bei dem virtuelle Realität zum Einsatz kommt. Die Pilotenschüler werden dort also Brillen tragen, auf denen ihnen virtuelle Realität eingespielt wird. In Bremen ist man für einige Fächer nun noch auf der Suche nach pädagogisch geschulten Dozenten.

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